Das Geheimnis des Millionaers
fortgeschickt und stattdessen zugelassen, dass sein Neffe als offizieller Erbe auftrat. Warum?
„Die ersten Gäste gehen schon wieder“, sagte Chay plötzlich leise neben ihr.
„Chay, ich muss unbedingt mit dir reden. Gerade habe ich erfahren, dass du … dass Angus und du …“
„Ja. Und?“
Ungläubig sah sie ihn an. „Wie kannst du noch fragen? Das ändert doch alles!“
„Nichts ändert es“, widersprach er leise. „Und wir haben bereits alles Nötige gesagt. Jetzt hilf mir, die Gäste zu verabschieden.“
12. KAPITEL
Der Erfolg der Cocktailparty hielt auch beim anschließenden Dinner an. Mrs. Whitley hatte sich mit dem Essen selbst übertroffen, und Margaret Strettons Ankunft sorgte natürlich für neuen Gesprächsstoff.
Das Lachen und die angeregte Unterhaltung der anderen boten Adrienne die perfekte Möglichkeit, um sich zurückzuhalten und ihren eigenen unglücklichen Gedanken nachzuhängen. Es war, als hätte sie all die Jahre in einen Zerrspiegel geblickt und sähe die Dinge jetzt zum ersten Mal so, wie sie wirklich waren.
Und sie erkannte ihre fürchterlichen und schwerwiegenden Fehler.
Als Chay seinen Stuhl zurückschob und aufstand, verstummten die Gespräche.
„Ich möchte einen Toast ausbringen, auf Adrienne, die ein verlassenes Haus in ein wunderbares Heim verwandelt hat. Als meine Assistentin hat sie alles so hergerichtet, um Sie und euch an diesem Wochenende mit einem herzlichen Willkommen hier zu empfangen. Jetzt ist es Zeit für sie, wieder zu ihrem eigenen Leben zurückzukehren, zu ihrer eigenen Karriere.“ Er hob sein Glas. „Viel Glück und Erfolg, Adrienne.“
Noch während seine Worte in der Luft hingen, sah Adrienne, wie Arlena Travis die Augenbrauen leicht anhob und die anderen Frauen Blicke mit ihren Männern tauschten. Eine leichte Röte legte sich auf Adriennes Wangen, sie senkte den Kopf. Eine derart öffentliche Entlassung hatte sie wahrlich nicht erwartet.
„Eine Sache noch.“ Chay griff in die Innentasche seines Jacketts und zog ein flaches Etui hervor. Damit ging er um den Tisch herum zu Adrienne. „Eine Erinnerung an die Zeit, die wir zusammen verbracht haben.“
Adriennes Finger zitterten, als sie den Deckel hob. Denn sie wusste, was in dem Etui lag, und hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Als ihr die dunkelroten Steine des Granatanhängers auf einem weißen Satinbett entgegenfunkelten, schnappte sie leise nach Luft. Chay nahm die feine Goldkette und legte sie Adrienne an.
„Der Originalverschluss war defekt. Ich habe ihn ersetzen lassen.“
Adrienne hatte fast vergessen, wie schön der Anhänger war, welches Feuer in den Steinen loderte. Mit den Fingerspitzen befühlte sie die Kette.
„Danke.“ Ihre Stimme klang für ihre eigenen Ohren fremd. „Das hätte ich nie erwartet.“
Sie sah zu Chay, suchte in seinem Gesicht nach irgendeinem Zeichen, doch sie entdeckte keine Regung. Er wandte sich ab und kehrte zu seinem Platz zurück.
Arlena Travis lehnte sich vor. „Das ist ein wunderbares Stück, Liebes.“ Sie begutachtete den Anhänger mit Kennerblick und nickte. „Sehr alt und sehr wertvoll. Es gibt doch sicherlich eine Geschichte dazu, oder?“
„O ja.“ Margaret Stretton ergriff das Wort. „Ein junger Mann kaufte es als Geburtstagsgeschenk für das Mädchen, das er heiraten wollte. Doch seine Eltern, ob nun richtig oder falsch, glaubten, dass das Mädchen noch zu jung für einen so großen Schritt sei, und befürchteten, dass der Gedanke an eine Ehe sie eher abschrecken würde.“
Adrienne hielt den Atem an, den Blick unablässig auf die ältere Frau gerichtet.
„Außerdem gab es auch noch andere Widerstände. Sehr ernste Widerstände sogar. Also beschloss man, ihr den Anhänger als ein Geschenk der Familie zu überreichen, ohne Verpflichtungen, ohne Druck, und dass der junge Mann das Mädchen behutsam umwerben sollte.“ Margaret seufzte. „Aber dann ging alles schrecklich schief, und die jungen Leute trennten sich in großer Verbitterung.“ Sie lächelte in die Runde. „Eine traurige Geschichte, aber das alles liegt schon lange zurück. Es ist nicht mehr wichtig. Und ich bin froh, dass der Anhänger nun doch noch einen guten Zweck erfüllt.“
Ja, als Abschiedsgeschenk, dachte Adrienne verzweifelt. Sie sah zu Chay, versuchte ihn zu zwingen, sie anzusehen, doch er unterhielt sich mit Nathalie Byron. Sie sah nur sein Profil, markant und stark, aber seltsam distanziert.
Unerreichbar, dachte sie, und
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