Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
kaum zu überbieten war. „Das rate ich dir, wenn du Troyes heil und gesund erreichen willst.“
„Verzeih, um Himmels willen“, erwiderte Fabius erschrocken. „Wenn du mich so anschaust, mit deinen blauen Eisaugen, krieg ich es direkt mit der Angst zu tun. Willst du mir nicht verraten, was dich so aufgeregt hat?“
„Nein“, zischte Gero. „Befrage mich nie wieder über meine Familie, und wage es nicht noch einmal, in meiner Gegenwart abfällig über Frauen zu sprechen. Haben wir uns verstanden?“
„Ja … doch“, stotterte Fabius und war die nächsten zwei Meilen auffällig still. Bis sie die Templerniederlassung von Thors erreichten, wo sie – wie schon zuvor – ihre Empfehlungen von Trier präsentierten und anschließend ein einfaches Mahl und zwei bescheidene Gästebetten zugewiesen bekamen.
Fabius betrachtete die Templerbrüder in ihren weißen, schwarzen und braunen Gewändern mit ehrlichem Interesse, als sie bei knisterndem Kaminfeuer mit ihnen im Refektorium ihren Gemüseeintopf löffelten.
Wahrscheinlich ging ihm immer noch durch den Kopf, ob er die Prüfung zum Soldaten Christi bestehen würde. Erst bei der Aufnahme ins Noviziat am übernächsten Tag würde entschieden werden, wer die körperliche Leistungsfähigkeit eines Kriegers besaß, so dass er irgendwann einen weißen Mantel tragen durfte, und wer sich als Bruder der Verwaltung mit einem braunen Mantel begnügen musste. Die Kameraden in den schwarzen Mänteln waren Sergeanten, die das Amt des Ritterbruders nur auf Zeit bekleideten, weil sie noch verheiratet waren oder keinerlei adlige Herkunft vorweisen konnten.
Als sie sich zur Nachtruhe begaben, musste Gero sich eingestehen, dass er sich über die Möglichkeit, nicht als Krieger aufgenommen zu werden, noch gar keine Gedanken gemacht hatte. In der Stimmung, in der er sich gerade befand, wäre es ihm beinahe egal gewesen, wenn man ihn nur als Bruder der Verwaltung aufgenommen hätte. Immerhin war er nicht nur des Lesens, Schreibens und Rechnens mächtig, sondern beherrschte vier Sprachen in Wort und Schrift. Deutsch, Französisch, Latein und Hebräisch, was sicher ein Vorteil war, wenn man im Orden aufsteigen wollte. Lissy hatte ihm die ersten Worte in Hebräisch beigebracht, und später hatte er ihr zuliebe im Skriptorium der Zisterzienserabtei von Hemmenrode weiterstudiert, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab. Auch sonst hatte er einiges an brauchbaren Talenten zu bieten. Er beherrschte mehrere Instrumente und hatte sämtliche Klassiker gelesen. Dazu besaß er ein geschultes Benehmen, was den Umgang mit höhergestellten Persönlichkeiten betraf. Wenn er seinem Vater etwas Gutes hätte nachsagen wollen, so war es dessen Bestehen auf eine umfassende höfische Ausbildung, die sich selbst dem Hochadel als würdig erwies.
„Gero?“, flüsterte Fabius, als sie sich zusammen mit ein paar Handelsreisenden, die ebenfalls im Ordenshaus Schutz gesucht hatten, zur Ruhe begaben.
„Hm“, brummte Gero unwillig und zog sich die Decke bis ans Kinn.
„Es tut mir aufrichtig leid, wenn ich dir heute Nachmittag wie auch immer zu nahe getreten bin. Ich verspreche dir, ich werde in Zukunft vorsichtiger sein.“
„Schon gut“, murmelte Gero und drehte sich in eine passende Schlafposition. „Gute Nacht.“
„Gute Nacht“, erwiderte Fabius und schien versucht zu sein, noch etwas hinzuzufügen, doch Gero imitierte ein leises Schnarchgeräusch, und so ließ er davon ab.
Nach Troyes ist es nun nicht mehr weit, dachte Gero im Halbschlaf. Wenn sie am nächsten Morgen aufbrachen, würden sie am frühen Nachmittag in der Hauptstadt der Grafschaft Champagne eintreffen und dann würde sich herausstellen, wie das Schicksal weiter mit ihnen verfuhr.
Am nächsten Morgen schien die Sonne warm auf den dahinschmelzenden Schnee. Die Vögel zwitscherten als zuverlässige Vorboten des Frühlings, und die Welt hätte so schön sein können, wenn für Gero nicht wie jeden Morgen ein düsterer Schatten darauf gefallen wäre. Im ersten Moment dachte er meist, dass Lissy ihn gleich umarmen würde und Harko zu ihnen aufs Bett gesprungen käme, doch spätestens wenn er die Lider öffnete, empfing ihn nur noch eisige Kälte.
Fabius war so klug, seinen traurigen Gesichtsausdruck und das Ächzen, mit dem er sich aus dem Bett hievte, als habe er einen zentnerschweren Mühlstein auf den Schultern, nicht zu hinterfragen.
Wortlos nahmen sie nach der heiligen Messe das Frühessen ein und machten sich danach auf
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