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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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blickten sie johlend zu einer anderen Gruppe. Das mussten die Illyrier sein.
    Ich gab vor, das Geschehen zu beobachten, ließ meinen Blick jedoch über die Menge schweifen. Schließlich fand ich den Mann, nach dem ich suchte – Cotys. Ich wollte mich selbst über ihn hermachen, aber es gab zu viele Gegner.
    Ich schob mich zu Rubella hinüber und murmelte: »Die Gruppe da drüben am Büfett, der Gauner in dem pflaumenfarbenen Mantel – können Ihre Jungs den festnehmen?« Der Tribun schien mich nicht zu hören. Ich hatte Vertrauen in ihn. Rubella schlenderte selbst zum Büfett hinüber, als wollte er sich was vom Spießbraten holen, und nickte dabei unterwegs einem oder zwei seiner Fußsoldaten zu. Er war durchtrainiert und furchtlos. Eines musste man Rubella lassen – wenn es zum Kampf kam, war er äußerst standfest. Ein betrunkener Gastwirt hatte ihm mal einen Hieb versetzt und gesagt, es sei, als würde man gegen Mauerwerk boxen.
    Cotys spürte, dass es Ärger geben würde. Aber er war immer noch dabei, sein Messer zu ziehen, als ihn Rubella – einhändig – zu Boden warf. Dann stellte sich der Tribun auf Cotys’ Messerarm und aß ruhig seinen Spießbraten, während er darauf wartete, dass sich der Lärm legte.
    Plötzlich war es still. Wenn ein schwerer ehemaliger Zenturio mit seinem ganzen Gewicht auf jemandes Handgelenk steht, bekommen alle Mitgefühl – aber keiner würde daran denken, dem Mann auf dem Boden aufzuhelfen.
    »Wollten Sie den da, Falco?«, rief mir Rubella im Plauderton zu, als hätte er gerade einen Plattfisch am Fischstand ausgesucht. Mit dem Nagel seines kleinen Fingers pulte er sich Fleischreste aus den Zähnen. »Wer ist das, und was hat der Dreckskerl getan?«
    Ich nahm Helena die Stiefel ab. »Der Mann heißt Cotys und ist ein arroganter Illyrier. Er hat mich zu einer Fahrt auf seiner undichten Liburne gezwungen, wollte mich ertränken und hat mir mein Schwert gestohlen – das nur als Auftakt. Diese Stiefel gehören auch zu der Geschichte. Gestern sah ich den Mann, den Petronius verhaftet hat, in ihnen herumstapfen. Er und ein anderer zwielichtiger Bursche trugen eine Kiste auf ein Schiff. Cotys behauptet, es wäre seine Schiffskiste, aber – und daran werden Sie interessiert sein, Tribun – es ist dieselbe, welche die beiden Scriptoren mit dem Lösegeld für Diocles nach Ostia gebracht hatten.«
    »Danke. Eindeutige Anklagen gefallen mir am besten!« Rubella bleckte die Zähne zu einer Art Grinsen. Dann hob er seinen Fuß und zog Cotys mit einer einzigen kräftigen Bewegung am Arm hoch, einer Bewegung, von der Rubella gewusst haben musste, dass sie dem Mann den Arm auskugeln würde. Cotys schrie vor Schmerz. »Scheint ein Weichei zu sein«, bemerkte Rubella. Die Vigiles haben einfache Regeln. Eine davon heißt: Untergrabe stets die Autorität eines Gangsterbosses mit Beleidigungen, wenn seine Männer zuschauen. Nach meiner Qual auf dem Schiff kam mir das sehr gelegen.
    »Also, du hast gestern die Fähre überfallen und die Geldkiste geklaut, ja?«, wollte Rubella wissen.
    »Hat nichts mit mir zu tun«, jaulte Cotys.
    »Du hast die Lösegeldforderung geschickt?«
    »Nein! Das hab ich doch schon Falco gesagt.« Diesmal war er echt entrüstet.
    »Woher wusstest du dann von dem Geld?«
    »Ein Gerücht in einem Bordell. Eine Geldladung sollte in der Pflaumenblüte übergeben werden.«
    »Woraufhin du beschlossen hast, sie zu klauen, bevor sie dort ankam? Wen hast du dabei übers Ohr gehauen, Cotys? Deine Freunde, die Kilikier?« Die Kilikier begannen zu grummeln.
    »Einen Verbündeten würden wir nie betrügen!« Cotys überzeugte sie nicht. Die Kilikier heulten auf und machten sich bereit, hässlich zu werden.
    »Haben sie Diocles?« Ich sah, wie Rubellas Blicke die Situation mit der Menge zusammenfassten. Gegenseitige Verdächtigungen zwischen den beiden nationalen Gruppen gerieten gefährlich nahe an den Siedepunkt. Der Tribun schnaubte. »Cotys, ich verhafte dich für den Diebstahl von Falcos Schwert. Über den Rest lass uns in meinem Wachlokal reden. Macht Platz, Leute. Bringen Sie das Barfußwunder mit, Petro.«
    Weiße Gewänder flatterten. »Nein, wartet!« Wieder versuchte Rhodope sich einzumischen. Sie schwang immer noch die Fackel, und die Flammen drohten ihr hauchdünnes Gewand in Brand zu setzen. Helena und Albia beeilten sich, sie zurückzuhalten. »Das kann nicht stimmen. Das ist Cotys …«
    »Ist mir bekannt«, blaffte Rubella. Er musste hier raus. Mit so

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