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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ihren Bruder gerne kennenlernen«, sagte Caninus. Das war, den Göttern sei Dank, nicht mehr möglich. Mein Bruder, der sich gern mit Volltrotteln umgeben hatte, war schon lange tot.
    »Für Haferflocken gebe ich niemals Trinkgeld.« Ich machte kurzen Prozess mit dem Blödsinn. »Kilikien«, erinnerte ich Caninus.
    »Kilikien«, wiederholte er. Dann trat eine lange Stille ein, in der er nicht mal trank.

    »Kilikien, Pamphylien, Lykien – die drei Gangster der östlichen Meere.« Caninus ließ einen ehrfürchtigen Ton in seine Stimme fließen. »Länder auf dem absoluten Tiefpunkt. Sie sind Nachbarn, gewähren einander Schutz. In Pamphylien findet man Häfen, die speziell als Verkaufsposten für kilikische Piraten erbaut wurden, und ganze lykische Dörfer sind von kilikischen Seeleuten besetzt. Kilikien war lange Zeit der berüchtigtste Unterschlupf von allen, zwischen den Bergen und dem Meer gelegen. Die Bewohner der Bergregionen behaupten, ausschließlich Landwirtschaft zu betreiben. Vielleicht stimmt das sogar. Aber es gibt unzählige kleine Häfen an der felsigen Küste, ideale Stützpunkte und Märkte – die beiden Dinge, die Piraten brauchen.«
    »Und in diesen felsigen Buchten«, meinte ich, »leben Menschen, deren Schiffe Pompejus der Große nicht verbrannt hat – aus irgendeinem Grund. Menschen, die sagen, sie haben sich der Landwirtschaft zugewandt, und die behaupten, sie hätten die Schiffe nur für gelegentliches Fischen und sommerliche Segelausflüge behalten?«
    »Schiffe, die zufällig sehr schnelle, sehr leichte, meist offene Fahrzeuge mit viel Schwung sind«, stimmte Caninus trocken zu. »Jedes einzelne mit einem vorspringenden Rammsporn.«
    »Nur etwas zum Festhalten, wenn sie ihre Garnelennetze auswerfen!«
    »Sie sind ein Original, Falco.«
    »Was sagt man denn so über Pompejus?«, drängte ich ihn.
    Caninus griff nach einem der Äpfel, die Brunnus auf den Beistelltisch gelegt hatte. Ich konnte mich nicht erinnern, ob es der Apfel für »Nervenkitzel« oder »Tod« war. »Pompejus«, sinnierte er kauend. Wir erkannten sofort, was er von dem Großkopfeten hielt. »Ehrgeiz mit Flossen.«
    »Mir gefällt die neue Definition«, murmelte ich.
    »Sehr hübsch!«, feixte Petronius. Er teilte meine Ansicht zu berühmten Männern.
    »Wollen Sie meine Meinung zu den neunundvierzig Tagen hören?«
    »Das müssten Sie erst mal erklären.« Ich hatte keine Ahnung, was die neunundvierzig Tage waren, wenn ich auch allmählich den Eindruck bekam, dass wir hier mindestens so lange festsitzen würden.
    Caninus seufzte. »Versetzen wir uns also zurück. Die alte Republik liegt im Sterben, und Rom ist angeschlagen. Piraten schippern auf dem gesamten Mare Internum herum. Unser Meer ist ihr Meer. Piraten verwüsten die Küsten von Italien – greifen unsere Städte an, dringen bis nach Ostia hinein. Alles Tiefliegende und Wohlhabende war ein Anziehungspunkt …« Er hatte plötzlich das Tempus geändert, aber jetzt war nicht der Moment, ihn zu verbessern. »Die Getreideversorgung war ernsthaft gefährdet. Der Pöbel von Rom tobte, weil er hungrig war, und die Küsten waren verdammt gefährlich. Genug Vergewaltigungen und Morde, um einen Roman zu füllen – und was noch schlimmer war (das war in der Tat ihr größter Fehler), jedes Mal, wenn die Piraten einen namhaften Mann erwischten, machten sie ihn zum Gespött.«
    »Autsch!«, rief Petronius lachend.
    »Nachdem nun genügend hochwohlgeborene Opfer gedemütigt worden sind, zieht Pompejus los, um das Meer von den Piraten zu säubern«, sagte ich. »Und das hat neunundvierzig Tage gedauert?«
    »Dazu komme ich noch.« Caninus ließ sich nicht drängen. Doch ich hatte recht mit den verflixten neunundvierzig Tagen. »Zuerst sichert Pompejus den Getreidenachschub – er setzt Legaten in Sardinien, Sizilien und Nordafrika ein. Komischerweise …« Unser Mentor wich vom Thema ab. »Als sich der junge Sextus Pompejus später mit dem Triumvirat verkrachte, benutzte er genau dieselbe Taktik wie sein berühmter Papa, nur andersherum. Er verbündete sich mit einigen Piraten und brachte dann den Handel zum Erliegen. Wie machte er das? Er setzte sich in …«
    »Sardinien, Sizilien und Nordafrika fest!«, riefen Petro und ich im Chor, immer noch bemüht, ihn voranzutreiben. »Aber wie gelang Pompejus senior denn nun sein spektakulärer Coup?«, beharrte ich.
    »Der war tatsächlich spektakulär.« Caninus klang ernst. »Nach allem, was ich weiß, verfügte er über

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