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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gescheiten Hirn arbeitete es. »Ich glaube, er ist ein Pirat, der Lügen verbreitet.«
    »Das dürfte zu seinem Beruf gehören. Aber er behauptet, nur ein ehrlicher, seit langem im Ruhestand lebender Schiffskapitän zu sein, der wollte, dass Diocles ihm dabei half, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben.«
    Helena nahm mich erneut in die Arme. Gegen meinen Hals gedrückt, murmelte sie, wobei die Worte verlockend kitzelten: »Ein Pirat, der über seine Vergangenheit lügt … Heißt das, er wollte, dass der vermisste Geisterschreiber die Memoiren fälschte? «
    Wir einigten uns darauf, dass das lächerlich war.
    Aber als Helena und ich die Sache durchsprachen, fragten wir uns, ob Diocles das Projekt unschuldig begonnen hatte und sich so in den Ferien ein bisschen Bares extra verdienen wollte, nur um dabei über eine unerwartete Geschichte zu stolpern. Hatte Damagoras dummerweise die falsche Person eingestellt? Hatte der Scriptor etwas erfahren, das seine Ermittlerinstinkte weckte, und war er kurz davor gewesen, einen Skandal im Tagesanzeiger aufzudecken? Das hätte ihn in ernste Schwierigkeiten bringen können. Hätte Damagoras dem Scriptor dann etwas angetan? Jedenfalls besaß er ein paar Kumpane, zum Beispiel Cratidas, die recht unangenehm werden konnten.
    Ich ging gedanklich einen Schritt zurück. Könnte Diocles von Anfang an vermutet haben, dass es hier etwas aufzudecken gab? War er absichtlich nach Ostia gekommen, um Damagoras bloßzustellen? Ich hatte den beiden Kollegen des Scriptors gestattet, mich bezüglich seiner Motive abzuspeisen – oder Diocles könnte sie bewusst im Dunkeln gelassen haben. Wie auch immer, ich musste selber herausfinden, was der Scriptor in der Villa erfahren hatte. Ich brauchte mehr Informationen über Damagoras’ Hintergrund, und ich brauchte sie schnell.

XVII
    K urz darauf traf ich mich mit Petronius in der Kaserne der Vigiles. Wir hatten das nicht verabredet. Da Junia und Gaius in Petros Unterkunft schlechte Luft verbreiteten, wusste ich jedoch, dass er zur Arbeit geeilt war. Ich ging zur Kaserne und fand Petro im Büro des Diensthabenden. Petro tat erstaunt, mich zu sehen, aber er stellte sich nur dumm.
    Der Offizier, der die von der Sechsten nach Ostia abkommandierte Einheit der Vigiles befehligte, war ein vierschrötiger ehemaliger Legionär mit Bart – dieselbe Karikatur von Führerschaft, der ich gestern begegnet war. Von der ungefälligen Sorte. Ich hatte mich nach seinem Herkommen erkundigt, und daher wusste ich, dass er als ehemaliger Zenturio auf Höheres aus war. Laut seinen Angaben benutzte er den Umweg über die Vigiles, um einen Posten bei der Prätorianergarde zu bekommen. Was ihm zweifellos gelingen würde. Mir kam er wie ein Blödmann vor. Würde gut zu den Prätorianern passen.
    Bei diesem Sonnenschein, dessen Name Brunnus war, agierte Petro als Vermittler. Ich erklärte mein Interesse in Bezug auf Piraterie. Brunnus brauste auf. »Tja, wenn dieser Villabesitzer über achtzig ist und angeblich im Ruhestand, wundert es mich nicht, dass ich ihn auf unseren Abweichlerlisten nicht finden konnte.«
    Ich verkniff es mir, Brunnus daran zu erinnern, dass er sich geweigert hatte, überhaupt in den Listen nachzuschauen. Petronius hatte es heimlich für mich getan, und so bestand kein Grund, Spannungen zu verursachen. Ich konnte es mir für später aufheben, Brunnus eine Abreibung zu verpassen. Gut Ding will eben Weile haben.
    »Wie sieht denn heutzutage die offizielle Einstellung zu Piraten aus?« Ich folgte Petros Beispiel und behandelte den Mann zuvorkommend, obwohl ich ihm am liebsten seinen Vitis, das aus Rebenholz geschnitzte (und gern als Prügelstab benutzte) Ehrenzeichen der Zenturionen, in irgendeine dunkle Öffnung geschoben hätte.
    »Es gibt keine Piraten«, verkündete Brunnus. »Offiziell.«
    Petronius formulierte die Frage mit einem einlenkenden Lächeln um: »Und wie lautet die inoffizielle Einstellung?«
    »Die Piraten sind nie verschwunden. Piraten sind wie ein ekelhafter Hautausschlag, der immer wieder auftaucht. Aber sie betreiben ihre Raubzüge von Sizilien, Sardinien und Kilikien aus. Die Vigiles sind Landtruppen, und daher gehören die Schweinehunde nicht zu unserem Aufgabenbereich, den Göttern sei Dank.«
    »Ich verstehe ja, dass ein alter, im Ruhestand lebender Pirat, der nie sein Haus am Meer verlässt, nur von geringem Interesse ist«, meinte ich, »aber schließt Ihre Liste für in Ostia Unerwünschte nicht momentane Anführer mit ein, falls

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