Das Geheimnis des Moguls
steif.
Die Ärztin lächelte, als ob sie seinen inneren Kampf erkannt hätte. „Lassen Sie einfach Ihre Handynummer hier, und wir rufen Sie an, sobald wir Ergebnisse haben.“
Das ist ein Albtraum, dachte Sloane.
Im Café warteten sie, während ein gelangweilter Barista ihnen zwei Tassen Kaffee bereitete – eine dunkle Röstung für ihn, koffeinfrei für sie. Sie beobachtete Ethan, wie er mit den Tassen hantierte.
Sie schaffte es, ihre Tasse selbst zum Tisch zu tragen, und war sich vage bewusst, dass Ethan ihr einen Stuhl hinhielt. Ohne nachzudenken, fing sie zu trinken an, aber der Kaffee war noch zu heiß. Ethan trank seinen trotzdem.
Sie wartete, bis er seinen Becher abgesetzt hatte, bevor sie fragte: „Was machen wir?“
„Lass uns abwarten, was die Ärztin sagt.“
„Stufe fünf“, meinte sie und wagte sich schließlich an die Frage, die ihr auf der Zunge brannte. „Das ist ernst, oder?“
Sie sah, dass es ihm unangenehm war und er sie am liebsten belogen hätte. Aber sie erkannte auch den Moment, als er sich entschloss, ganz offen zu sein, die Wahrheit zu sagen. „Ja“, antwortete er. „Es ist sehr ernst.“
„Was wird passieren?“ Sie sah, dass er eine Antwort gerne vermieden hätte, dass er drauf und dran war, wieder zu sagen, sie sollten auf Dr. Johnsons Einschätzung warten. Darum legte sie Dringlichkeit in ihre Stimme. „Was wird passieren, wenn wir das Schlimmste annehmen? Wenn also alle Tests schlecht ausfallen?“
„Wir könnten sie vielleicht mit Medikamenten behandeln. Wahrscheinlich wird sie nicht so lange leben. Kommt auf den Grund für das Herzgeräusch an.“
Er ging alle Möglichkeiten durch, ganz Arzt. Er war zwar kein Veterinär, aber er hatte Laborergebnisse gesehen, die auf Tierversuchen basierten. Nun lagen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten vor ihnen. Dr. Johnson würde genaue Informationen haben, was ihnen bei einer Entscheidung helfen würde.
Sachlich. Mechanisch. Machbar.
Ethan sah, was sein Tonfall mit Sloane machte: Sie zog sich zurück. Wahrscheinlich war sie sich nicht einmal bewusst, dass ihre Hände wieder schützend auf ihrem Bauch lagen.
Er sollte auf sie zugehen. Ihre Hand nehmen, sie trösten. Er sollte ihr sagen, dass sie es schon schaffen würden, gemeinsam, egal, was die Ärztin sagen würde.
Aber er konnte nicht. Nicht, nachdem er erlebt hatte, was mit seinen Eltern passiert war. Nicht, nachdem er seine Schwester und dann seinen Bruder verloren hatte. Er fühlte den Schmerz noch immer.
Dieser Zach und seine dämliche verdeckte Auktion! Er würde den Hundezüchter verklagen.
Er seufzte. Er konnte Zach auch später noch auf den Züchter hetzen. Jetzt musste er für Sloane da sein. Er zwang sich zu einem leichteren Tonfall. „Hattest du Haustiere als Kind?“
Sloane hörte seine Frage und kehrte wieder zurück aus ihrer Welt der verzweifelten Gedanken. Mach nicht mehr daraus , erinnerte sie sich. Warte ab, bis du weißt, was Sache ist. Sie versuchte an die bunten Bilder des Projekts der Hoffnung zu denken.
„Ein paar“, antwortete sie. „Als ich in der vierten Klasse war, hatte meine Pflegefamilie eine Gans.“
„Eine Gans!?“
Das überraschte ihn. Sie musste lächeln, trotz der Sorge um Daisy. „Ja, sie war riesig – der Schnabel ging mir bis zur Brust, wenn sie sich streckte. Und sie war besser als jeder Wachhund. Sie machte höllischen Lärm, sobald jemand in unsere Einfahrt kam.“
„Was frisst eine Gans? Gänsefutter?“
Sie lachte. „Getreide, Kräuter aus dem Garten, etwas Katzenfutter wegen der Proteine. Die Familie hatte Gertrude schon, seit sie ein Küken gewesen war.“
„ Gertrude!? Jetzt nimmst du mich aber auf den Arm!?“
„Nein! Ehrenwort!“ Sie hob drei Finger wie zu einem ernsten Schwur. „Ich hatte eine Mordsangst vor ihr am Anfang. Wenn sie aufgeregt war, fauchte sie und schlug mit den Flügeln. Nach einer Weile wurden wir Freunde. Ich redete jeden Abend mit ihr. Erzählte ihr von meinem Tag in der Schule und von den süßen Jungs.“
„Süße Jungs, hmm?“ Er blickte sie gespielt grimmig an. „Sollte ich mir Sorgen machen?“
„Ich glaube nicht, dass Billy Burton mich demnächst fragt, ob ich seine Begleitung zum Schulball sein will.“
„Könnte doch sein“, meinte Ethan.
Sloane musste lachen. Es fühlte sich gut an, von Ethan geneckt zu werden. Seinen Besitzanspruch zu spüren. Niemand hatte bisher um sie gekämpft, nicht einmal zum Spaß. „Und was ist mit dir?“, fragte sie.
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