Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
eine Woche lang die Ställe ausmisten.“
„Na, das ist ja mal ein prächtiger Empfang“, knurrte Brian und war sich damit mit Arnaud einig, der sich plötzlich fragte, warum er so erpicht darauf gewesen war, den Templern beizutreten.
Aber die meisten der Kameraden waren zu erschöpft und zu beeindruckt von all dem Neuen, um sich am späten Abend über lästige Formalien und ihre Folgen aufzuregen.
Dazu gehörte auch, dass sie am nächsten Morgen in den Räumen des Drapiers erscheinen mussten, also jenes Bruders, der nicht nur für die Kleidung und das ordnungsgemäße Aussehen eines Templers zuständig war, sondern auch für die Ausgabe von Decken, Handtüchern und jeglichen Reiseutensilien, wozu auch Becher, Besteck und Seife zählten. In dem angrenzenden Flachbau herrschte ein Kommen und Gehen. Überhaupt schien das ganze Hauptquartier in Aufruhr zu sein, weil die von Antarados zurückgekehrten Templer ihre Ausrüstung auf Vollständigkeit überprüfen lassen mussten.
„Denkst du, wir sehen den Großmeister?“, flüsterte Fabius ehrfürchtig, während er vergeblich versuchte, in der Masse der weiß gewandeten Männer einen Einzigen auszumachen, auf den diese Beschreibung zutreffen konnte.
„Weißt du denn, wie er aussieht?“, fragte Gero und hob eine Braue.
„Nein, es ist wie in einem Bienenstock, in dem man die Königin sucht“, murrte Fabius. „Ich weiß nur, dass er nicht mehr der Jüngste ist, und er hat bereits einen grauen Bart, hab ich mir sagen lassen.“ Fabius sah sich weiterhin auffällig um.
Männer mit grauen Bärten liefen hier einige rum, und die meisten von ihnen hatten zudem einen ziemlich gebeugten Rücken, nicht gerade das, was man sich unter einem Großmeister vorstellte.
„Wahrscheinlich bekommst du ihn erst zu Gesicht, wenn du aufgenommen worden bist“, mutmaßte Gero. „Sozusagen als Belohnung für all deine Mühen.“
„Da könnte ich mir was anderes vorstellen“, sagte Fabius und grinste verhalten, während er einer drallen Magd hinterherstarrte. „Zu schade, dass wir nicht im Refektorium der Ritterbrüder zugelassen sind“, meinte er mit einem bedauernden Schulterzucken.
Als Novizen waren sie weder im Speiseraum der Ordensritter noch bei deren Messen zugelassen. Alles, was der Orden intern besprach, war und blieb streng geheim, wenn man von den allseits bekannten Zukunftsplänen einmal absah.
„Deren wahre Geheimnisse zu ergründen ist ein weiterer Anreiz, sämtliche Prüfungen zu bestehen“, bemerkte Fabius mit einem Augenzwinkern, während sie in der Schlange der Wartenden standen.
Der Gehilfe des Drapiers stellte zufrieden fest, dass die Brüder in Frankreich bereits ganze Arbeit geleistet hatten und die jungen Bewerber, wie vorgeschrieben, kurzgeschorenes Haar und kurze Bärte trugen. Dazu hatte man ihnen die braune Kutte eines Novizen samt Hosen und einfache Lederschuhe verpasst. Außerdem stand ihnen noch eine Reithose aus dickem, braunem Leder zu und ein Paar derbe Stiefel, die bis zu den Knien reichten und Befestigungsschlaufen für eventuelle Kettenbeinlinge besaßen, die sie zusammen mit Kettenhemd, Handschuhen und Helm jedoch erst erhalten würden, wenn die entsprechende Ausbildung begann. Und das auch nur leihweise, bis zur endgültige Aufnahme als Ordensritter. Beiläufig wurden sie aufgefordert, Dinge von Wert abzugeben, die man mit Namen versehen in einer eisernen Kassette verwahrte, welche im streng gesicherten Trakt der Ordenskasse aufbewahrt wurde. Gero fragte höflich, ob auch sein silberner Siegelring dazugehörte, was schließlich vom zuständigen Ordensbruder bejaht wurde.
„Den Schmuck erhaltet ihr wieder, falls eure Aufnahme als Ordensritter abgelehnt wird, oder wir schicken ihn zu euren Verwandten, falls ihr zu Tode kommen solltet“, erklärte er kühl. „Sollte es zur Aufnahme kommen, werden Ketten und Ringe ohnehin einbehalten und dem Vermögen des Ordens zugeführt. Bis auf die Siegelringe, die erhaltet ihr zurück, dürft sie aber nicht benutzen, da der Orden nur eigene Siegel erlaubt.“
Allgemeines Murren war die Folge, als die meisten von ihnen sich ihrer letzten Geld- und Tauschmittel beraubt sahen. Hatten sie doch in ihrer Einfältigkeit gehofft, sich neben dem angeblich kargen Ordensleben damit einen bescheidenen Luxus leisten zu können. Hinzu kam, dass ihre Wappenbücher einbehalten wurden, die ihre Herkunft und ihren Stand verrieten. Spätestens am Geburtsfest Johannes’ des Täufers, wenn sie die ersten Prüfungen
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