Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Miene, die nichts weiter aussagte, als dass er ihnen von nun an Beine machen würde. Hinter ihm standen aufgereiht an einer Mauer vier in Lumpen gekleidete, dunkelhäutige Gestalten. Klein und kompakt mit kahlrasierten Köpfen, hatte man sie angekettet wie römische Kampfhunde, die entgegen ihrer wilden Natur zu Boden schauten.
„Das ist der Feind“, tönte de Gisy vollmundig und deutete auf die vier Männer. Ihre Körper waren mit Narben übersät, die von Schwerthieben und Peitschenschlägen zeugten. Manche davon schienen frisch zu sein. „Mamelukische Kriegssklaven“, wie de Gisy mit ausdrucksloser Miene erläuterte, während die Genannten von unten herauf jede seiner Bewegungen mit lauernden Blicken verfolgten. Die Gesichter der Männer hatten etwas Verschlagenes, Gefährliches. Aber vielleicht bildete Gero sich das auch nur ein, weil er wusste, dass ebensolche Kerle Lissys Eltern und seinen Onkel auf dem Gewissen hatten.
„Wir werden sie losbinden, und ein jeder von euch muss nun unter Beweis stellen, ob er im Zweifel in der Lage ist, gegen einen solchen Gegner zu bestehen. Dabei erwarte ich, dass ihr keine Gnade walten lasst, denn sie werden es ebenfalls nicht tun. Damit es nicht zu drastisch wird, werden wir beide Parteien nicht mit scharfen Waffen, sondern mit Holzschwertern ausstatten und beobachten, wer hier wen verprügelt.“ Bei diesen Worten huschte ein hässliches Grinsen über de Gisys Gesicht, und es verlosch auch nicht, als ein weiß gewandeter Bruder bei dem ersten Mameluken die Ketten öffnete und ihm ein Übungsschwert und einen Schild aus Eichenholz in die Hand drückte. Das Gleiche geschah mit dem ersten Bewerber fürs Noviziat. Ein mittelgroßer Jüngling mit braunem Haar aus der Picardie, der, nicht zu dünn und nicht zu dick, eine ähnlich nichtssagende Miene aufsetzte wie der Bruder, der ihm das Holzschwert überreichte.
Mit festem Schritt marschierte er in die Mitte des Hofes, der umringt war von erwartungsfrohen Zuschauern, die leise Wetten abschlossen, wer wohl die Oberhand behalten würde.
„Und was denkst du?“, flüsterte Fabius Gero von der Seite zu. „Wird er dem Heiden den Arsch versohlen oder selbst Prügel einstecken?“
„Mein Gefühl sagt mir, dass er den Kürzeren zieht“, murmelte Gero und überlegte sich im Geiste bereits eine Strategie, wie er selbst in einer solchen Situation vorgehen würde.
Der Kommandeur gab derweil das Zeichen, und die beiden Kampfhähne setzten sich in Bewegung. Das hieß, eigentlich nur der Kerl aus der Picardie. Der Mameluke blieb stur stehen und fixierte seinen Gegenüber wie eine Schlange, die auf eine unvorsichtige Maus lauert. Dem angehenden Novizen wurde das schließlich zu viel, und auf verhaltene Zurufe aus der Menge griff er unvermittelt an, indem er sich mit lautem Geschrei auf den Heiden stürzte.
Der drehte sich geradezu elegant weg, als der Schwerthieb auf ihn zu sauste, und mit einer weiteren geschickten Drehung hieb er dem Angreifer so heftig auf den Rücken, dass dieser mit einem unfreiwilligen Hechtsprung in voller Länge auf dem Pflaster aufprallte. Der Jüngling rappelte sich ächzend auf, doch bevor er sich vollständig erheben konnte, war der Mameluke schon bei ihm und verpasste ihm einen derart harten Schlag gegen die Rippen, dass er abermals zusammensackte und sich lautstark übergab. Während alle Augen auf den halbverdauten, dampfenden Haferbrei starrten, hob der Mameluke sein Holzschwert zu einem letzten, vernichtenden Schlag, der den Kopf des Opfers treffen sollte. Nicht nur Gero konnte dem Heiden an den Augen ansehen, dass er durchaus gewillt war, sein Opfer zu erschlagen. Auch Raoul de Gisy war nicht entgangen, dass der Kerl außer Kontrolle zu geraten schien.
„Aufhören!“, brüllte er quer über den Hof, und sofort rannten ein paar andere Ritterbrüder herbei und hielten den Mameluken davon ab, einen tödlichen Streich auszuführen. Was durchaus auch mit einem Holzschwert möglich gewesen wäre.
Ein Aufstöhnen ging durch die Menge, als der Mann abgeführt wurde.
„Wieso bringt ihr ihn weg?“, riefen einige. „Wir würden ihn fertigmachen, wenn ihr uns nur lasst!“
De Gisy fühlte sich allem Anschein nach vom Mut der Grünschnäbel herausgefordert. Anders war es nicht zu erklären, dass er den Mann mit einem Wink zurückbringen und erneut mit einem Holzschwert in die Mitte des Hofes stellen ließ, als ob es sich um eine Arena handelte.
„Großmäuler vor!“, rief er lauthals. Und als sich
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