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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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habe gelernt, Spiegel zu machen.«
    In ihrer Stimme klang etwas mit, das Nik bei ihr noch nie gehört hatte. Er sah ihr lange in die Augen und erkannte, was es war: Sie war stolz. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie nicht fröhlich und gleichmütig. Stolz glühte in ihrer Brust, den Heinrich geweckt hatte.
    »Ich hatte Angst um dich«, sagte er leise.
    »Ich weiß.«
    Nik setzte sich neben sie und stöhnte leise, als Benthe ihren Arm um seine schmerzende Schulter legte und ihn an sich drückte. Erschrocken wich sie zurück.
    »Luuk hat mir aufgelauert«, erklärte Nik. »Er sollte Heinrich Sehfeld mein Blut bringen. Dein Spiegelmacher sucht immer noch nach dem Jungen, der ihn vor einem Jahr belauscht hat.«
    Benthe starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Er ist gründlich«, stellte Ellie fest und nahm sich von dem Schinken.
    »Ja, das ist er«, sagte Nik und berührte den blutigen Schnitt an seiner Hand.
    »Und er vergisst nicht«, ergänzte Ellie. »Niemals.«
    Benthe ließ das Brot in ihren Schoß fallen. »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte sie und sah von Nik zu Ellie.
    »Mein Vater hat eine Kugel. Sie ist unglaublich.« Nik überlegte, wie er die Gesichter seiner Brüder beschreiben sollte.
    »Gustav«, sagte Ellie.
    »Bist du sicher?«, fragte Nik.
    »Ja. Conrad hatte einen Freund, der auch Kugeln machen konnte. Sein Name stand auf den Papieren, die wir gefunden haben.« Sie drehte sich zu Benthe um und erzählte von dem Einbruch in die Werkstatt ihres toten Meisters.
    »Wenn Conrad und Gustav solche Kugeln herstellen, wüsste ich gerne, wie sie das machen.« Nik strich sich das krause Haar nach hinten und fasste es mit einem Band zusammen.
    Ellie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts darüber, das habe ich dir schon mehrmals gesagt.« Ihre Stimme klang ungeduldig. Sie stand auf und ging zu dem kleinen Fenster. Dort schob sie den Sack zur Seite und sah auf den Hafen hinunter. Mit der untergehenden Sonne erstarb das hektische Leben langsam, das am Tage zwischen den Lagerhäusern und den Stegen rumorte.
    Nik reichte Benthe eine Wasserflasche und beschrieb das Bild seiner Brüder, das in das Glas der Kugel gekratzt war. Er erzählte von ihrem fröhlichen Lächeln und dem lebendigen Blick in ihren Augen, aber er verschwieg, was er danach gesehen hatte. Er konnte es sich nicht erklären und war sich im Licht des Tages auch nicht mehr sicher, ob er es sich nicht nur eingebildet hatte. Außerdem wollte er vor den Mädchen nicht zugeben, wessen Bild er gesehen hatte. Er spürte, wie sich seine Wangen röteten. Eher würde er sich noch einmal von Luuk und seinen Freunden verprügeln lassen, als von Benthes wunderschönem Gesicht zu berichten.
    »Wie war das mit den Spiegeln?«, fragte Ellie Benthe plötzlich und drehte sich wieder um. »Warst du dabei, als er an ihnen gearbeitet hat?«
    »Ja, schon. Mir ist aber nichts Ungewöhnliches aufgefallen.« Benthe gähnte. »Er war immer sehr nett. Heinrich hat nicht geschimpft, wenn wir etwas fallen ließen oder es nicht gleich verstanden haben.« Sie lächelte und auf ihrem Gesicht spiegelten sich Erinnerungen und, zu Niks Überraschung, auch ein Gefühl der Zufriedenheit.
    »Wenn wir nicht immer so müde gewesen wären …« Benthe gähnte zum wiederholten Mal.
    Ellie stemmte die Hände in die Hüften. »Heinrich ist böse. Er hat meinen Meister ermordet.«
    »Vermutlich«, ergänzte Nik leise.
    Benthe schlug die Hände vor den Mund. »Bist du sicher? Ich kann mir gar nicht vorstellen … Er ist wirklich nett, wenn man ihn kennt …«
    »Ich bin mir sehr sicher«, sagte Ellie kalt und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
    »Wir sollten von den Machenschaften der Gilde berichten.« Nik lehnte sich vor und sah Ellie ins Gesicht. »Dann kümmert sich die Stadtwache um sie und die Kirche wird die Inquisition rufen und alle Brüder der Gilde verfolgen.« Er wusste nicht, ob das wirklich geschehen würde, aber er hoffte es. Das wütende Glitzern in Ellies Augen beunruhigte ihn. Es war nicht auszudenken, in welche Gefahr Ellie sie alle in ihrer blinden Wut bringen würde, wenn er sie nicht irgendwie von seinem Plan überzeugen konnte.
    Ellie erwiderte seinen Blick und legte die schmutzigen Finger an ihre Lippen. Nik war dankbar für ihr Zögern. Er hatte fast erwartet, sie würde ihn anschreien und Hals über Kopf aus dem Haus stürzen.
    »Aber niemand wird uns glauben«, wandte sie schließlich ein. »Ich erledige das lieber selbst.«
    »Dann kommst du dafür in den

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