Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
die Person, die neben dem beleibten, älteren Wagenlenker hoch auf dem Bock saß, die gesamte Aufmerksamkeit der Brüder auf sich zog.
»Was für ein Anblick«, schwärmte Arnaud und vergaß augenblicklich den hochnäsigen Engländer, als er die anmutige Amelie Bratac mit hungrigen Blicken ins Visier nahm. Wie üblich trug sie ein bodenlanges, enganliegendes Kleid, in einer wunderbaren Rosenholzfarbe, das keinen ihrer Vorzüge verborgen hielt. Den Männer entging nicht, wie sie geschickt vom Kutschbock auf den Boden sprang und ihrem Vater zu Hilfe eilte, als er eine Ladung irdenes Geschirr auf einen mit Stroh ausgelegten Handkarren stapelte.
»Ja, sie ist eine Augenweide«, seufzte Johan und lächelte versonnen, was aufgrund seiner Narben neuerdings immer ein wenig seltsam aussah.
»Weiß einer, wie alt sie ist?«, fragte Arnaud in die Runde.
»Ich schätze mal, sie ist nicht älter als achtzehn«, überlegte Roderic laut mit einem abschätzenden Blick. »Komisch, dass sie noch keinen Ehemann hat.«
»Ich habe gehört, sie ist außerordentlich klug«, fügte Gero hinzu, um der allgemeinen Betrachtung des Mädchens eine sachliche Note hinzuzufügen. Allerdings erwies sich dieser Versuch angesichts ihrer unübersehbaren Brüste und einem hübschen Hinterteil als ziemlich bedeutungslos.
»Sie ist sozusagen das glatte Gegenteil von Guy de Gislingham«, spöttelte Francesco, der lautlos hinzugetreten war. »Blond, rehäugig und so schön wie die Sonne.«
»Du hast vollbusig vergessen«, erinnerte ihn Arnaud mit einem lästerlichen Grinsen beim Anblick ihrer kurvenreichen Figur. »Schade, dass wir keine Schwestern in der kämpfenden Truppe aufnehmen«, fügte er bedauernd hinzu. »Wenn sie so hübsch wären wie die Tochter unseres geschätzten Weinhändlers, dürften sie auch gerne aus dem Hochadel stammen.«
»Und was würdest du mit ihnen anstellen?«, wollte Francesco wissen, wobei er das emsig arbeitende Mädchen nicht aus den Augen ließ. Ihr Vater war bereits mit dem Karren vorausgefahren, während sie nun einige Teller, die nicht mehr auf das Gefährt gepasst hatten, auf ihrem Arm stapelte. Erst seit kurzem begleitete sie ihren Vater zu den Auslieferungen. Genau genommen, seit sein Gehilfe bei einem Unfall mit dem Gespann unter die Räder gekommen und einige Zeit danach gestorben war. Was zur Freude der meisten hier anwesenden Männer bedeutete, dass die atemberaubend schöne junge Frau nun des Öfteren in den Mauern der Templerkomturei zu tun hatte. Der alte Alphonse Bratac, dem eigentlich nicht entgehen konnte, welche Unruhe seine einzige Tochter unter den hier lebenden Brüdern stiftete, handelte nicht nur mit Wein, sondern auch mit Geschirr. Und weil in der Küche und im Gemeinschaftshaus, wo man Bettler und durchreisende Pilger versorgte, ständig etwas zu Bruch ging, tauchte er nicht gerade selten auf, um die Bestände aufzufüllen.
»Mit einer solchen Frau würde ich liebend gerne in den Kampf ziehen.« Arnaud bedachte das Mädchen mit einem verstohlenen Blick.
„Fragt sich nur, was für einen Kampf du meinst“, spöttelte Francesco mit einem breiten Grinsen.
Gero und seine Brüder verstummten schlagartig, als die süße Amelie unvermittelt zu ihnen aufblickte und, von einem hinreißenden Lächeln begleitet, zu einer raschen Begrüßung nickte.
Gero grüßte zurück, indem er sich mit möglichst ernster Miene leicht verbeugte, woraufhin sie errötete und die Augen niederschlug. Der Einzige, der überhaupt nichts zu ihrem Auftritt sagte, war Struan.
Gero hatte den Eindruck, dass er sie gar nicht beachtete, so versteinert erschienen ihm die markanten Gesichtszüge des schottischen Bruders.
Hocherhobenen Hauptes schritt Amelie auf das Küchenhaus zu, die Arme voll mit gestapelten Tellern. Wobei ihr klar sein musste, dass sie beobachtet wurde. Ein jeder der Brüder war versucht, ihr zu helfen, fürchtete sich aber offenbar vor der Reaktion seiner Kameraden, deren Spott er anschließend gnadenlos ausgeliefert wäre.
Und so blieben sie seltsam untätig stehen, als das Mädchen mit geradem Blick an ihnen vorbeimarschierte und prompt über einen leicht vorstehenden Pflasterstein stolperte, als sie auf Höhe der Männer angekommen war. Mit einem ohrenbetäubenden Scheppern gingen die Teller zu Boden, und bevor überhaupt einer von ihnen reagieren konnte, war Struan schon an ihrer Seite und half ihr auf.
»Habt Ihr Euch verletzt?«, fragte er fürsorglich, während er sie immer noch am Arm gefasst
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