Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Pfeife ich tanzen soll, und dazu noch einen Haufen Kinder zu zeugen, die sich später um mein Erbe streiten, ist eine Vorstellung, die mir höchst zuwider ist. Da ziehe ich es vor, gegen handfeste Gegner zu kämpfen, wie Mameluken und Sarazenen, denen man wenigstens ordentlich den Arsch versohlen kann, wenn sie nicht spuren. Was denkst du, werden sie uns in den Orden aufnehmen, oder müssen wir erst eine Prüfung bestehen?“
„Dir werden sie erst mal den Mund zustopfen müssen“, bemerkte Gero düster. „Ansonsten wirst du Mühe haben, das Schweigegebot einzuhalten. Gute Nacht.“
Gero zog sich demonstrativ die Decke über den Kopf, in der vagen Hoffnung, dass nun endlich Ruhe einkehren würde. Doch sein neuer Kamerad war nicht zu bremsen.
„Dann sollten wir reden, solange wir es noch dürfen“, erklärte er flüsternd. „Immer, wenn etwas Neues auf mich zukommt, meine ich vor Neugier platzen zu müssen. Wo kommst du eigentlich her? Hier aus der Nähe? Ich stamme aus einem Rittergeschlecht unweit von Luxemburg. Schorenfels, schon mal davon gehört? Unsere Familie ist recht angesehen. Mein Vater dient dem Grafen von Luxemburg als Mundschenk. Ich sollte mich erst in Roth an der Our melden, doch der dortige Hauskomtur meinte, ich solle nach Trier weiterreiten, weil es noch eine Neuanmeldung für Franzien gebe. Und ich könnte mit demjenigen zusammen nach Troyes reiten, und das bist ja wahrscheinlich du, hab ich recht?“
„Wenn du nicht gleich die Klappe hältst“, zischte Gero, „wirst du deine Aufnahme in Franzien nicht mehr erleben, weil ich dich ins Jenseits befördert habe.“
„Ruhe da“, schimpfte ein weiterer Bruder, der von dem Geplapper geweckt worden war. „Sonst könnt ihr morgen als Erstes den Schweinestall säubern.“
„Schon gut, schon gut“, beschwichtigte Fabius.
Gero fragte sich, wie der Kerl wohl aussehen mochte. Das Rittergeschlecht, von dem er gesprochen hatte, war ihm vollkommen unbekannt. Die Aussicht darauf, dass ihn diese Schwatznase bis nach Franzien begleiten sollte, empfand er als erste schwere Prüfung, die ihm Gott in dieser Sache auferlegte.
Kurz vor sechs ertönte eine hölzerne Rassel, die Gero aus einem traumlosen Schlaf riss. Draußen war es noch dunkel, aber der Bruder, der sie geweckt hatte, stand mit einem dreiarmigen Kerzenleuchter im Zimmer. Während Gero sich streckte, tauchte ein sommersprossiges, rundes Gesicht über ihm auf, das nicht im mindesten die Attribute eines wackeren Recken erfüllte. Eher erinnerte es mit der kurzen dicklichen Nase und dem spärlichen Bartwuchs an einen unreifen Jüngling als an einen erwachsenen Mann.
Aber irgendwer musste den Kerl ja zum Ritter geschlagen haben, was ein gewisses Können und ein Alter von mindestens achtzehn Jahren voraussetzte. Geros Zweifel nahmen noch zu, als er sich aufrichtete und die Gestalt des Kameraden betrachtete. Aufrecht stehend ging der junge Mann ihm allenfalls bis zur Brust und wirkte dabei nicht besonders kräftig. Entsprechend staunend war der Blick seines Gegenübers, als Gero sich zu voller Größe erhob und seine Kleidung anlegte.
„Mein Gott, bist du groß“, staunte Fabius. „Und dann diese Muskeln“, feixte er anerkennend und umfasste Geros beeindruckenden Oberarm. „Da muss ich mich wohl vor niemandem fürchten, solange du an meiner Seite bist.“
Gero stierte ein wenig verblüfft in die braunen Mausaugen, nicht wissend, was er auf dieses unvermittelte Kompliment erwidern sollte.
Doch schon fiel der Blick seines neuen Kameraden auf seinen Schwertgurt, und die kleinen Augen weiteten sich voll ehrlicher Begeisterung. „Großer Gott, sag nur, das ist ein echter Anderthalbhänder. Der muss ja ein Vermögen gekostet haben!“
Schneller als Gero reagieren konnte, war der zukünftige Bruder um das Bett gehuscht und nahm die Runde am Ende des mit Hirschleder umwickelten Griffs in Augenschein. „Heilige Maria“, rief Fabius entzückt. „Sogar das Croix Pattée des Ordens wurde schon eingraviert. Da hat es aber jemand besonders eilig, ein echter Templer zu werden!“ Er schaute auf und grinste breit. Gero fielen die tiefen Grübchen in den Wangen auf und die kleine Lücke zwischen seinen Schneidezähnen.
Nun waren auch die anderen Brüder auf sie aufmerksam geworden und wollten wissen, welche Kostbarkeit Gero besaß, die es wert war, so ein Geschrei zu veranstalten.
„Es war nicht meine Idee“, verteidigte sich Gero prompt. „Mein Vater hat es mir zur Schwertleite
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