Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
zum vorerst letzten Abschnitt ihrer Reise.
Vorbei an Weinbergen und brachliegenden Weizenfeldern, ritten Fabius und er im Gleichschritt nebeneinanderher. Zielstrebig lenkte Gero seinen schwarzen Hengst über die kalkhellen Straßen Richtung Troyes, das als Wallfahrtsort in einer Talsenke versteckt auf seine gläubigen Besucher wartete. „Es dauert nicht mehr lange, und wir sind da“, brach Gero das ungewohnte Schweigen, das nicht erst seit dem Aufbruch in Thors zwischen ihm und Fabius herrschte.
„Woher kennst du dich hier in der Gegend so gut aus?“, fragte Fabius, während Gero auf die trutzige Ordensburg mit den vier mächtigen Rundtürmen und einer angrenzenden Kapelle deutete.
„Ich war in meiner Jugend einmal mit meinem Vater in der Templerburg. Kurz nachdem er aus Akko zurückgekehrt ist. Er hat damals ehemalige Kriegskameraden im Ordenshaus besucht und hätte mich wohl am liebsten gleich dort gelassen. Aber das war Gott sei Dank nicht möglich, weil sie damals keine Knaben aufgenommen haben.“
„Dein Vater war in Akko?“ Da war sie wieder, Fabius’ lästige Neugier und der dazugehörige Glanz in seinen Augen. „Sag bloß, er hat den Angriff der Mameluken überlebt? Hat er irgendwas erzählt? Es heißt, dass die Templer ein wichtiges Geheimnis aus der Stadt gerettet haben.
Hast du vielleicht eine Ahnung, was es war? Ich vermute ja, es handelte sich um den Heiligen Gral. Jeder weiß, dass die Templer ihn besitzen und vor den Augen der Welt an einem geheimen Ort verstecken.“
„Das ist nichts weiter als Wirtshausgeschwätz“, brummte Gero, der weiß Gott keine Lust hatte, sich auf eine solch hanebüchene Diskussion einzulassen. „Jeder weiß doch, dass Chrétien de Troyes den Gral vor knapp einhundertfünfzig Jahren nur erfunden hat, um Gräfin Marie de Champagne mit seinen literarischen Werken zu imponieren.“
Gero grinste, in der Hoffnung, dass sein Gefährte nun endlich Ruhe geben würde. Doch Fabius ließ nicht locker.
„Könnte es nicht sein, dass an der Geschichte von Chrétien doch was Wahres dran ist? Immerhin heißt es auch, der Templermeister Bertrand de Blanchefort habe im Jahre des Herrn 1156 ein Geheimnis aus dem Heiligen Land mitgebracht. Vielleicht hat dein Vater da irgendwas erzählt. Schließlich war die ‚Faucon‘ das letzte Templerschiff, das den Hafen von Akko nach dem Angriff der Mameluken noch rechtzeitig verlassen konnte.“
„Nein, er hat nichts dergleichen erwähnt“, sagte Gero so ruhig wie möglich. Schmerzlich erinnerte er sich an eine Unterhaltung mit Lissy, die ihm von dieser merkwürdigen Tasche erzählt hatte, die offenbar so wertvoll gewesen war, dass deren Rettung mehrere Menschen das Leben gekostet hatte und seinen Vater die rechte Hand. Sämtliche Überlebenden des blutigen Schauspiels waren anschließend an Bord dieses Schiffes gegangen. Aber das würde er gegenüber Fabius nicht zum Besten geben. „Mein Vater hatte andere Sorgen, als er aus Akko zurückkehrte. Und selbst wenn er etwas dergleichen erzählt hätte“, fuhr Gero schlechtgelaunt fort, „würde ich einen Teufel tun und es einem Plappermaul wie dir verraten.“
Fabius schnitt eine beleidigte Grimasse, aber seine Enttäuschung hielt nicht lange an. „Ich werde es schon noch herausfinden, wenn ich erst selbst ein Templer bin“, meinte er selbstbewusst. „Was denkst du?“, fragte er ungeniert weiter, als die ersten Fachwerkhäuser und die wiedererbaute Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul mit ihren einzigartigen Glasfenstern in Sicht kamen. „Müssen wir bei der Aufnahme in den Orden den Arsch des Meisters küssen?“
„Wer hat dir das denn erzählt?“ Gero hob eine Braue und unterdrückte ein ungläubiges Kopfschütteln.
„Ein Kerl, den ich noch aus der Klosterschule kenne und der zu den Hospitalitern gegangen ist, meinte vor meiner Abreise, bei den Templern wäre so etwas durchaus üblich.“
„Und wozu sollte das gut sein?“, wollte Gero wissen.
„Keine Ahnung“, sinnierte Fabius, „aber solange der Arsch nicht stinkt, soll es mir egal sein. Für eine Aufnahme in den Orden würde ich alles tun.“
Kapitel IV
T royes war neben seinen Kirchen und der Kathedrale auch für den Handel mit wertvollen Stoffen, Wein und Gewürzen bekannt. Somit schien es nicht verwunderlich, dass die Hauptstadt der Champagne selbst im Winter längst nicht so ausgestorben wirkte wie andere Städte. Doch die Menschenmengen, die sich bei dieser feuchtkalten Witterung mit dicken Mänteln
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