Das Geheimnis des Millionaers
zur Bank gegangen, aber die wollten nicht mit mir reden, sondern meinten, ich müsse mich an Sie halten.“
„Ich werde mit der Bank reden. Wahrscheinlich ist irgendetwas mit dem Computer schiefgelaufen.“
„Ja, bestimmt. So was passiert ja häufig. Aber … solange nicht sicher ist, ob wir bezahlt werden, können wir natürlich nicht weiter für Sie arbeiten, Miss Lander. Schließlich warten noch andere Aufträge auf uns.“
„Ja, natürlich. Ich regle das sofort, Gordon. Also, bis dann“, sagte sie zuversichtlicher, als sie sich fühlte, und klappte das Handy zusammen.
Ein Fehler, ein Missverständnis. Es konnte gar nicht anders sein. Doch plötzlich tauchte wieder das Bild der schwarz gekleideten Gestalt auf dem Rasen vor ihr auf, wie ein böses Omen.
Sei nicht albern, ermahnte sie sich. Du gehst jetzt zur Bank und klärst die Sache.
Für die Geldangelegenheiten nutzten Piers und sie ein einfaches System. Er hatte bei der Bank ein Konto auf ihren Namen eröffnet, für das sie die alleinige Vollmacht und das Scheckbuch besaß. Jeden Monat schickte sie ihm eine genaue Aufstellung der Kosten, und er deponierte eine ausreichende Summe auf dem Konto, damit sie die Rechnungen begleichen konnte.
„Du bist zu vertrauensselig“, neckte sie ihn.
„Ich liebe dich“, erwiderte er. „Und wenn man liebt, vertraut man auch.“
Während der letzten vier Monate hatte dieses System reibungslos funktioniert. Ausgerechnet wenn die höchsten Rechnungen anstehen, muss es ins Stocken geraten, dachte Adrienne frustriert und startete den Jeep.
In der Bank herrschte reger Publikumsverkehr, und Adrienne beschlich das ungute Gefühl, dass man sie verstohlen anstarrte, während sie auf den Empfangsschalter zusteuerte. Wahrscheinlich formulieren sie schon die Entschuldigung, weil sie es verbockt haben, dachte sie und zuckte unmerklich mit einer Schulter.
„Oh, Miss Lander.“ Die Empfangssekretärin schaute sie perplex an. „Wir haben den ganzen Morgen versucht, Sie zu erreichen. Aber zu Hause bei Ihnen meldet sich nur der Anrufbeantworter.“
„Richtig.“ Das hörte sich ja fast wie ein Vorwurf an! „Ich übernachte auf The Grange, um die letzten Arbeiten zu beaufsichtigen.“ Nicht, dass es dich etwas anginge.
„Das erklärt es natürlich. Setzen Sie sich doch bitte einen Moment. Mr. Davidson möchte dringend mit Ihnen reden.“
Mit leicht unsicheren Knien ging Adrienne zu der Sitzgruppe, dankbar, dass sie sich setzen konnte. Das klang nämlich keineswegs nach der Einleitung für eine unterwürfige Entschuldigung, im Gegenteil.
Adrienne wünschte, sie hätte sich umgezogen. Rock und Bluse oder ein Kleid, elegante Pumps und Make-up. Denn inzwischen machte sich das mulmige Gefühl in ihrem Magen breit, dass sie alle Hilfe brauchen könnte. Und in ihrem momentanen Aufzug sah sie wie knapp sechzehn aus.
„Miss Lander?“ Mr. Davidson kam zu ihr. „Kommen Sie bitte mit ins Besprechungszimmer.“ Ein schmales Lächeln und ein kurzer Blick. Als sie das Konto eingerichtet hatten, war seine Reaktion um einiges begeisterter gewesen.
Nicht zum ersten Mal wünschte Adrienne, Piers hätte das Baukonto bei ihrer Bank eröffnet, wo man sie kannte und schätzte.
Mr. Davidson schloss die Tür hinter ihr, und Adrienne nahm auf dem Stuhl Platz, auf den er zeigte.
„Mr. Davidson, ich musste soeben erfahren, dass Ihre Bank einige meiner Schecks zurückgewiesen hat.“
„Mir blieb nichts anderes übrig, Miss Lander. Das Konto ist leider nicht gedeckt.“
Ihre Kehle schnürte sich zu, das Herz begann schnell zu pochen. „Dann hat sich die Einzahlung wohl aus irgendeinem Grund verzögert“, sagte sie mit erzwungener Ruhe. „Vielleicht könnten Sie eine gewisse Kulanz zeigen, bis ich mit meinem Verlobten gesprochen habe.“
„Ich fürchte, mir sind die Hände gebunden, Miss Lander. Uns wurde mitgeteilt, dass keine weiteren Einzahlungen auf dieses Konto eingehen. Hat Mr. Mendoza Sie denn nicht informiert?“
„Keine Einzahlungen mehr?“ Ihre Lippen fühlten sich taub an. „Aber das ist doch unmöglich!“
„Leider nicht, Miss Lander.“ Er hielt inne und schien seine Worte mit Bedacht zu wählen. „Und ich muss Ihnen noch eine schlechte Nachricht überbringen. Ich habe soeben erfahren, dass Mr. Mendoza nicht mehr der Eigentümer von Wildhurst Grange ist. Er hat das Anwesen an eine Immobilienfirma verkauft.“
Der Raum schien sich plötzlich zu drehen, in Adriennes Ohren summte es laut. „Unmöglich, das kann
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