Das Geheimnis des Moguls
Verlobungsring hin und her. Diese Lüge konnte sie nicht weiter an ihrem Finger tragen. Ein Verlobungsring war ein Zeichen des Vertrauens, und Ethan vertraute ihr überhaupt nicht. Er sah sie keineswegs als ebenbürtig an. Und ganz sicher liebte er sie auch nicht – er hatte auch nie annähernd etwas in dieser Richtung gesagt.
Sie konnte seinen Ring nicht tragen und wollte ihn abstreifen.
Aber der Ring steckte fest. Ihre Hände mussten von der Schwangerschaft geschwollen sein und von der Hitze den ganzen Abend lang. Trotzdem zerrte sie kräftiger, auf einmal besessen davon, ihn abzunehmen. Sie hörte ihr Herz in den Ohren pochen. Sie schloss die Augen und versuchte, sich zu beruhigen.
Sie erinnerte sich, wann sie sich das letzte Mal so hilflos gefühlt hatte: Es war der Moment, als die Reporter vor ihrer Wohnung auf sie gelauert hatten. Ihre nette kleine Wohnung war längst Geschichte. Morgen, wenn sie Ethan verlassen hätte, würde sie kein Dach mehr überm Kopf haben. Ihre Kehle schnürte sich bei dem Gedanken daran zusammen.
Und es war ja auch nicht nur ihr Privatleben ein Desaster. Sie hatte schon einen Job wegen Ethan verloren. Wie sollte sie nun am Projekt der Hoffnung arbeiten? Mit all dem Klatsch des letzten Monats würden potenzielle Investoren sie einfach nur für eine weitere Eroberung Ethans halten, die das alles nur aus Abenteuerlust tat. Sie würde das Projekt niemals Realität werden lassen können.
Ihr wurde ganz eng ums Herz.
Sie ballte die Hände zu Fäusten: ein Herzinfarkt!? Hier und jetzt, mit dem unschuldigen und hilflosen Baby in ihr!? Sloane schnappte nach dem Telefon auf dem Nachttisch und wählte die Null. James würde kommen und sie retten. Und das Baby.
Mit einem lauten Klirren fiel die Nachttischlampe zu Boden und zerbrach. Mit einem Schluchzen tastete sie erneut nach dem Telefon, fand es, ließ es wieder fallen und versuchte es ein drittes Mal.
Ethan hörte den Krach. Er lehnte an der Tür der Gästesuite. Im Geiste war er das ganze Desaster dieses Abends noch einmal durchgegangen. „Mach es wieder gut!“, hatte ihm seine Großmutter eingeschärft. Aber was genau erwartete sie von ihm? Wie konnte er vor Sloane etwas zugeben, das er sich nicht einmal selbst einzugestehen wagte?
Er dachte gerade zum x-ten Mal daran, wie seine Großmutter ihm das Leben schwer machte, als er den Krach hörte. Adrenalin schoss in seine Adern.
Er sprang auf und rannte in die Suite.
„Sloane!“, schrie er. Wild um sich schlagend, warf sie ihre Beine auf die Seite, auf der das Telefon lag – und das zerbrochene Glas der Nachttischlampe. Er sprang aufs Bett, aber Sloane entglitt ihm wie Wasser. Er griff fester zu und nahm sie um die Taille.
Sie wehrte sich und stöhnte auf. Ihr Atem ging hektisch, und Ethan spürte ihre Panik. Mit den Händen auf ihren Hüften zog er sie zurück, sodass sie auf ihm zu liegen kam, und er hielt sie mit den Beinen fest.
„Alles okay!“, sagte er. „Sloane, es ist alles okay! Hör mir zu: Einatmen, ausatmen, einatmen. Es ist alles okay!“
Seine Worte drangen zu ihr durch wie beim Aufwachen aus einem Albtraum. Sie spürte seine Arme wie eiserne Fesseln um sich, und sie war zwischen seinen Beinen gefangen. Am Rücken spürte sie seine Atemzüge, die sie daran erinnerten, selbst zu atmen.
„Atmen!“, sagte er wieder, und sie folgte seiner Aufforderung. „Atmen.“ Nun erinnerte sich ihr Brustkorb wieder, wie das ging. „Atmen.“ Er nahm seine Hände von ihrer Taille und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. „Atmen!“, sagte er ein letztes Mal.
„Ich …“, flüsterte sie. „Ich dachte, ich hätte so etwas wie einen Herzinfarkt.“
Er sprach ebenfalls leise, damit sie noch ruhiger wurde. „Das war wohl eher ein Panikanfall. Tut dir irgendwas weh?“ Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. „Hast du irgendwo ein Taubheitsgefühl?“ Noch ein Kopfschütteln. „Kribbelt es in den Armen?“ Wieder ein Nein. „Dann ist alles in Ordnung“, meinte er.
Sie schloss die Augen und kam sich dämlich vor. Warum hatte sie sich so in das Einsamkeitsgefühl hineingesteigert? Das konnte nicht gut sein für das Baby. Und für sie selbst auch nicht. Und noch dazu hatte sie das Zimmer verwüstet.
Ethan schlang seine Arme fester um sie und wiegte sie hin und her. Als er im Dunkeln zuhörte, wie Sloane ruhiger und ruhiger wurde, wusste er, dass er etwas tun, etwas sagen musste. „Mach es wieder gut!“, hatte seine Großmutter ihm befohlen.
Er wusste, wie man
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