Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
bekleidet durch die Straßen schoben, forderten ihren Tribut. Gero und Fabius kämpften sich mit ihren Rössern regelrecht durch die morastigen Gassen. Diese waren mit einer unappetitlichen Mischung aus Unrat, Tierkot und menschlichen Ausscheidungen bedeckt, die, obwohl es verboten war, einfach in die Gassen gekippt wurden.
Zur besseren Begehbarkeit hatte man das Pflaster mit Sand und Stroh ausgestreut, was aber die Sache nicht besser machte, sondern eher noch verschlimmerte.
Am Ordenshaus angekommen, staunten die beiden über den dort herrschenden Wohlstand, der sich an den soliden Gebäuden, der komfortablen Ausstattung und der guten Versorgung festmachen ließ. In Trier und in den anderen Häusern, die sie auf dem Weg hierher kennengelernt hatten, war es um einiges bescheidener zugegangen. Im Gegensatz zur Stadt war der Innenhof der Burg sauber gefegt, und kein einziger Pferdeapfel provozierte eine Schlitterpartie. Von der „ armen Ritterschaft Christi vom Salomonischen Tempel“, wie sich der Orden auch gerne nannte, war im Hauptquartier der Champagne nichts zu spüren. Die gute Organisation schlug sich indes auch in den lästigen Formalien nieder, die man ihnen abverlangte, bevor sie sich als weiße Ritter bewerben durften. Zügig wurden Gero und Fabius von einem Bruder der Verwaltung zum nächsten weitergereicht, während man sie in zahlreiche Listen eintrug. Als Erstes wurden sie als neu angekommene Bewerber für ein einjähriges Noviziat eingeschrieben, welches bei guter Führung im Bedarfsfall auf ein halbes Jahr verkürzt werden konnte. In Ermangelung von persönlich anwesenden Zeugen wurden sie aufgefordert, ihre gesiegelten Papiere vorzuzeigen, die für ihre adlige Herkunft und ihren zweifellosen Leumund garantierten. Andere Bewerber waren mit ihren Vätern, Müttern oder erwachsenen Brüdern erschienen, die für sie bürgten.
Nachdem Gero und Fabius ihre Pferde im eigens eingerichteten Stall für Gäste abgegeben hatten, brachte man sie ins Refektorium, wo sie etwas zu essen und zu trinken bekamen und ihnen anschließend eine Schlafstatt für die Nacht zugewiesen wurde.
Das Dormitorium für Reisende bot mit sechzig Betten genug Platz für sämtliche Neuankömmlinge. Das Dormitorium der Templerbrüder würde ihnen erst zugänglich sein, wenn sie in den Orden aufgenommen waren. Doch die meisten in Troyes stationierten Brüder befanden sich ohnehin im Königreich Zypern, wie ihnen ein Ordensbruder, den man ihnen als Begleitung zugeteilt hatte, nach dem Mittagessen berichtete. Fabius triumphierte leise, als er erfuhr, dass die Templer seit gut einem Jahr an der Seite von Aimery von Tyros in Armenien und an Syriens Küsten gegen die Heiden kämpften. Wobei Aimery niemand Geringes war als der Bruder und Heerführer des amtierenden Königs von Zypern und Jerusalem, Heinrich II. von Lusignan.
In Windeseile hatte sich unter den wartenden Templer-Anwärtern herumgesprochen, dass man im Heiligen Land eine Armee von Mongolen erwartete, die aus dem Osten kommend den Türken in die Flanke fallen sollten. Deren kriegerische Nachfahren, die ägyptischen Mameluken, sollten währenddessen im Westen von den Christen vernichtet werden. „Erst vor kurzem ist ein Brief aus Zypern eingetroffen, in dem dringend Nachschub verlangt wird“, erklärte einer der anwesenden Templeroffiziere den wartenden Bewerbern, „hinsichtlich Waffen, Pferden und entbehrungswilligen Novizen, die möglichst rasch als zukünftige Soldaten Christi für die Arme Ritterschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalem angeworben und ausgebildet werden sollen. Also eure Chancen, das Gelübde als Ritter ablegen zu dürfen, sind so groß wie nie zuvor“, lockte er die Hoffnungen aller Anwesenden.
Diesmal war es nicht nur Fabius, der sich neugierig umschaute. Auch Gero inspizierte seine vermeintlichen Mitbrüder. An die fünfzig junge Männer von nah und fern machten sich schließlich für die Nachtruhe bereit. Und die meisten bewegte nur eine Frage: Werde ich als Ritter in den Orden aufgenommen oder als Bruder der Verwaltung? Was trotz aller Versprechungen entscheidend von der Leistungsfähigkeit des Einzelnen abhängen würde.
Somit schien es normal, dass die meisten mehr mit den offensichtlichen Qualitäten des Nachbarn beschäftigt waren als mit sich selbst.
Manche der zukünftigen Ordensbrüder machten für Gero nicht unbedingt den Eindruck, als ob sie für den Kriegsdienst geeignet wären.
Nicht wenige waren blond, blass und
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