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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Anführer wegen der Prozessandrohung durch einen simulierenden Staatsbeamten fliehen musste.
    »Und wie geht es der lieben Junia?«
    »Sie ist nach Rom zurückgekehrt. Ich wusste gar nicht, dass du sie so gern hast, Marcus.«
    Ich auch nicht. Sie überhaupt zu erwähnen war ein Fehler gewesen.

    Auf dem Kai passierte nicht viel.
    Der Erste Offizier schlenderte an Bord. Wir nahmen das als gutes Zeichen.
    Ein Maat traf ein, zusammen mit ein paar Seeleuten. Typische Matrosen. Ich sah, wie Julia Justa sich versteifte, als sie ihren bäurischen Akzent, die fehlenden Augen und ihr Humpeln, ihre rauhen Tuniken und nackten Füße wahrnahm. Sie wollte ihren Jungen in den sicheren Händen eleganter Meisterseefahrer mit Stiefeln, Mänteln und phrygischen Kappen sehen. Nichts weniger als Jason und all seine Argonauten wären gut genug, Aelianus zu rudern. Wir beruhigten sie. Julia Justa wusste genau, dass wir unaufrichtig waren.
    Antemon, der Kapitän, tauchte mit der Schiffswache am Kai auf. Er begleitete seine Eigner Banno und Aline. Die für Lösegeld freigelassene Ehefrau huschte an Bord, immer noch fahlbleich. Der Ehemann blieb am Ende des Fallreeps stehen und starrte einen Moment grollend auf den Hafen.
    Ich ging zu ihm. »Tut mir leid, dass Ihre Reise so schlimm geendet hat. Da Sie so kurz vor der sicheren Abreise stehen, könnten Sie mir jetzt etwas darüber erzählen, was mit Ihrer Frau passiert ist?« Oben an Deck beobachtete uns Antemon argwöhnisch.
    Inzwischen mehr wütend als verängstigt, erzählte mir Banno diesmal die Geschichte. Das meiste stimmte mit dem überein, was die anderen Zeugen ausgesagt hatten. Aline war hier in Portus ergriffen worden, fast direkt nach der Landung. Banno wurde kurz darauf ein Brief mit den Einzelheiten für das Treffen in einer Taverne überbracht. Er hatte allein zu kommen und nach dem Illyrier zu fragen.
    »Können Sie ihn beschreiben?« Banno blickte unsicher. »Erinnern Sie sich vielleicht daran, wie groß er war, wie er gebaut war, seine Hautfarbe? Hatte er Haare auf dem Kopf, oder war er kahl? Zähne? Ohren? Narben? Kleidung? Was trug er?«
    Keine Antwort. Entweder war der Zeuge kurzsichtig oder zu eingeschüchtert. Eines teilte er mir jedoch mit – die Lage der Taverne. Sie befand sich am Flussufer von Ostia, ganz in der Nähe vom Aquarius. Er hatte das Lösegeld in eine zweite Taverne direkt nebenan bringen müssen.
    »Erinnert sich Aline an etwas?« Sie war sich sicher gewesen, dass man sie betäubt hatte, und sie hatte auf einem Bett in einem kleinen Zimmer gelegen, in dem eine Frau mit Kindern gewesen sei, meinte sie. »Oder könnte es ein einzelner Junge gewesen sein, Banno?«
    Das konnte Banno nicht beantworten. Er war nicht bereit, die immer noch traumatisierte Aline zu befragen, und es blieb sowieso keine Zeit mehr. Er verließ mich abrupt, beinahe mitten im Satz. Die Spes legte endlich ab.
    Wir blieben alle auf dem Kai stehen mit dem schwermütigen Gefühl, das Menschen befällt, wenn jemand das Land verlässt. Wir sahen, wie das Fallreep eingezogen und die Schiffstaue gelöst wurden. Nux bellte laut. Das Schiff wurde von Schleppern und den eigenen Ruderern manövriert, allmählich von dem eng bemessenen Ankerplatz frei gemacht und dann langsam in die Mitte des großen Hafens geschleppt. Matrosen arbeiteten hektisch, um die quadratischen Segel zu hissen. Das Schiff wendete schwerfällig in die richtige Richtung. Am Heck wurde Aelianus, der eine dunkelrote Tunika trug, bald zu einem verschwommenen Fleck. Wir hatten alle aufgehört ihm zu winken.
    Wir blieben, bis sich die Spes unabhängig zu bewegen begann. Die Schlepper mit ihren schweren Schleppmasten fielen von ihr zurück. Sie glitt frei dahin und war unterwegs zur Hafenausfahrt, segelte ruhig an der Südseite des Leuchtturms vorbei.
    »Er ist fort!«
    Aulus hatte seine guten Seiten. Selbst ich würde ihn vermissen.

XXXV
    D er Senator hatte seinen Kutscher gebeten, bei unserer Wohnung zu warten. Wenn die Camilli direkt nach Rom zurückfuhren, würden sie unter das Tagesfahrverbot fallen und am Stadttor aufgehalten werden. Daher verzögerten wir ihre Abfahrt und genehmigten uns gemeinsam ein sehr spätes Mittagsmahl. Helena holte Albia ab, die beschlossen hatte, nicht mit uns nach Portus zu kommen. Sie war keine Sklavin, sie hatte ein Recht auf Freizeit, und Aulus übte anscheinend keine große Anziehung auf sie aus. Helena genoss es ebenfalls, Zeit für sich zu haben, und erlaubte dem jungen Mädchen daher

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