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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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alle Scherben verglich.
    Dann starrte er lange regungslos auf das Glas, das ihm heute gebracht worden war. Für Luuk sah alles frische Blut rot aus, das auf der alten Scherbe dagegen war braun.
    Nach einer Weile hob Heinrich Sehfeld den Kopf. Der Spiegelmacher hatte das Blut erkannt. Luuk wusste es, bevor Heinrich seine Stimme erhob und ihn ansprach.
    »Von wem stammt dieses Blut?«, wollte er wissen.
    Ein Windstoß blies durch das geöffnete Fenster und ließ die Kerzen erzittern. Heinrich drehte sich um und runzelte die Stirn. Er lehnte sich nach vorn und spähte hinaus in die Nacht.
    Offensichtlich war niemand zu sehen, denn er zog den Kopf zurück, schloss das Fenster und legte beide Riegel davor. Dann drehte er sich wieder zu Luuk um.
    »Ist es das Blut, das Ihr sucht?«, fragte Luuk, obwohl er die Antwort kannte.
    Heinrich hob die Augenbrauen.
    »Nicolaas van Leeuwenhoek«, sagte Luuk schnell.
    Heinrich nickte. Er griff in eine andere Schublade der Kommode und zog ein ledernes Säckchen heraus, in dem es vielversprechend klimperte. Er legte es auf den Tisch neben die Linsen, ohne Luuk anzusehen. Dann verließ er wortlos das Zimmer.
    Luuk blieb unschlüssig stehen. Er hatte mit einem Wort des Dankes gerechnet oder zumindest mit einem deutlichen Hinweis auf das Ende seines Auftrages. Langsam streckte er die Hand aus und ließ den Beutel in seinen Taschen verschwinden.
    »Wir können nichts tun«, flüsterte Ellie ihm leise zu. »Bleib hier! Wir machen es nur schlimmer für sie, wenn wir jetzt hineinstürmen.«
    Ellies Hand lag auf seiner Schulter. Sie zog ihn zurück hinter den Baum.
    Nik biss sich auf die Lippen, bis er Blut schmeckte. Es zerriss ihn innerlich, in das Fenster zu spähen und nicht zu wissen, ob Benthe in Lebensgefahr war. Irgendetwas musste er tun. Er ballte die Hände zu Fäusten. Ellie legte die Arme um ihn und hielt ihn fest. Nik merkte, wie sich sein Atem langsam beruhigte.
    Luuk trat einen Schritt auf die Tür zu und hielt wieder inne. Er fühlte sich elend. Es kam ihm vor, als hätte er gerade jemanden verraten, dabei konnte er Nik noch nicht einmal leiden und verabscheute ihn für das Leben, das er führte.
    Luuk schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, woher die Zweifel kamen. Er ging zur Haustür und legte die Hand auf den Riegel. Dann hörte er Stimmen. In ihm kämpften die Neugier und ein schlechtes Gewissen gegen den Wunsch, das Haus umgehend zu verlassen.
    Er hatte auf ein Gefühl der Genugtuung gehofft, den bittersüßen Geschmack der Rache. Stattdessen stand er in der Werkstatt und dachte darüber nach, was der Spiegelmacher mit Nik vorhatte und warum er ihn überhaupt suchte. Heinrich Sehfeld war ein skrupelloser Mann. Bisher hatte sich Luuk noch keine Gedanken darüber gemacht, was geschehen würde, wenn er seinen Auftrag erledigt hatte. Vielleicht hatte er nicht nur Nik, sondern auch sich selbst in Gefahr gebracht. Es war möglich, dass Heinrich in diesem Moment jemanden damit beauftragte, ihn zu beseitigen. Denn Luuk würde schließlich den Spiegelmacher verdächtigen, falls Nik etwas zustoßen sollte.
    Luuk ging zurück und lauschte. Die Stimmen kamen von oben. Er schlich die Treppe hinauf und ging von Tür zu Tür, bis er Heinrichs Stimme erkannte. Der Spiegelmacher sprach leise. Luuk hörte die Antwort des anderen nicht. Nach einer kleinen Pause fuhr Heinrich fort. Hatte er gerade Niks Namen gesagt?
    Schritte ertönten. Jemand kam auf ihn zu. Luuk wich zurück und griff nach dem Riegel der nächsten Tür.
    Er schob sie auf und huschte in das dunkle Zimmer. Hinter der Tür blieb er stehen und presste das Ohr an das Holz. Er hörte, wie zwei Menschen die Treppe hinuntergingen.
    »Willst du wirklich …« Die Stimme eines anderen Mannes.
    »Ja.« Das war Heinrich. »Ich muss wissen, was er gehört hat. Hol mir den Jungen!«
    »Was könnte er denn erfahren haben?«
    »Das musst du nicht wissen.« Heinrichs Stimme wurde leiser. Sie hatten die Werkstatt betreten.
    »Du hast viele Geheimnisse, Heinrich …«
    Die Haustür wurde geöffnet und geschlossen, dann war es still.
    Luuk atmete tief ein. Er lehnte den Kopf gegen die kalte Wand und stöhnte. Er hatte Nik in Schwierigkeiten gebracht. In richtig große Schwierigkeiten. Er musste ihn dringend warnen. Langsam öffnete er die Tür und lauschte. Unten war es still. Er wollte gerade in den Flur treten und die Treppe hinuntergehen, als es hinter ihm raschelte. Luuk drehte sich um und betrachtete die Umrisse von einem schweren Schrank

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