Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
»die Kommanderie wurde erst vor ein paar Jahren fertiggestellt und erscheint mir ziemlich modern, was die Ausstattung betrifft, aber ich glaube kaum, dass man uns zur Erholung hierhergeschickt hat.«
»Warum nicht?«, fiel Arnaud ihm ins Wort. »Nach allem, was sie auf Zypern mit uns veranstaltet haben, wäre es nur gerecht, wenn man uns für unsere Unannehmlichkeiten ein bisschen belohnen würde.«
Der Gedanke, dass ihr Wechsel nach Bar-sur-Aube tatsächlich eine Art Belohnung für ihr Schweigen darstellte, kam Gero erst recht, als Henri d’Our ihn und seine vier Kameraden in den Stall der Kommanderie beorderte und jedem von ihnen ein neues Streitross zuteilte. Ihre eigenen Pferde hatten sie ausnahmslos auf Antarados verloren. Von Marseille aus waren sie mit gängigen Reisepferden hierhergekommen, die jedoch nur geliehen waren und nicht für einen Kampf auf Leben und Tod geeignet schienen.
Als Gero den silberfarbenen Percheron erblickte, den d’Our für ihn ausgesucht hatte, verschlug es ihm beinah die Sprache. »Das ist zu viel der Ehre«, entfuhr es ihm, wobei er kaum wagte, den aufmerksam dreinblickenden Hengst zu berühren, so kostbar erschien er ihm.
»Macht Euch keine Gedanken über den Wert der Tiere«, beruhigte ihn sein Komtur, auch mit Blick auf Geros Kameraden, die nicht weniger überrascht dreinschauten. »Sie entstammen allesamt den hauseigenen Züchtungen des Ordens.« Struan nannte ab sofort ein englisches Great Horse sein Eigen, und Arnaud und die beiden anderen Brüder durften sich über drei kräftige Kaltbluthengste aus der Boulogne freuen, die erst seit kurzem bei den Templern für die Verwendung im Kampf gezüchtet wurden. Dazu wurden ihnen noch je ein Packpferd und ein Reisepferd zugewiesen, das als Ersatz für längere Strecken gedacht war.
»Hat er schon einen Namen?«, fragte Gero und klopfte seiner neuen Errungenschaft anerkennend den breiten Widerrist.
»Nein, ich glaube nicht.« D’Our fasste sich nachdenklich an sein bärtiges Kinn.
»Ich werde ihn Atlas nennen«, beschloss Gero aus einer spontanen Eingebung heraus. »Weil sein Rücken so breit wie der des Riesen ist und sein Fell schimmernd wie Seide.«
Kapitel VI
I n den darauffolgenden Wochen gewöhnte sich Gero rasch an die neue Umgebung und auch an seinen neuen tierischen Gefährten, der ihm keinerlei Probleme bereitete. Der Umstand, dass zwischen den Neuankömmlingen und den bereits vorhandenen Brüdern schon bald ein Band der Freundschaft entstand, half Gero und seinen Mitstreitern über die Geschehnisse auf Antarados und deren Folgen ein wenig hinweg. D’Our hatte die alteingesessenen Templer offenbar angewiesen, den neuen Kameraden keine wissbegierigen Fragen zu stellen.
Einer davon war Francesco de Salazar, ein junger, dunkelhaariger Bruder aus der Grafschaft Navarra, dessen Zähne so weiß waren wie Schnee und dessen olivenfarbene Haut noch ein bisschen dunkler erschien als die von Arnaud. Gero verstand sich gut mit dem Spanier, wie er von manchen genannt wurde. Er war humorvoll und entstammte offenbar einer angesehenen Familie. Ständig schwärmte er von seiner schönen Schwester, die er allem Anschein nach ebenso innig liebte wie seine Mutter. Ein halbes Jahr später kam Johan van Elk hinzu. Ein blasser rothaariger Schönling, wie Gero befand, weil er neben einer athletischen Statur die ebenmäßigen Gesichtszüge eines Engels besaß.
Täglich trainierten sie im Innenhof der Komturei gegeneinander in den verschiedenen Waffenarten und waren schon bald so weit, dass sie von Henri d’Our mit Erfolg zu den ordensinternen Turnieren geschickt wurden.
Zwischendrin jedoch durften sie ihre Pflicht gegenüber ihren Geldgebern nicht vergessen und wurden immer wieder zum Schutz von Menschen und Material eingesetzt, indem sie Wagenzüge von hochrangigen Kirchenvertretern und Werttransporte im Auftrag des Ordens zum Schutz vor Räubern und Tagedieben begleiteten.
Gero fühlte sich geehrt, als Henri d’Our ihn aufgrund seiner außerordentlichen Verdienste bei der Krönung von Papst Clemens V. im Winter des Jahres 1305 zum Kommandeur-Leutnant beförderte. Im November des gleichen Jahres hatte er zusammen mit seinen Kameraden einen möglichen Attentäter vor den Gemächern des Papstes gestellt, der sich damals auf einer Rundreise befand, die von Templern geschützt wurde. Bevor der Mann die Gelegenheit ergreifen konnte, den Heiligen Vater mit einer Tinktur zu vergiften, hatte Gero ihn unschädlich gemacht und ihn
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