Das Geheimnis des Moguls
aufgetragen und wie immer einen Tick zu knallig.
„Ethan, mein Lieber!“, sagte sie und hob ihren Kopf, sodass er sie küssen konnte. Er war erfreut, dass sie etwas erholter aussah.
„Großmutter.“ Er streifte mit den Lippen ihre Wange. „Darf ich dir Sloane Davenport vorstellen? Sloane, das ist meine Großmutter, Margaret Hartwell.“
Einen Augenblick lang fragte Sloane sich, ob sie einen Knicks machen sollte. Es war seltsam, wie Ethan sich gab, so reserviert. Sie hatte ihn noch nie so gesehen.
Margaret hielt ihr jedoch die Hand hin und lächelte, der Inbegriff einer perfekten Gastgeberin. „Sloane, meine Liebste. Wie schön, Sie kennenzulernen. Ich muss zugeben, Sie kommen mir bekannt vor …“
Sloane hoffte, dass ihre Finger nicht zu sehr zitterten. „Wir sind uns bei der Frühlingsauktion der AFAA kurz begegnet.“
„Natürlich!“, rief Mrs Hartwell aus. „Ethan erzählte, dass Sie nicht mehr bei der Stiftung sind. Er sagte, dass Sie etwas mit … Kinderpsychologie machen!?“
Sloane sah unsicher zu Ethan hinüber. Wie viel von ihrer unschönen Entlassung hatte er Mrs Hartwell erzählt? Sie versuchte, gelassen zu klingen. „Ich entwickle ein virtuelles Kunsttherapiesystem, um Kinder dabei zu unterstützen, sich an das Leben in ihrer Pflegefamilie zu gewöhnen.“
Margarets Nicken sah wie Zustimmung aus. „Das klingt kompliziert.“
„Ist es auch“, antwortete Sloane, „aber es gibt großen Bedarf dafür.“
„Ich würde gerne mehr über Ihre Arbeit hören. Haben Sie sich denn schon mit Ihren Mitbewerbern beschäftigt?“
Schließlich trat Ethan vor und seufzte entnervt. „Großmutter, wir sind nicht hergekommen, um von einer Unternehmerin ausgefragt zu werden.“
„Es macht mir nichts aus …“, begann Sloane, aber Mrs Hartwell fiel ihr ins Wort.
„Du hast recht, Ethan. Wir sollten Geschäftliches und Vergnügen trennen. Wärst du so lieb, mir einen Drink zu bringen? Gin Tonic mit …“
„… extra Eis und drei Limettenscheiben.“ Sloane hörte, wie gelangweilt Ethan klang, und sie erwartete dabei, ein nachsichtiges Grinsen in seinem Gesicht zu sehen. Aber er blickte finster und zögerte, bevor er sich aufmachte. Sloane nickte ihm zu, um ihm zu signalisieren, dass es ihr gut ging und dass sie weiteren Small Talk problemlos bewältigen würde – mit der Frau, die ihre … Schwiegergroßmutter würde!?
Sobald Ethan außer Sichtweite war, klopfte Margaret auf den Stuhl neben sich. „Bitte, meine Liebe. Setzen Sie sich. Ich kann mir vorstellen, dass Sie zurzeit noch schnell müde werden? Ich nahm aber an, dass die Phase der Übelkeit schon vorbei ist, sonst hätte ich Ethan auch nicht vorgeschlagen, Sie mitzubringen.“
Sloane versuchte, ihre Überraschung zu verbergen. Sie analysierte den Tonfall der Worte auf Missfallen oder Verachtung. Aber sie konnte nichts davon heraushören. Nur die Fürsorglichkeit einer guten Gastgeberin. „Ich … danke“, sagte sie und setzte sich. „In den letzten Wochen ist es mir schon viel besser gegangen.“
„Ich schätze, mein Enkel gibt gut auf Sie acht?“
„Natürlich, Mrs Hartwell.“
„Tsts, das klingt aber etwas angestaubt!? Und Großmutter klingt so nach einem Theaterstück, auch wenn Ethan das Wort in den Mund nimmt. Warum versuchen wir es nicht mit Margaret ?“
„Margaret“, sagte Sloane lächelnd. „Ja, Margaret, Ethan ist sehr nett zu mir.“
„Nett.“ Margaret neigte den Kopf vor wie eine Elster auf der Suche nach etwas Glitzerndem. „Ich sehe, dass er dir einen sehr schönen Ring gekauft hat!“
Schüchtern streckte Sloane ihre Hand aus. Margaret nahm sie und drehte sie leicht, um besser sehen zu können. „Ich war sehr überrascht“, vertraute Sloane ihr an. „Ich hätte nie so etwas Schönes erwartet.“ Sie hielt inne, als ihr bewusst wurde, dass Margaret ihre Worte vielleicht als Kritik an Ethan auffasste. „Ich meine, Ethan hat einen tollen Geschmack. Natürlich würde er einen schönen Ring aussuchen. Ich meinte nur …“
Sie verstummte. Was sollte sie sagen? Die Verlobung ist eine rein geschäftliche Vereinbarung? Um für das Wohlergehen des Kindes zu sorgen, des Babys, mit dem keiner von beiden gerechnet hatte in dieser einen atemberaubenden Nacht im Eastern Hotel?
Nein, Margaret musste eindeutig nichts vom One-Night-Stand im Eastern erfahren.
Die alte Dame ließ Sloanes Hand los. „Du scheinst es meinem Enkel sehr angetan zu haben, meine Liebe. Er war nie so … aufmerksam, wie er bei
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