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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Flammen umflackert. Sein Kopf mit der kunstvollen langen Haarpracht war von einer riesigen grünen Feueraureole umgeben.

LVI
    M enschen stoben völlig hysterisch auseinander. Petro und ich stürmten vorwärts.
    »Wo kriegt man diese Pomade? Die will ich auch haben!«
    Wir sammelten das schluchzende Mädchen ein und nahmen den Flötisten gleich mit, zu seinem eigenen Schutz. Mit Helena und Albia auf unseren Fersen, entfernten wir uns eilends von dem Bestattungsgelände. Wir kamen an einem Seitenweg vorbei, aus dem ein paar Vigiles traten. Petro brüllte einen Befehl. Sie attackierten unsere Verfolger, und obwohl sie weit in der Minderzahl waren, verschafften sie uns ein wenig Raum. Wir hatten fast das Ende der Nekropole erreicht, als hinter uns schwere Schritte donnerten. »Rasch, hier rein!« Petro stieß uns alle in ein offenes Grabmal und schob mit der Schulter die Tür zu. Atemlos ließen wir fünf uns in der Dunkelheit zu Boden sinken.
    Rasch zählte ich im Kopf nach. Wir sechs.
    Immer noch nach Atem ringend, keuchte ich leise: »Lucius, mein Junge, das könnte das Dämlichste sein, was du je getan hast.«
    Er war völlig überdreht. »Ich frag mich, wer hier wohl wohnt.«
    Helena Justina fand meine Hand und hielt sie fest. »Und ich dachte, du wärst unvernünftig.«
    »Wie heißt du, mein Junge?«, murmelte Petro dem Flötisten zu.
    »Chaeron.«
    »Nun, Chaeron, ich wollte dir nur sagen, bevor wir hier rausgezerrt, in kleine Stücke gehackt und von einer hässlichen Piratenbande zu Suppe gekocht werden – gut gemacht.«
    Der Flötist kicherte.
    Niemand rüttelte an der Tür. Von draußen war nichts zu hören. Petro entschied, dass dies bedeutete, sie konnten uns auch nicht hören.
    »Nun, junge Rhodope«, rückte er der unsichtbaren Ursache unserer Unbequemlichkeit zu Leibe, »das könnte einige Zeit dauern. Während wir hier festsitzen, werde ich dir ein paar Fragen stellen.«
    »Ich möchte auch eine stellen.« Rhodope hatte Mut. Nachdem sie ihre Hysterie überwunden hatte, kehrte sie ihre Dickköpfigkeit wieder heraus. »Wurde mein Theopompus tatsächlich von seinen eigenen Leuten umgebracht?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil …« Mit Mädchen konnte Petronius sehr sanftmütig sein. »Er hat sich in dich verliebt. Cotys muss verärgert gewesen sein, dass Theopompus die Gruppe in Gefahr gebracht hat.«
    »Wie das? Ich habe ihn geliebt. Ich hätte niemals Geheimnisse verraten.«
    Petronius wusste nicht, wie er ihr beibringen sollte, dass sie das bereits getan hatte. Sie war verletzlich und jung. Ihr Vater war so verzweifelt gewesen, dass er die Anweisung, über die Entführung zu schweigen, ignoriert hatte und zu den Vigiles gegangen war. Posidonius’ Name in der Akte im Wachlokal hatte mich zu ihm geführt und dann zu ihr. Rhodope hatte uns zu Theopompus geführt. Theopompus hatte uns zu den Illyriern geführt, die bis dahin noch nicht mal Verdächtige gewesen waren. Nach Monaten, wenn nicht Jahren, hatten die Vigiles einen Zugang zu den Entführern, Cotys war im Gefängnis, und weitere Verhaftungen würden folgen. Es hätte auch auf andere Weise geschehen können, doch Rhodope war nach wie vor das einzige Opfer, das uns etwas Verwertbares erzählt hatte.
    Aus Sicht der Entführer lag die wirkliche Schuld bei Theopompus, weil er das Mädchen verführt hatte. Von dem Moment an hatte sich der ausgeklügelte Lösegeldplan, der auf Terror und Schweigen bestand, aufzulösen begonnen. Theopompus hatte Rhodope seinen Namen genannt. Dann war er, aus welchem Grund auch immer, mit ihr durchgebrannt. Seine Kumpane wussten, wer Strafe verdient hatte.
    Ich fragte mich, warum man Rhodope am Leben gelassen hatte. Sie hätten sie zusammen mit ihrem Liebhaber umbringen können. Vielleicht hatten sie zu viel Angst vor dem Aufschrei gehabt.
    Ich glaubte nicht mehr, dass die Illyrier Theopompus befohlen hatten, Rhodope aus Rom zu holen. Wenn sie sie vom Reden hätten abhalten wollen, läge sie auch tot auf der Salzmarsch. Er musste das aus eigenen Stücken getan haben. Die freundliche Folgerung lautete, dass er sie tatsächlich liebte und es nicht ertragen konnte, von ihr getrennt zu sein. Der zynische, eher wahrscheinliche Grund war, dass er es nicht ertragen konnte, vom Geld ihres Vaters getrennt zu sein. Theopompus war der Überzeugung, dass er, wenn er an Rhodope festhielt, immer mehr aus Posidonius rausquetschen könnte. Wenn er die Erlöse nicht an die Gruppe weitergegeben hatte, sondern für sich behielt, könnte das

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