Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Das Fabulieren gehörte nicht gerade zu seinen Stärken. Wann hatte er auch Gelegenheit dazu? Die Gespräche, die er gewöhnlich führte, beschränkten sich auf Fachsimpeleien unter Kameraden – über Kampftechniken, neue Waffen und die Schwächen der Feinde. Seltener debattierten sie mit den nicht kämpfenden Brüdern oder dem Ordenskaplan über Bibeltexte, darüber, was Jesus mit der einen oder anderen Metapher in seinen Predigten hatte aussagen wollen. An solchen Mutmaßungen beteiligte er sich nicht gerne. Meistens fiel ihm nichts dazu ein, und ihm fehlte die Brillanz in seinen Äußerungen, die so mancher Bruder vorweisen konnte.
Und ganz davon abgesehen fürchtete er, allein durch den Anblick des Mädchens ins Stottern zu geraten.
»Gut«, antwortete er mutig. Obwohl er immer noch nicht wusste, was an dieser Situation wirklich gut sein sollte und wo es hinführen würde.
»Wartet«, fügte er hinzu, als sie sich erneut auf den nicht gerade einladenden Untergrund setzen wollte. »Wenn wir uns schon unter diesen Bedingungen treffen müssen, dann sollten wir es uns wenigstens ein bisschen gemütlich machen.«
Mit einiger Verwunderung verfolgte Amelie, wie er seine kostbare Chlamys, jenen edlen Templermantel aus hellem, ungebleichtem Wollstoff, den er zuvor so sorgsam abgelegt hatte, entfaltete, auf links drehte und ihn als bequeme Unterlage über dem staubigen Heu ausbreitete. Dann vollführte er eine höfliche Verbeugung mit einer ausschweifenden Geste seiner Hand.
»Mademoiselle, darf ich bitten?«
Sie belohnte seine kleine Aufmerksamkeit mit einem hinreißenden Lächeln und zog demonstrativ ihre Stiefel aus, bevor sie sich mit bloßen Füßen auf den Mantel setzte.
Er entledigte sich ebenfalls seiner groben Stiefel, und bevor er sich erneut neben sie setzte, schaute sie amüsiert zu, wie er jeweils auf einem Bein balancierte, um sich von den groben Wollsocken zu befreien.
Amelie wusste von einer älteren Frau aus dem Dorf, die der Schneiderei in der Ordensniederlassung zuarbeitete, dass die Templer eine eigentümliche Kleiderordnung besaßen, die ihnen nicht viel Spielraum für eigene Wünsche ließ. Nachts mussten sie in Unterwäsche schlafen, egal wie warm es war, und Schnabelschuhe und anderer modischer Firlefanz waren ihnen verboten. Aber was waren schon Schnabelschuhe gegen den Habit eines echten Templers?
Mit dem Rücken lehnte er sich an die baufällige Holzwand und kreuzte auf Höhe der Fußgelenke seine ausgestreckten Beine. Sie betrachtete seine kräftigen Oberschenkel in der enganliegenden Hose aus Ziegenleder. Wo die Hosenbeine aufhörten, traten ein paar ziemlich große, wohlgeformte Füße zum Vorschein, die ihr ebenso gepflegt erschienen wie der ganze Mann. Behaglich streckte er sich halb sitzend neben ihr aus und spielte für einen Moment mit seinen Zehen, dabei verschränkte er lächelnd die Hände hinter seinem Nacken und schaute auf sie herab.
Sie legte sich auf die Seite und stützte sich auf ihrem Ellbogen ab, dann sah sie ihr unverhofftes Rendezvous bedeutungsvoll von unten herauf an.
Fast hatte sie ihr Ziel erreicht. Immerhin saß er neben ihr und vermittelte nicht den Eindruck, als ob er in Kürze die Flucht ergreifen wollte. Ihr fiel auf, wie sein Blick an ihren Rundungen entlangfuhr und wie er abermals an ihrem Ausschnitt haftenblieb.
Offenbar wusste er immer noch nicht, was er mit so viel Freizügigkeit anfangen sollte. So, wie sie dalag, hatte er einen direkten Ausblick auf ihre festen, elfenbeinfarbenen Brüste, und sie hatte sich so positioniert, dass er sogar den rosigen Vorhof ihrer Warzen erahnen konnte, die sich unter der leichten Kühle neckisch unter dem dünnen Stoff ihres Kleides abzeichneten.
Sie sah, wie er schluckte und sich schließlich zwang, ihr in die Augen zu schauen.
»Ihr seid eine mutige Frau.« Er zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. »Ich meine … dass Ihr Euch hier mit mir an diesem abgelegenen Ort verabredet habt.«
»Welcher Art von Mut bedarf es, sich mit Euch zu verabreden?«, fragte sie unschuldig. Dabei versuchte sie, möglichst gleichgültig zu klingen, obwohl es ihr schwerfiel. »War es nicht eher an Euch, eine erhebliche Portion Waghalsigkeit an den Tag zu legen, indem Ihr meiner Einladung gefolgt seid? Immerhin seid Ihr es, dem es bei Strafe verboten ist, sich heimlich mit einer Frau zu treffen.«
Das saß. Tief im Innern ärgerte Struan diese Antwort. Sie ahnte also, dass er weit mehr an ihr interessiert war, als er
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