Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
Durst haben, müssen sie ihre eigene Pisse trinken oder die von den Pferden, wenn sie welche dabeihaben.“
„Du bist ein ziemliches Ferkel“, tadelte ihn Nicolas. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in einem so gut organisierten Orden Derartiges von uns verlangt.“
„Ich fürchte, da täuschst du dich“, mischte sich der Ire ein. „Mein Großvater war als junger Knappe beim Kreuzzug von Damiette dabei. Dort haben die Templer sogar das Blut von den Pferden getrunken, um nicht zu verdursten.“
„Und er hat’s auch überlebt“, fügte Arnaud lakonisch hinzu. „Wahrscheinlich wollen sie wissen, wie viel sie uns zumuten können, bis wir auf die Idee kommen, Fahnenflucht zu begehen.“ Seine braunen Augen waren auf Nicolas gerichtet, der die Vorstellung, Blut trinken zu müssen, offenbar noch widerwärtiger fand als alles andere.
„Ich kenne Kerle wie dich“, beschimpfte Nicolas den sehnigen Franzosen. „Ihr habt euren Spaß daran, andere Menschen zu entsetzen, indem ihr ohne Rücksicht auf das Gemüt eures Gegenübers Schauergeschichten erzählt.“
Arnaud verdrehte seine braunen Augen und unterdrückte eine Revanche, obwohl nicht wenige darauf zu warten schienen.
Wie nah Arnaud mit seinen Vorstellungen an die Wahrheit herankam, sollte sich schon am nächsten Vormittag zeigen. Aufgerüstet wie Ritter, hatten die zweiundzwanzig Novizen pünktlich nach dem Frühessen im Hof zu erscheinen. Mit Schwert, Helm, Schild und Kettenpanzer machte die Ausrüstung gut vierzig Pfund aus. Hinzu kamen noch mal zwanzig Pfund an Wasser und Proviant, die jeder in den Satteltaschen seines Pferdes zu verstauen hatte. Zunächst führte Odo de Saint-Jacques, der voranritt, sie in die nicht weit entfernten Berge von Kyrenia. Beim Aufstieg über die engen Pässe, die zur Festung St. Hilarion führten, der Sommerresidenz des Königs von Zypern, durchstreiften sie unentwegt raues Gelände, in dem ihnen keine Menschenseele begegnete. Nach ungefähr sechs Stunden Ritt machten sie in einer steinigen Hochebene halt, in der weit und breit kein Baum stand, der Schatten spendete, und auch kein Wasser zu finden war. Die meisten von ihnen waren vom Schweiß durchnässt und hatten einen Großteil ihrer Wasserrationen schon verbraucht, weil man ihnen gesagt hatte, dass es am Ziel eine Quelle geben würde, wo sie ihre Wasserschläuche auffüllen konnten. Doch niemand außer Odo de Saint-Jacques wusste genau, wann sie dieses Ziel erreichen würden. Als der Kommandeur absitzen ließ, waren alle froh, sich ausruhen zu dürfen, obwohl die Hitze immer noch mörderisch war. Schneller als erwartet ging die Sonne unter, und Saint-Jacques befahl, ein Lager aufzuschlagen, wobei er ihnen erlaubte, ihren Durst mit verdünntem Wein zu stillen, den er in gesonderten Ziegenschläuchen mit sich trug. Ihre Wasservorräte teilten die meisten von ihnen mit ihren Pferden, in der Zuversicht, spätestens am nächsten Morgen die besagte Quelle zu erreichen.
Rasch bauten sie die Zelte auf und schürten ein Lagerfeuer. Brot wurde geröstet, und Hartwurst machte die Runde. Dann teilte Saint-Jacques den versprochenen Wein in die Ahornbecher aus, die jeder in seinem Gepäck haben musste.
Gero bemerkte, wie der Wein ihm zu Kopf stieg und dass er müde wurde. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er zur Wache eingeteilt werden könnte, schlief er irgendwann ein.
Als er am Morgen, immer noch vor dem ausgebrannten Lagerfeuer liegend, erwachte, dröhnte wie üblich sein Schädel. Rotwein, besonders wenn er eine gewisse Süße hatte, war sein Untergang.
Als Gero langsam zu sich kam, erfüllte ihn blankes Entsetzen. Alles war weg! Die Zelte, die Pferde, der Proviant. Lediglich die Ausrüstung, die er am Leibe trug, war noch vorhanden. Rasch schaute er sich um, ob die Kameraden vielleicht ohne ihn abgezogen waren. Doch die meisten hatten sich bereits vor ihm erhoben und machten ein ziemlich dummes Gesicht, während sie sich fluchend umschauten.
„Merde!“, hörte er Arnaud rufen. Und selbst der Schotte, der sonst nie etwas sagte, stieß etwas Unverständliches aus, das aber zweifelsfrei als Schimpfwort einzuordnen war.
Fabius, der nach Gero die Augen aufgeschlagen hatte, rappelte sich panisch hoch. „Wo sind unsere Pferde?“, fragte er Gero, als ob dieser Schuld daran hätte, dass er den Überfall nicht bemerkt hatte.
In einiger Entfernung stand Odo de Saint-Jacques, wieder mit gekreuzten Armen und seltsam undurchsichtiger Miene. Wobei
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