Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
auf den Griff, bevor Fabius es aufheben konnte. „Das ist ein Claidheamh mòr, ein schottisches Langschwert, und nur was für Könner“, erklärte er dem verblüfften Luxemburger mit kaum verständlicher Stimme. Dabei richtete er sich zu voller Größe auf und schaute auf Fabius hinunter, als wäre dieser ein Kind. Was vom Größenverhältnis her durchaus hätte hinkommen können, da Struan sogar noch größer war als Gero. Von der Breite seiner Schultern ganz zu schweigen.
Fabius zog sich verlegen zurück und hob entwaffnend die Hände.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht verärgern.“
Der Schotte antwortete nicht, sondern bannte ihn regelrecht mit seinen finsteren Blicken, bis Fabius es vorzog, sich auf sein Lager zurückzuziehen. Offenbar hatte der Schotte nicht die geringste Lust auf eine weitere Konversation und beschäftigte sich lieber damit, eine geeignete Position in dem viel zu kurzen Bett zu finden, um halbwegs gut schlafen zu können.
Gero begab sich ebenfalls zur Ruhe, und inzwischen reichte ein strenger Blick zu Fabius aus, damit der sich an das nächtliche Schweigegebot hielt.
In der Nacht träumte Gero von Lissy, wie er sie liebte und wie er sie festhalten wollte und sie ihm schließlich entglitt. Am Morgen hatte er einen Kloß im Hals, als ob er geweint hätte. Was, so hoffte er beim Anblick seiner Mitstreiter, die auf den Weckruf des Templerbruders überwiegend mit einem verhaltenen Murren reagierten, niemand gehört hatte.
Hastig schnappte er sich eins von den Leinentüchern, die sie neben der Bettwäsche empfangen hatten, und begab sich zusammen mit einem Schwarm von Gleichgesinnten in die eiskalten Waschräume, wo er mit Wasser und Seife seiner morgendlichen Übellaunigkeit zu Leibe rücken wollte.
Kapitel V
M änner! Gott sei mit euch!“, empfing sie der amtierende Templer-Kommandeur der Champagne, Bruder Raoul de Gisy, nach der Messe und dem Frühessen im weitläufigen Innenhof der Ordensburg. Seine befehlsgewohnte Stimme und sein Äußeres ließen nicht eben auf einen nachgiebigen Charakter schließen. Er hatte kurzgeschorenes, graubraunes Haar und einen ebensolchen Bart. Trotz seiner breiten Schultern war er recht hager. Mit sichtbarem Stolz trug er jenen legendären weißen Mantel, der wie ein schwerer Umhang gearbeitet war und zusammen mit dem blutroten Croix Pattée auf der linken Seite des Herzens aus einem gewöhnlichen Ordensbruder erst einen Tempelritter auf Lebenszeit machte. Seine braunen, eng zusammenstehenden Augen inspizierten kritisch die Gruppe von Neuankömmlingen aus aller Herren Länder, die an diesem Tag offiziell um Aufnahme als Novizen in den Orden baten. Erst wenn sie die Probezeit bestanden hatten, würde man ihnen das Ordenskleid auf Lebenszeit verleihen. Auf Anordnung des Hauskomturs von Troyes, Bruder Peter Teal, seines Zeichens Sergeant und noch nicht lange gewählt, hatte die gesamte Meute in Reihen zu je zehn Männern Aufstellung genommen.
Von einer Empore aus beobachtete der schwarz gewandete Bruder zusammen mit anderen Würdenträgern, wie Bruder Raoul die Reihen abmarschierte.
Gero wurde das Gefühl nicht los, dass der Kommandeur bei jedem einzelnen Bewerber eine Einschätzung der körperlichen und seelischen Verfassung vornahm, bevor er ihn vor seinem geistigen Auge in einen weißen Mantel steckte und sich der Überlegung hingab, ob der, mit Schild und Lanze versehen auf einem Pferd sitzend, für einen Kampf gegen die Heiden taugte. Wer an dieser Vorstellung scheiterte, würde sich fortan auf ein Leben als Schreiber oder Wasserträger einstellen dürfen. Wie jener schmächtige Bruder in graubrauner Kutte, der de Gisy wie ein Schatten verfolgte und alles, was er vor sich hin brummte, eifrig auf einer Schiefertafel notierte.
Fabius, der neben Gero stand, trat mal wieder vor Aufregung von einem Bein auf das andere, als de Gisy plötzlich vor ihm haltmachte und ihn vom Scheitel seines dunklen Haares bis zu den Stiefelspitzen musterte.
„Musst du pissen? Oder was ist mit dir los?“, herrschte der Kommandeur Fabius an.
„Nei… nein … Seigneur“, stotterte der Luxemburger irritiert und bekam sogleich einen hochroten Kopf.
„Und warum tänzelst du dann hier herum wie ein eitler Galan?“
Unterdrücktes Glucksen brandete unter den restlichen Anwärtern auf, was Fabius noch nervöser machte.
„Ich bin ein wenig aufgeregt, Seigneur“, flüchtete sich Fabius in die Wahrheit.
Wieder gluckste es um sie herum, diesmal noch lauter.
Der
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