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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nieste laut, Helena hatte ein aufsässiges Glitzern in den Augen. Nur die Kinder fielen kreischend über die langen Rosenschlangen her, die innerhalb weniger Augenblicke in Fetzen liegen würden.
    Endlich konnten wir essen.
    »Ich hoffe, der Koch findet etwas für euch, das noch einigermaßen warm ist«, rief Maia uns sarkastisch nach.
    »Ihre Schwester ist aber ein mürrisches Ding!«, bemerkte Caninus zu laut.
    »Sie trinkt gern was«, log Petronius in leiserem Ton. »Bringen Sie ihr nächstes Mal eine halbe Amphore Falerner mit …«
    Zu seinem Unglück war Maia noch nicht verschwunden, sondern lehnte an einer Säule aus unechtem Marmor und schürzte, als sie die Verleumdung hörte, ihre Lippen in einer verbiesterten Weise, die mich an meine Mutter erinnerte.

    Das Essen war gut. Ich ließ Petro in Ruhe essen, ohne ihm mitzuteilen, welchen Ärger er später von meiner Schwester zu erwarten hätte.
    Als die Sklaven nach drei erlesenen Gängen die Serviertische abräumten, bedeuteten wir ihnen, dass wir uns nun selbst mit Wein versorgen würden. Sie ließen uns genügend zurück, waren gut geschult und kannten das von den Treffen der Bauhandwerkerkorporation, wenn die Männer sich für lange Gespräche über angemessene Preise für wasserfesten Beton und Absprachen für die nächste Korporationswahl zusammensetzten.
    »Wie wir hören, sind Sie ein Piratenspezialist.« Petro hoffte Caninus rasch löchern zu können und ihn dann loszuwerden. Vergebliche Hoffnung, der Mann redete zu gern und zu viel.
    »Oh, da bin ich genau der Richtige für Sie!«, flötete Caninus, warf seinen rechten Arm dramatisch in die Höhe, hinauf zu dem mit kunstvollen Figuren überzogenen Verputz der Decke und dem überhängenden Obergeschoss, wie ein nuschelnder Redner in der nachmittäglichen Gerichtssitzung. Er war Linkshänder. Das hatte ich bemerkt. Seine Linke umklammerte fest den Becher, so dass sich der bis zum Rand eingeschenkte Wein kaum kräuselte, trotz der ausladenden Geste. Mein Gymnasiumstrainer Glaucus war ein großer Anhänger der Methode, den Torso ruhig zu halten, während man Übungen mit den Armen und Beinen machte, bis einem Tränen in die Augen traten. Er hätte Caninus geliebt. »Natürlich hängt es davon ab, wie Sie es betrachten«, schwadronierte Caninus. »Lasst uns an Land gehen und die Einheimischen zusammenschlagen – dann sind Sie ein Pirat. Ich wiederum bin ein heroischer Krieger mit expansionistischen Ansprüchen für meinen Stadtstaat. Geht mindestens bis auf Athen zurück …«
    »Die Griechen. Große Seefahrer«, stimmte Petro zu. Aus seiner Warte war das kein Kompliment.
    Caninus schien es nicht zu bemerken. »Piraterie ist die schnelle Alternative zu Diplomatie. Dasselbe gilt für die verdammten Inseln. Rhodos, Kreta, Delos – vor allem Delos –, nichts anderes als enorme Freimärkte, auf denen Plünderer ihre gesamte Beute verkaufen konnten, ohne dass Fragen gestellt wurden. Denken Sie an den verdammten Sklavenmarkt von Delos – Zehntausende wechseln täglich den Besitzer, in Friedens- wie in Kriegszeiten. Man sagt, Gefangene werden so rasch verkauft, wie ein Kapitän sie entladen kann, und niemand fragt, ob sie einst freie Männer und Frauen waren, die man nie hätte in Ketten legen sollen.«
    »Immer noch?«, gelang es mir einzuwerfen.
    »Immer noch? Was meinen Sie mit ›immer noch‹, Falco? Hat irgendein Witzbold Ihnen erzählt, der Sklavenhandel sei eingestellt worden?«
    »Nein, Roms enormer Appetit auf Sklaven hält den Markt auf Delos in Betrieb …«
    »Unter fröhlichem Glockenklang!«
    »Klingeling! Ich meinte, sind immer noch Piraten die Sklavenhändler, die für frische Ware sorgen?«
    »Wer sonst?« Caninus knallte seinen Becher auf den Tisch. Das konnte er gefahrlos tun, denn der Becher war leer. Brunnus, der uns Caninus vorgestellt hatte, wurde allmählich nervös angesichts der Trinkfestigkeit des Mannes. Brunnus schwitzen zu sehen machte den Abend zumindest lohnend. »Wir haben die Pax Romana, Falco. Kein Krieg, keine Kriegsgefangenen.«
    Zur Schonung des Weinkellers seines Gastgebers versuchte Petronius den leeren Becher zu übersehen – also schenkte sich Caninus selber ein. Um gerecht zu sein, er war nicht eigensüchtig, sondern füllte auch unsere Becher auf. »Trinken Sie, junger Mann«, drängte der nautische Schluckspecht Petro, als wäre der ein Neuling. Zum Glück konnte mein alter Saufkumpan ganz gut den Toleranten spielen.
    »Erzählen Sie uns mehr«, krächzte

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