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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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auf seinen Rücken. Nun konnte Nik sich gar nicht mehr rühren. Sein Kopf lag auf dem schmutzigen Pflaster und kleine Steinchen drückten sich in seine Wange.
    Luuk kniete auf seiner Schulter und hielt Nik umklammert. Neben ihm bewegten sich zwei Schatten. Er sah das lange blonde Haar von Thijs und roch billigen Schnaps.
    Luuk griff in seine Tasche und zog ein Tuch heraus. Für einen Augenblick ließ er die Hand los, die er seinem Opfer auf den Rücken gedreht hatte. Nik nutzte die Gelegenheit, ballte die Hand zur Faust und schlug zu. Luuk hatte sie nicht kommen sehen und kippte rückwärts auf das Pflaster. Nik zog die Knie an und stemmte sich hoch. Die beiden anderen stürzten sich auf ihn und pressten ihn nieder. Nik schlug wild um sich, doch er konnte sich nicht befreien. Jeder von ihnen musste fünf Knie haben, denn Nik konnte keinen Finger mehr rühren. Ein Ellenbogen stieß ihm ins Gesicht und ein schmutziger brauner Stofffetzen wurde ihm auf seine Augen und Nase gepresst.

    »Nimm sein Gesicht!«, schlug Jost vor. »Mit den langen Haaren sieht er sowieso wie ein Pirat aus.«
    Jemand lachte dicht an Niks Ohr. Luuk antwortete nicht.
    Nik spürte den Schnitt an seiner Hand und begriff mit einem Mal, was Luuks Auftrag war. Er sammelte Blut. Irgendwie war es Heinrich gelungen, in dem Blut, das Nik auf dem zerbrochenen Glas hinterlassen hatte, mehr zu sehen als einen rotbraunen Fleck. Die drei sammelten Scherben mit Blut, damit Heinrich den unbequemen Lauscher finden konnte. Nun war Nik auch in Amsterdam in Lebensgefahr.
    Er biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Das Gewicht auf seinem Rücken verschwand, und Nik wartete darauf, nun von den Jungen hochgerissen und zu Heinrich geschleppt zu werden. Doch einen Augenblick lang geschah nichts. Dann traf ihn ein Stiefel in der Seite. Nik stöhnte und rollte sich zusammen. Er hörte Schritte, die sich entfernten. Trotzdem wartete er bewegungslos. Sein ganzer Körper war gespannt wie eine Sehne, aber es geschah nichts mehr. Die Straße lag wieder still und verlassen da. Luuk und seine Freunde waren verschwunden. Langsam raffte Nik sich auf. Warum hatten sie ihn nicht zu Heinrich gebracht? Sie hatten ihn damals gejagt und mussten schließlich wissen, nach wem der Spiegelmacher eigentlich suchte.
    Nik hob das Bündel aus Essen und wollenen Decken auf und machte sich auf den Weg zum Lagerhaus. Er musste langsam gehen, denn bei jedem Schritt pochte ein dumpfer Schmerz durch seine rechte Seite und erinnerte ihn an den Jungen, der ihn dort mit dem Stiefel erwischt hatte.
    Nik schleppte sich laut keuchend die Treppen hinauf. Benthe und Ellie bemerkten ihn nicht. Sie lagen nebeneinander auf den Pfeffersäcken und schliefen. Sie sahen beide friedlich aus, aber sie unterschieden sich auch im Schlaf voneinander. Während Benthe ruhig auf dem Rücken lag und ihr helles Haar Gesicht und Schultern umrahmte, warf Ellie ihr vernarbtes Gesicht von einer Seite zur anderen. Ihr rotes Haar folgte jeder Bewegung wie eine Flammenspur. Dann rollte sie sich zusammen wie ein kleines Kind und umfasste ihre Knie mit den Händen.
    Nik breitete die Decken über den Mädchen aus. Er schob noch einen weiteren Sack neben das Lager. Der vertraute Duft des Pfeffers stieg ihm in die Nase, als er sich neben die Mädchen legte und sofort einschlief.
    Als Nik aufwachte, stand die Sonne tief über dem Fluss. Der Sack verdeckte das Fenster nicht vollkommen, und der Staub tanzte in den Sonnenstrahlen, die durch das schlierige Fenster drangen. Nik hatte den Rest der Nacht und fast den ganzen Tag verschlafen. Er streckte die Arme aus und drehte sich um. Die Mädchen lagen auf den Säcken neben ihm und unterhielten sich flüsternd miteinander. Als er aufstand und neben sie trat, setzten sie sich auf und sahen ihn an.
    »Benthe, ich …« Nik wusste nicht, was er ihr zuerst sagen wollte. So viel war in dem letzten Jahr geschehen.
    Benthe lächelte, doch sie wirkte noch immer erschöpft und kraftlos. Ihre Haut hatte nicht mehr den rosigen Glanz ihrer Kindheit und ihr blondes Haar sah stumpf und schmutzig aus.
    »Hast du etwas zu essen mitgebracht?« Ellie rutschte auf dem Sack nach vorn.
    Nik warf das Bündel zwischen die Mädchen. Dann fuhr er fort, Benthe zu mustern.
    »Es geht mir gut«, sagte sie und biss in ein Stück Brot.
    Nik presste die Lippen aufeinander. »Was hat Heinrich dir angetan?«, zischte er voller Wut auf den weißhaarigen Mann.
    »Er war sehr nett zu uns«, meinte Benthe ruhig. »Ich

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