Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
verabschieden, weil ich morgen in aller Frühe nach Franzien aufbreche“, sagte Gero tonlos und hoffte dabei im Stillen, dass sein Vater ihn ohne Kommentar ziehen ließ. Doch das war ein frommer Wunsch.
„Falls du denkst, dass du mit deinem Beitritt zu den Templern alles vergessen machen könntest“, zischte sein Vater mit unübersehbarem Zorn, „so lass dir gesagt sein, dass dies nicht möglich ist. Du hattest die Chance und hast sie vertan. Gott der Herr gibt einem in den seltensten Fällen eine zweite Gelegenheit, und ich tue es auch nicht. Deshalb lass dir gesagt sein: Die einzige Möglichkeit, deine Verfehlungen wiedergutzumachen, liegt darin, dass du eines nicht fernen Tages ins Heilige Land ziehen wirst und dein Leben gibst, um Jerusalem für die Christenheit zurückzuerobern. Denk nicht einmal daran, dass du jemals hierher zurückkommen wirst. Selbst dann nicht, wenn dein Beitritt zum Orden von besagtem Erfolg gekrönt sein sollte. Ich will dich hier nicht mehr sehen.“
„Nichts anderes hatte ich vor“, bemerkte Gero mit einer gewissen Resignation in der Stimme. „War das alles, was Ihr mir zu sagen habt, Vater?“ Plötzlich war er ganz ruhig, ja sogar erleichtert, dass sein alter Herr genau das ausgesprochen hatte, was er sich selbst fest vorgenommen hatte.
Richard von Breydenbach kniff die Lippen zusammen und nickte stumm, dann wandte er den Blick ab, als könne er den Anblick seines jüngsten Sohnes nicht länger ertragen.
Beiläufig sortierte er eine Fülle von Papieren und überreichte sie Gero mit einer knappen Erklärung.
„Das sind die notwendigen Geleitbriefe und Empfehlungen, die dir auf deiner Reise nach Franzien und Zypern helfen werden. Ich will, dass du mir unter keinen Umständen Schande bereitest. Haben wir uns verstanden?“
„Euer Wunsch sei mir Befehl, Seigneur“, erwiderte Gero und lächelte beinahe, als er die Papiere, wenn auch ein wenig überrascht, entgegennahm. Der Plan, ihn ins Hauptquartier der Templer nach Zypern zu schicken, bestand ja schon seit geraumer Zeit, und so, wie es aussah, hatte der Alte bereits vor Geros Flucht alles bestens vorbereitet, um ihn zumindest unbehelligt ins Ordenshaus von Troyes gelangen zu lassen. Von dort aus würde sich der Orden um eine ungehinderte Reise übers mittelländische Meer kümmern.
„Lebt wohl, Vater“, fügte er leise hinzu und wandte sich zum Gehen.
„Gott sei mit dir“, brummte der Alte hinter ihm her. „Und vergiss nicht, dich von seiner Mutter zu verabschieden.“
Gero unterdrückte sein Staunen und eine damit verbundene Bemerkung. Unbeirrt setzte er seinen Weg nach draußen auf den langen Flur fort und schloss dann leise hinter sich die Tür.
Sein Vater schien durch die Ereignisse ebenso verwirrt zu sein wie er selbst, tröstete er sich und begab sich zur Kemenate seiner Mutter.
Jutta von Breydenbach befand sich noch immer in Gesellschaft ihrer Schwester. Hand in Hand saßen die beiden auf einer Fensterbank und wärmten sich an den spärlichen Strahlen der Wintersonne den Rücken. Gero erschien es, als ob die beiden durch die vorangegangenen Geschehnisse noch enger miteinander verbunden wären. Beide Frauen trugen schwarze Surkots mit grauseidenen Unterkleidern, was sie beinahe wie Zwillinge aussehen ließ. Mit dem Unterschied, dass Margaretha ihr rotblondes Haar offen trug und Jutta die etwas dunklere Variante unter einer weißen Haube versteckte, so wie es sich für eine Ehefrau gehörte.
„Was hat er gesagt?“, fragte Margaretha stellvertretend für ihre Schwester, die offenbar nicht den Mut aufbrachte, das Unausweichliche zu akzeptieren.
„Dass er mich auf dieser Burg nicht mehr sehen will“, erklärte Gero.
Seine Mutter brach augenblicklich in Tränen aus, was ihn davon abhielt, die ganze Wahrheit zu offenbaren. Ihr zu sagen, dass sein Vater ihn in den Tod geschickt hatte und er diesem Ansinnen freudig Folge leisten wollte, würde ihr das Herz brechen.
„Mutter“, sagte er milde und war schon bei ihr, um sie zu trösten. „Hör auf, um mich zu weinen. Wenn jemand weinen sollte, dann ich, weil ich so töricht war, nicht zu tun, was von mir erwartet wurde. Eure Tränen machen es mir nur noch schwerer, endlich meine wahre Bestimmung zu finden. Habt Erbarmen und lasst mich ziehen, ohne Euer Leid auf den Schultern tragen zu müssen. Ich trage schon hart genug an meinem eigenen Schicksal und dem meiner Familie.“
Geros Mutter schaute auf und zückte aus dem Ärmel ihres Unterkleides ein
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