Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)
runzelte die Stirn.
»Heinrich Sehfeld hat ihrem Meister ein Messer in den Rücken gestochen und sie hat es gesehen«, erklärte Nik, ohne Luuk anzusehen.
Ellie nickte, dann liefen ihr Tränen über das Gesicht und Nik drückte sie noch fester an sich. Schließlich wandte er sich an Luuk.
Der sah erschrocken aus und auf eine grimmige Weise freute sich Nik darüber. Luuk hatte noch nie viel Weitsicht bei den Menschen bewiesen, mit denen er zu tun hatte. Nik dachte an das Gespräch zwischen Luuk und seinen beiden Freunden, das sie belauscht hatten.
»Du hast ihm meinen Namen verraten, und jetzt weiß er, wer ihn belauscht hat. Er wird mich suchen«, sagte Nik kühl. Zumindest waren Thijs und Jost heute Abend nicht mit Luuk unterwegs gewesen. Vielleicht war er allein etwas zugänglicher und machte den Schaden wieder gut, den er angerichtet hatte. Nik atmete tief ein und schluckte seine Wut hinunter. »Kannst du uns irgendwas über den Spiegelmacher erzählen?«, fragte er ruhig.
Als Luuk den Kopf schüttelte, spürte Nik plötzlich ein Rauschen in den Ohren. Wut stieg in ihm auf. Er ließ Ellie los und sprang auf. »Du kannst uns nichts sagen? Du hast mich verraten und Benthe entführt, du Verbrecher! Und du willst uns nichts sagen?« Nik stürzte sich auf Luuk und schlug mit den Fäusten auf ihn ein. Er traf ihn an der Schulter, bevor Luuk abwehrend die Arme hochhielt. Der Schwung warf ihn vorwärts und sie kullerten vom Sack herunter und lagen auf dem Boden der Halle. Luuk zog sein Knie hoch und rammte es in Niks Bauch.
Nik krümmte sich unter dem Schmerz zusammen und spürte gleich darauf, wie jemand an seinen Haaren zog. Er hieb mit der Faust zu und hörte Ellie aufschreien.
Er richtete sich auf und sah in das empörte Gesicht des Mädchens.
»Entschuldige …«, stammelte Nik. Sie hatte die Rangelei beenden wollen und er hatte sie im Gesicht getroffen. Ihre linke Wange färbte sich bereits dunkelrot. Neben ihm auf dem Fußboden saß Luuk, den Benthe zur Seite gezogen hatte. Nik musterte sie und suchte in ihrem Gesicht nach Spuren, ob auch sie etwas abbekommen hatte.
Benthe schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Er hat mich aus dem Schrank befreit. Sehfeld hatte mich geknebelt und dort eingesperrt, aber Luuk hat mich gerettet.«
Nik spürte, wie sich seine Wangen röteten. Er hatte Benthe selbst helfen wollen, aber Luuk hatte alles verdorben!
»Warum hast du das getan?«, fragte Nik. »Du kannst doch gar nicht genug davon bekommen, uns das Leben schwer zu machen.«
Luuk fuhr sich durch das zerzauste Haar. »Sie saß im Schrank und sah aus, als könnte sie Hilfe gebrauchen.« Er räusperte sich. »Ich konnte doch nicht ahnen, was Sehfeld für finstere Pläne hatte.«
Nik runzelte die Stirn. »Natürlich hast du es geahnt.«
Luuk sah ihn an. Endlich blickte er ihm ins Gesicht. Die Mädchen warteten schweigend.
Luuk seufzte. »Ja, ich habe es geahnt und konnte trotzdem nicht widerstehen. Es tut mir leid. Aber als ich gemerkt habe, was ich angerichtet hatte, wollte ich dich warnen.«
»Das ist nett von dir«, spottete Nik.
»Und ich habe Benthe aus dem Schrank geholt, weil ich mir Sorgen um sie gemacht habe«, fuhr Luuk fort.
Nik schluckte. Ellie legte ihre Hand auf seinen Rücken. Er brauchte sie nicht anzusehen. Er wusste noch genau, was sie auf der Straße zu ihm gesagt hatte. Wenn Luuk etwas an Benthe lag, würde er sie nicht an Heinrich ausliefern. Vielleicht konnte Luuk ihnen nützlich sein.
»Was wirst du jetzt tun?«, wollte Nik wissen. »Wahrscheinlich ist auch dein Leben in Gefahr.« Nik hörte, wie schadenfroh seine Stimme klang, und schämte sich kaum dafür.
Luuk zuckte mit den Schultern. »Was habt ihr vor?«, wollte er wissen und hielt den Blick auf Nik gerichtet, bis der nach einer kleinen Ewigkeit langsam nickte.
»Wir haben einen Plan …«
Benthe lächelte. Ellie seufzte erleichtert und ließ sich auf einen Sack fallen.
Nik berichtete Luuk von dem belauschten Gespräch im letzten Sommer. Er konnte sich nicht verkneifen, Luuk bei der Schilderung der Verfolgungsjagd vorwurfsvoll anzusehen. Dann erzählte er von Ellies Meister, dem Glaser aus London, der vergeblich versucht hatte, die Gilde aufzuhalten. Ellie schilderte ihre Flucht aus London und den Angriff auf Nik, als er vor dem ausbrechenden Feuer in den Hafen geflohen war.
Dann berichtete Luuk seinerseits, wie der Spiegelmacher ihm aufgetragen hatte, die Scherben mit Blut von den Jungen aus dem Viertel zu besorgen. »Ich habe
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