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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sie an Land kommen sollten?«
    »Wir haben schon genug damit zu tun«, knurrte Brunnus, »die Getreidespeicher zu bewachen und die Langfinger am Hafen zu fassen.«
    »Und ihr habt kein wachsames Auge darauf?«
    »Das macht die Marine.« Er war kurz angebunden. Ich spürte Eifersucht. Unvermeidbar für jemand so Ehrgeizigen, der kein Idiot war, wusste Brunnus mehr, als er gesagt hatte. »Ich kann Ihnen einen fachkundigen Kontakt bei der Marine verschaffen«, bot er an. »Er ist zufällig mit einem Teil der misenischen Flotte in Portus.« Mir fielen die drei Triremen ein, die ich dort gesehen hatte.
    Petronius, mit seinem freien Zugang zu Haushofmeistern, Köchen und breiten Speiseliegen, bot an, den Marinekontakt zum Essen einzuladen. Da Brunnus unser Vermittler war, blieb uns nichts anderes übrig, als ihn auch einzuladen. Wenigstens konnten wir uns darauf verlassen, dass er die Tischwäsche nicht klaute. Brunnus war so erpicht auf seinen Aufstieg, dass er bestimmt seine eigene Serviette besaß, die nur darauf wartete, bei schicken Banketts mit der Elite eingesetzt zu werden. Er war noch nicht so weit gekommen zu wissen, dass die echte Elite einem welche zum Mitnehmen hinlegt.
    Ich hätte gewettet, dass Brunnus bereits eine Prätorianeruniform besaß und sie jeden Abend heimlich anprobierte.

    Sowohl Brunnus als auch sein Kontaktmann kamen zum Abendessen zu spät. Vielleicht hatten sie irgendwo Ehefrauen, verhielten sich aber fern der häuslichen Basis wie Junggesellen. Ich schätzte, dass sie auf dem Weg hierher noch irgendwo eingekehrt waren. Vermutlich nicht nur auf einen Becher. Petro und ich gerieten bald in Schwierigkeiten wegen ihres lässigen Verhaltens. Wir waren eine große Familiengruppe, zu der Säuglinge, Kinder und andere junge Leute gehörten, die alle zeternd zur richtigen Zeit ihr Essen haben wollten, ganz zu schweigen von Frauen, die frostig wurden, wenn wir ihre häuslichen Pläne vermasselten.
    Zum Glück gab es im Haus des Baulöwen mehrere Speisezimmer. Während wir auf unsere Besucher wartend herumlungerten, sorgte Petronius dafür, dass der Haushofmeister die Familiengruppe gleich abfütterte. Wir würden ein kleines separates Männeressen abhalten. Da wir in unseren Festklamotten unruhig wurden, genehmigten Petro und ich uns erst mal missmutig was zu trinken.
    Brunnus traf solo ein. Der Marineattaché war wohl allein einen trinken gegangen. Die beiden Männer waren weniger kumpelhaft, als wir angenommen hatten.
    Wir gaben Brunnus ein wenig Wein. Beim Nüsseknabbern erwähnte ich gesprächsweise den Brand, an dem Gaius und ich am Morgen vorbeigekommen waren. Das brüske Verhalten der Männer, die dort aufräumten, machte mir immer noch zu schaffen.
    »Kann ich mir vorstellen.« Brunnus nickte weise.
    »Ich war überrascht, dass das Feuer nicht von den Vigiles gelöscht wurde«, bemerkte ich, ein Auge auf Petro gerichtet. Ich fragte mich, ob die Abordnung der Sechsten Faulpelze waren.
    »Was Sie da gesehen haben, ist die übliche Vorgehensweise in Ostia, Falco. Geht auf die Zeit zurück, bevor die Vigiles hierherkamen. Vor uns hat die Korporation der Bauhandwerker die Brände gelöscht, weil sie die richtige Ausrüstung besaß, verstehen Sie? Sie hat diese Rolle wieder eingenommen.«
    Als ich die Augenbrauen hob, ergänzte Petro: »Nur für häusliche Brände.«
    »Das versteh ich nicht«, sagte ich.
    »Es gab örtliche Verstimmung über die Stationierung römischer Vigiles. Irgendein Präfekt beschloss, wir sollten Rücksicht auf die Empfindlichkeiten nehmen, und daher ließen wir die Korporation in Wohngebieten weitermachen wie zuvor.«
    »Ich nehme an, dass dein Vermieter Privatus in der Korporation ganz oben steht? Ist er deswegen bereit, so gastfreundlich zu sein?« Ich bemühte mich, nicht zu voreingenommen zu klingen, obwohl mir die Situation recht verfänglich vorkam.
    Brunnus schenkte sich Wein in einen weiteren silbernen Weinbecher von Privatus’ elegantem Getränketablett nach. »Wir sind nicht unbedingt auf Schmusekurs.«
    »Probleme?«, fragte ich.
    »Die Korporation kann ein wenig aufdringlich werden«, gab Brunnus zu.
    Nach dem, was ich von ihrem Straßenverhalten gesehen hatte, war das eine Untertreibung. »Wie mächtig ist die Korporation?«
    »Zu mächtig!«, knurrte Petronius.
    »Schauen Sie, Ostia ist randvoll mit Handwerkerkorporationen und Händlervereinigungen«, teilte mir Brunnus mit. »Die richten keinen Schaden an, und wir tolerieren sie. Sie wissen, wie das

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