Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
konnte, dass es sich nicht um Warda handelte.
Als er endlich an ein blondes, schüchternes Mädchen geriet, das Warda von Zypern aus hierherbegleitet hatte, fasste er sich ein Herz. „Ich suche Maria“, stieß er hervor. Er nannte bewusst jenen Namen, mit dem sich Warda bei der Verwaltung des Ordens angemeldet hatte. „Hast du eine Ahnung, wo sie stecken könnte?“
Im ersten Augenblick bekam die Kleine kein Wort heraus und starrte ihn mit ihren angstgeweiteten grünen Augen an, als ob er ein Ungeheuer wäre. Wahrscheinlich klebte das Blut nicht nur auf seiner Chlamys, sondern auch auf seinem blonden, kurzgeschorenen Bart und in seinem ebenfalls kurzen Haar. Hastig fuhr er sich mit einer Hand über Augen, Nase und Kinn, obwohl das sicher nichts nutzte, weil seine Hände ebenfalls blutverschmiert waren.
„Sie … i… ist …“ Das Mädchen brachte kein Wort heraus, und Gero verlor die Geduld, packte sie fester als gewollt bei den Schultern und beugte sich zu ihr hinunter. „Rede, verdammt. Ich muss sie sprechen, sofort!“
„Sie ist in ihrer Kammer. Ihr geht es nicht gut!“, schoss es aus der Kleinen heraus, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Herr im Himmel, woher sollte er wissen, wo ihre Kammer war?
„Bring mich hin“, forderte er, wenn auch um einiges sanfter.
„Ihr werdet ihr doch nichts antun, oder?“ Ihr besorgter Blick rührte ihn. „Nein, wo denkst du hin?“, erwiderte er und bedeutete ihr mit einem Nicken, dass sie vorangehen sollte. Das Mädchen gab keine Antwort, sondern eilte voraus, hinunter zu den Behausungen der Leibeigenen, die im Innern der Festung wie Schwalbennester am Fuß der östlichen Wehrmauer klebten. Immer wieder schaute sie ängstlich zu ihm auf, während er mit großen Schritten dicht an ihrer Seite marschierte.
Als sie die Tür zum Lager der Waschweiber aufstieß, schlug ihm ein stickiger Geruch entgegen. Der kleine Raum, in dem offenbar mehrere Frauen hausten, besaß kein Fenster. Trotzdem drang durch die Ritzen der Bretter genug Tageslicht, um sich orientieren zu können. Ein armseliger Ort, wie Gero befand. Nicht dass er selbst luxuriöser logierte. Das Dormitorium der Templer war an Einfachheit kaum zu überbieten, aber wenigstens war es sauber, aufgeräumt und frei von Ungeziefer, was in dieser Behausung nicht der Fall zu sein schien. Warda lag zusammengekrümmt auf ihrem Lager, das aus einem wackeligen Holzgestell und einer schmuddeligen Strohmatratze bestand. Als sie ihn sah, presste sie die Lippen zusammen, offenbar vor Schmerz. Neben ihr stand ein Eimer voll Wasser mit blutgetränkten Laken darin.
Gero sah sich gehetzt um, ob es irgendwo ein Weib gab, das ihm Wardas Zustand erklären oder ihr beistehen konnte. Doch bis auf das Mädchen waren sie unter sich. Sein Blick fiel auf die Kleine, die Anstalten machte, davonzulaufen. „Hiergeblieben“, befahl er hart und deutete auf den Eimer. „Ich will, dass du frisches Wasser und saubere Tücher bringst und etwas zu trinken und zu essen.
„Aber man wird mir nichts geben“, jammerte sie. „Für uns Leibeigene ist alles streng rationiert.“
„Geh in die Küche der dienenden Brüder und sag, dich schickt Bruder Gero von Breydenbach im Namen des Ordens. Sie sollen dir Brot und Wein einpacken, und dann gehst du zum Hospital und bittest in meinem Auftrag um Alaunpulver und eine Tinktur gegen Schmerzen.“
Das Mädchen sprang mit einem gehorsamen Nicken davon. Dann wandte er sich Warda zu.
„Bei der heiligen Mutter, was ist mit dir?“, brach es aus ihm hervor, als er sich neben sie auf das Lager setzte und ihre eiskalte Hand ergriff.
Warda konnte kaum glauben, dass ausgerechnet Gero von Breydenbach neben ihr saß. Mit seinen himmelblauen Augen und dem vielen Blut, das an ihm und seiner Chlamys klebte, sah er zum Fürchten aus. Gott sei Dank schien er unversehrt.
„Das Gleiche könnte ich dich fragen“, brachte sie schwer atmend hervor.
„Überhaupt, was hast du hier zu suchen? Du solltest nicht in den Unterkünften der Frauen sein, noch dazu in diesem Aufzug.“
„Das ist doch jetzt vollkommen gleichgültig“, erwiderte er voller Ungeduld. „Ich will wissen, was mit dir geschehen ist!“
„Es ist nichts“, stöhnte sie mit verwaschener Stimme und versuchte, seinem prüfenden Blick auszuweichen. Der Schmerz, der in ihrem Unterleib wütete, ließ ihr kaum Luft zum Atmen. Immer wieder ging ihr durch den Kopf, wie sie das Haus der alten Anouar unten am Hafen aufgesucht hatte. Wie sie dort
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