Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
auf einer schmutzigen Pritsche gelegen und die Alte ihr den eisernen Haken in die Scheide eingeführt hatte, um die Leibesfrucht aus ihr herauszureißen. Zuvor hatte die Alte ihr einen heidnischen Kräutersud verabreicht, der eine Kontraktion des Leibes bewirkte, um den Abgang des winzigen Menschleins zu beschleunigen. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass Warda eine solche Tortur über sich ergehen lassen musste, um eine Schwangerschaft zu beenden. Als Hure war sie des Öfteren in Verlegenheit geraten, obwohl sie sich dank mit Essig oder Zitrone getränkter Schwämme und wirksamer Tinkturen zumeist davor hatte schützen können, dass der Samen ihrer Freier auf fruchtbaren Boden gefallen war. Aber hier auf der Insel waren die Möglichkeiten beschränkt, und der Kerl, der ihr diesen Balg gezeugt hatte, scherte sich nicht darum, ob sie fortan einem keuschen Leben den Vorzug geben wollte.
„Nichts?“, krächzte Gero, dem ihre starken Blutungen sofort aufgefallen waren, weil auch ihre Röcke mit Blut getränkt waren.
Seinem Blick war eine Mischung aus Mitleid und Furcht zu entnehmen. Er schien sich tatsächlich Sorgen um sie zu machen.
„Wo kommst du überhaupt her?“, stieß sie heiser hervor und überging damit seine Frage.
Plötzlich stand Isodora in der Tür und brachte den gewünschten Eimer mit frischem Meerwasser und einen Stapel zerrissener Laken.
„Danke“, bemerkte Gero rau und erhob sich, um dem Mädchen den Eimer abzunehmen.
„Ich gehe jetzt das Brot, den Wein und die Medizin holen“, entgegnete sie folgsam und war schon wieder verschwunden.
Gero nahm den Eimer und die Laken und setzte sich neben Warda aufs Bett.
„Was soll das werden?“, fragte sie misstrauisch. Er würde sie doch nicht waschen wollen?
„Ich will dich säubern und dir frische Kleidung überziehen. Währenddessen erzählst du mir, was mit dir geschehen ist.“
Warda glaubte, sich verhört zu haben. „Du willst mich waschen? Was ist, wenn dich einer deiner Kameraden hier erwischt? Es wäre mir neu, dass ein Streiter Christi sich bis an die Zähne bewaffnet in der Krankenpflege hervortut.“
„Wieso nicht?“, widersprach er und tauchte einen Stoffstreifen unter Wasser, nur um ihn kurz darauf wieder auszuwringen. „Die Krankenpflege gehört schließlich auch zu unserer Mission. Auch wenn sie nicht zu unseren Hauptaufgaben zählt.“
„Du bist aber ein Krieger und arbeitest nicht im Hospital“, widersprach sie ihm und zog ihre Beine noch ein wenig mehr an ihren Körper heran. Der Gedanke, ihm auf diese Weise ausgeliefert zu sein, behagte ihr nicht.
Ungeachtet dessen schlug er ihre Röcke zurück und sah das frische Blut an ihren Schenkeln kleben.
„Sag nur, du hast ein Kind zur Welt gebracht?“ Suchend und mit einem Anflug von Panik schaute er sich um.
„Es ist … gestern Nacht abgegangen“, erklärte sie stockend. Das war nicht gelogen, beruhigte sie sich selbst.
Er packte sie bei den Schultern und drehte sie so weit zu sich herum, bis sie gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen. Der Schmerz, den diese Bewegung erzeugte, ließ sie aufstöhnen.
„Wie weit warst du denn?“
„Nicht weit genug, als dass es hätte zur Welt kommen können.“ Sie presste die Lippen zusammen und versuchte, die Tränen zu unterdrücken, die ihr unvermittelt in die Augen schossen, als sie seinen entsetzten Blick gewahrte. „Im vierten Monat“, fügte sie kaum hörbar hinzu.
Er schnaubte nur kurz und schüttelte fassungslos den Kopf. „Hast du mir nicht gesagt, du könntest nicht schwanger werden?“
„Ein Missgeschick“, entgegnete sie knapp. In seinen Augen las sie, wie es in ihm arbeitete. Wenn es ihr nicht so abwegig erschienen wäre, hätte sie vermutet, dass er eifersüchtig war.
„Und ich dachte, du wolltest dein Leben ändern.“
Seine Enttäuschung darüber, dass sie nach der Flucht aus Zypern trotz all ihrer Beteuerungen weiterhin mit anderen Männern geschlafen hatte, war ihm durchaus anzusehen.
„Das habe ich auch“, entgegnete sie schwach. „Aber manchmal geht das Schicksal seine eigenen Wege.“
„Soll ich eine Kräuterfrau holen?“, fragte er mit hörbarer Sorge in der Stimme. „Oder den Medikus? Du brauchst jemanden, der dir hilft, sonst ergeht es dir am Ende wie meiner Frau.“
Daher wehte der Wind, dachte sie überrascht. Er hatte mit dem Tod seiner Frau etwas Ähnliches erlebt, und nun sorgte er sich womöglich, sie könne auch sterben. Das hieß, sie bedeutete ihm etwas, selbst wenn es
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