Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
auch ihm das Pferd fehlte, aber im Gegensatz zu allen anderen hatte er seine Wasserreserven behalten.
Gero fiel auf, dass, wer auch immer sich in der Nacht ihrer Sachen bemächtigt hatte, offenbar nicht an Waffen, Kettenhemden und Schilden interessiert gewesen war.
Lediglich die Pferde fehlten und mit ihnen Zelte und Decken. Bei dem Gedanken, den schönen David nie wiederzusehen, überkam ihn eine plötzliche Traurigkeit. Nicht weil der Hengst so wertvoll war, obwohl das durchaus zutraf, sondern weil das Pferd das einzige Lebewesen in seiner Nähe war, das Lissy gekannt hatte. So verrückt es auch klang, manchmal hatte er des Abends, wenn er das Tier mit Heu und Hafer versorgt hatte, mit ihm, wenn auch leise, über Lissy gesprochen. Rasch verdrängte er diesen Gedanken, weil er ihn noch mehr in den Abgrund zog.
„Wer kann das gewesen sein?“, fragte Fabius voller Unverständnis den Kommandeur.
„Das tut nichts zur Sache“, erwiderte Odo de Saint-Jacques streng. „Stellt euch vor, wir wurden von Gesindel überfallen und müssen nun zu Fuß zum Hauptquartier zurücklaufen. Auf dem Weg dorthin lauern hinter jedem Felsen die Heiden. Das bedeutet, es ist nicht erlaubt, Waffen und Kettenpanzer zurückzulassen. Wer das nicht schafft, hat nicht nur seine Ehre als Templer verloren, sondern sein Leben verwirkt.“
Spätestens jetzt wussten alle, dass sie in eine Falle getappt waren und nicht irgendwelche Räuber an ihrer Situation schuld waren, sondern Saint-Jacques und der Orden höchstselbst. Man wollte wissen, wie sie mit einer solchen Situation zurechtkamen. Wahrscheinlich war der Wein sogar mit einem Schlafmittel versetzt gewesen, damit sie von dem Überfall nichts mitbekommen konnten.
Die erste Meile zu Fuß, was ungefähr eine Stunde Ritt zu Pferd bedeutete, war noch erträglich. Danach wurde es zunehmend unangenehm, zumal die Sonne immer heißer vom Himmel brannte und der Durst auch wegen des zuvor getrunkenen Weines stärker wurde. Gero klebte schon bald die Zunge am Gaumen, während Odo sich genüsslich aus seinem Ziegenbalg mit Wasser bediente. Den anderen erging es kaum anders, wobei einige offensichtliche Probleme hatten, Rüstung und Waffen zu schleppen, und immer träger in ihren Bewegungen wurden.
Schon bald erntete Saint-Jacques mörderische Blicke, zumal er mit einem raschen Schritt den Takt vorgab, doch niemand getraute sich, ihn zu fragen, ob er von dem Wasser etwas abgeben würde, geschweige denn, es ihm zu entreißen.
Gero schien es, als ob der Kommandeur-Leutnant regelrecht darauf lauerte, dass der Erste von ihnen die Fassung verlor oder zu Boden ging. Was er als gefährlich ansah, weil niemand von ihnen in der Lage gewesen wäre, den zusammengebrochenen Kameraden ohne einen Schluck Wasser zu retten.
Nach vier Stunden Marsch ohne nennenswerte Pause und etwas zu trinken war es Nicolas, den es als Erster erwischte. Ohne Vorwarnung fiel er auf den steinigen Pfad und rührte sich nicht mehr.
Gero eilte sofort zu ihm hin und sah, wie die Lider des jungen Mannes flatterten. Sein Mund war völlig ausgedörrt.
Gero litt selbst immer noch unter rasenden Kopfschmerzen, doch er hatte sich geschworen, durchzuhalten, schon allein, um sich vor Saint-Jacques keine Blöße zu geben.
„Wir brauchen Wasser“, rief er in dessen Richtung, „sonst kommt er nicht hoch.“
„Wir haben kein Wasser“, entgegnete der Kommandeur ungerührt. „Entweder er kommt von allein wieder zu sich, oder wir müssen ihn zurücklassen. Stellt euch vor, die Heiden sind uns dicht auf den Fersen und ihr steht vor der Wahl: einer oder alle.“
„Ich könnte ihn tragen“, erklärte Gero tapfer, auch wenn er sich nicht sicher war, ob er es bis zur Ordensburg schaffen würde. Auch nach Stunden des Umherwanderns befanden sie sich immer noch in einer unübersichtlichen Bergregion, und niemand konnte sagen, welchen Weg Saint-Jacques als Nächstes vorgeben würde. Der Sonne nach zu urteilen drehten sie sich im Kreis. Vielleicht war das eine mörderische Spielart des Kommandeurs, der schließlich immer vorausging und dem sie folgten wie Lämmer, die zur Schlachtbank geführt wurden.
„Es gibt noch eine andere Möglichkeit“, forderte Saint-Jacques ihn heraus. „Du kannst ihn deine Pisse trinken lassen. Ein großzügiges Opfer, denn sie wird dir selbst fehlen, wenn du schlappmachst.“
„Hab ich es nicht gesagt?“, raunte Arnaud beinahe schadenfroh.
Saint-Jacques war die Bemerkung des Poulains, wie manche Arnaud aufgrund
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