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Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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ihn vor unseren Augen töten lasse.«
    Die junge Frau presste sich die Fäuste auf die Ohren und schrie so laut, als ob man ihr einen Dolch in den Leib gestoßen hätte,
     dann klammerte sie sich schluchzend an d’Ours reglose Beine und bettelte in herzzerreißender Weise um Francescos Leben.
    »Es bekümmert mich nicht«, heuchelte d’Our, während er Francescos Schwester betrachtete, als wäre sie eine arme Irre. »Aber
     dieser jungen Dame hier scheint das Leben des Bruders etwas zu bedeuten. Und es würde mir etwas ausmachen, wenn ich jemandem,
     der so herzlos ist, ein solch unschuldiges Geschöpf ins Unglück zu stürzen, ein nicht unbedeutendes Geheimnis anvertrauen
     sollte.«
    »Was wollt Ihr?«, rief Imbert und schlug ungeduldig mit der flachen Hand auf das Schreibpult.
    D’Our wusste, dass er ihn am Haken hatte. »Ich kann Euch versichern, Ihr könnt den armen Kerl dort auf dem Brett solange foltern,
     bis seine Seele beschließt, dass sein Körper ein zu unwirtlicher Ort ist, um darin wohnen zu bleiben. Es wird Euch nichts
     nützen.« Er schwieg für einen Moment und bedachte sein Gegenüber mit einem abschätzenden Blick. »Denkt Ihr ernsthaft, wir
     würden einem halben Kind, dessen Zunge schneller ist als sein Verstand, unsere wichtigsten Geheimnisse anvertrauen? Schaut
     ihn Euch doch an!«
    Imbert unterzog Francesco de Salazar einer eingehenden Betrachtung. |15| In Blut und Schweiß gebadet, dabei halb ohnmächtig vor Schmerz, hatte der junge Katalane nichts mehr von jenem stolzen Templer,
     der trotz seiner Jugend in einem Kreuzzug jegliche Angreifer das Fürchten gelehrt hätte.
    »Übergebt ihn seiner Familie«, sagte d’Our und blickte auf die junge Frau, deren Blicke halb hoffend, halb bangend zwischen
     ihm und dem Scheusal im vornehmen Aufzug hin und her schnellten. »Und sobald ich Nachricht von seinen Verwandten habe, dass
     er wohlbehalten zu Hause angekommen ist, verrate ich Euch alles, was Ihr hören wollt.«
    »Gut«, bestimmte Imbert kurz angebunden und gab seinem Folterknecht ein Zeichen. »Lasst sie ziehen!«
    Mit ungläubigem Blick nahm der Kerkermeister den Befehl entgegen.
    »Zwei Wochen«, schnarrte Imbert, während er ärgerlich auf d’Our herab schaute. »Und keinen Tag mehr. Dann werdet Ihr mir die
     wahren Geheimnisse Eures Ordens offenbaren.« Der Großinquisitor legte eine theatralische Pause ein und verengte drohend seine
     tief liegenden Augen. »Wenn nicht, werde ich Euch und Euren zwei übrig gebliebenen Kameraden das Fell über die Ohren ziehen.
     Direkt hier, bei lebendigem Leib, und noch bevor der Antichrist Eure Seelen endgültig an sich gerissen hat.«

|17| Teil I

Der Auftrag
    »Hebt einen Stein auf und ihr werdet mich finden, spaltet ein Holz, und ich bin da«
    (Thomasevangelium, Vers 77)

1
    Mittwoch, 11. Oktober 1307 – Gregorianischer Gesang
     
     
    An diesem späten, herrlich sonnigen Oktobernachmittag im Jahre des Herrn 1307 ließen nur der auffrischende Wind und die ersten
     fallenden Blätter vermuten, dass der Herbst Einzug gehalten hatte.
    Über die helle Kalksteinstraße aus Richtung Thors kommend, wälzte sich eine dicke Staubwolke den Hügel herab, und auf dem
     Aussichtsturm der Templerkomturei von Bar-sur-Aube erspähte der wachhabende Bruder in der Ferne das schwarzweiße Banner seiner
     Mitbrüder.
    Zug um Zug vereinzelte sich das unscharfe Bild in sechs kräftige Rösser und deren stattliche Reiter. Templer, allesamt gekleidet
     in weiße, flatternde Mäntel, mit je einem leuchtend roten Tatzenkreuz auf Schulter, Brust und Rücken, dazu Haupthaar und Bart
     kurz geschoren, wie es die Tradition verlangte. Die stolze Haltung der jungen Männer und deren offen zur Schau gestellte Bewaffnung
     mit Schwert, Schild und Messergürtel unterstrichen zudem den Eindruck eiserner Disziplin und kämpferischer Entschlossenheit.
    Ein paar kleine Buben blieben für einen Moment ehrfürchtig am Wegesrand stehen, als die Kavalkade an ihnen vorbei trabte.
     Doch kaum hatte der letzte Reiter die Meute passiert, lärmten die Jungen johlend und wild gestikulierend hinter dem martialisch
     anmutenden Trupp hinterher.
    Gerard von Breydenbach, genannt Gero, ein deutschstämmiger Ritter aus dem Erzbistum Trier, der die Gruppe der weißen Reiter
     anführte, drückte seinen Rücken noch ein wenig mehr durch als allgemein üblich, nicht wegen der Haltung, sondern wegen der
     leidigen Schmerzen, die |18| ihn neben einer bleiernen Müdigkeit schon seit dem Mittag

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