Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
spitzbübischen Grinsen fest. »Ich esse ziemlich viel und so ziemlich alles – jedenfalls behaupten das meine Kameraden.«
»Und ich mag keine Kerle, die nörgelnd in meinen Speisen herumstochern«, gestand sie leichthin, »da würden wir dann ja ganz gut zusammenpassen.«
Er sah ihr einen Moment zu lange in die Augen. »Der Mann, der dich einmal zur Frau bekommt, wird es gut antreffen.«
Darauf sagte sie nichts, aber es schnürte ihr noch mehr den Magen zu, wenn sie daran dachte, dass es wohl ihr Schicksal sein sollte, ihm niemals ihre Kochkünste offenbaren zu dürfen.
Nach dem Mahl räumte Amelie alles wieder in die Tasche. Nur die leeren Becher stellte sie neben dem übriggebliebenen Wein auf den Boden. Vielleicht wollten sie ja später noch etwas trinken.
Struan lehnte sich mit einem entspannten Seufzer zurück an die windschiefe Wand. Seine liebreizende Gefährtin setzte sich mit einem aufmunternden Lächeln neben ihn.
Schulter an Schulter saßen sie nebeneinander und schauten sich, warum auch immer, nicht an.
Er hatte sich mit seinen Händen im Heu abgestützt, und als ihre Hand wie zufällig über seine glitt, war es ihm, als wäre er von einem Engel berührt worden. Kaum spürbar streichelte sie mit ihrem Daumen über seinen wettergegerbten Handrücken. Er hatte diese Geste trotz der Leichtigkeit, die ihr anhaftete, bemerkt und war froh, dass sie sich auf eine harmlosere Form der Berührung zurückgezogen hatte.
Lächelnd sah er sie an.
»Du kannst mich Struan nennen, wenn du möchtest.«
Sie nickte. »Ich weiß«, sagte sie. »Mein Name ist Amelie.«
»Ich weiß«, bekannte er mit einem sanften Lächeln.
»Woher?« Sie war ehrlich erstaunt. Nie hatte sie ihre Briefe mit Namen unterschrieben, aus Vorsicht, falls sie jemand anderem in die Hände fielen. Und sie waren einander auch nie vorgestellt worden. Natürlich kannte auch sie längst seinen Namen. Sie wusste die Namen aller Tempelritter von Bar-sur-Aube.
Es waren ja nur achtzehn. Jedes Mädchen, das einen Bezug zur Komturei hatte, kannte sie – und nur sie. Die restlichen Kerle in der festungsartigen Templerniederlassung interessierten sie nicht. Es gab noch Sergeanten, die hatten zwar kein Gelübde abgelegt, aber sie verließen den Orden nach einiger Zeit wieder und waren nicht selten verheiratet. Und dann gab es noch die Knappen – aber die waren zu jung. Die nicht kämpfenden Brüder in der Verwaltung waren zu langweilig. Und Bauern und Handwerker konnte jede kennenlernen – das hatte keinen Reiz.
Unter Amelies Freundinnen kursierte sogar so etwas wie eine Favoritenliste der kämpfenden Brüder. Wer am besten aussah, wer die beste Figur zu Pferd machte und wer der kühnste Schwertkämpfer war. Wie oft war sie mit ihren Freundinnen am frühen Nachmittag, wenn die meiste Arbeit im Haus erledigt war, heimlich zu den Exerzierplätzen der Templer geschlichen. Dort hatten sie sich in einem benachbarten Wäldchen hinter Sträuchern versteckt und Wetten abgeschlossen, wer bei den Übungskämpfen am besten abschnitt oder wer das beste Ergebnis beim Armbrustschießen erzielte. Und Struan hatte immer die vorderen Ränge belegt. Für die unverheirateten Mädchen, die wie Amelie in der Nähe der Komturei wohnten, waren er und seine Kameraden unerreichbare Helden, von denen man wusste, dass sie regelmäßig für Gott den Allmächtigen und seinen Vertreter auf Erden ihr Leben aufs Spiel setzten und schon allein deshalb mit Frauen nichts im Sinn haben durften.
Umso erstaunter war sie, dass er sogar ihren Namen kannte.
»Du bist eine auffällige Erscheinung«, sagte er anerkennend. »Ich denke, es gibt keinen Bruder, der dich nicht bewundert, auch wenn er noch so standhaft die Regeln vertritt.«
»Und ich dachte immer, ihr Ritterbrüder interessiert euch nicht für Frauen«, sagte sie verwundert.
Er grinste verlegen. »Ich weiß nicht, ob man das so stehenlassen kann. Um in den Orden aufgenommen zu werden, müssen wir ein Keuschheitsgelübde ablegen, ja. Aber das bedeutet nicht, dass wir unser Augenlicht verlieren. Oder was denkst du … warum sitze ich hier?«
Was für ein unfassbares Kompliment! Um ihre plötzlich aufwallende Schüchternheit zu überwinden, besann sie sich darauf, dass sie neben ihrer Absicht, ihn zu verführen, ursprünglich schon zufrieden gewesen wäre, wenn sie ihn nur hätte ausfragen dürfen.
Da er ihr bereits eine ganze Weile im Kopf herumspukte, hatte sie viel Zeit gehabt, sich Fragen auszudenken, die seine Person
Weitere Kostenlose Bücher