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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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abbrechen. Ich kann Ihnen nicht helfen, und es ist gegen
die Politik unseres Hauses, mit Dritten über unsere Angestellten, geschweige
denn unsere damaligen Angestellten, zu sprechen.«
    »Sicher können Sie in diesem Fall eine
Ausnahme machen. Jane wird seit einer Woche vermißt.«
    »Ich dachte, Sie sagten, daß sie hier
in dieser Gegend sei. Wie kann sie vermißt sein, wenn Sie wissen, wo sie sich
aufhält?«
    »Ich weiß es nicht, ich vermute es.
Bitte — «
    »Es liegt nicht in meiner Macht,
Ausnahmen zu machen.«
    »Wer könnte das denn zulassen?«
    Sie schaute mich verblüfft an.
    »Na, Sie haben doch sicher einen
Vorgesetzten.«
    »Die einzige Person, die hier über mehr
Autorität verfügt als ich, ist unser Direktor, Doktor Allen Keller.«
    »Dann lassen Sie mich mit ihm
sprechen.«
    »Er ist heute nicht zu erreichen.«
    »Wann ist er zu erreichen?«
    Sie machte eine ungeduldige Geste mit
der einen Hand und warf wieder einen Blick auf die Empfangsdame, die den Kopf
über das Buch gesenkt hielt. »Doktor Keller hat eine Woche Urlaub genommen.«
    »Ist er zu Hause?«
    »Das könnte sein.«
    »Dann lassen Sie mich ihn dort anrufen.
Es ist wichtig.«
    »Für Sie vielleicht, aber nicht für
Doktor Keller. Seine Nummer steht nicht im Telephonbuch, und ich bin nicht
berechtigt, sie an irgend jemanden auszugeben.«
    »Sollte Doktor Keller nicht selbst
bestimmen können, was für ihn wichtig ist und was nicht?«
    Sie errötete. »In diesem Fall kann ich
mit Sicherheit für ihn urteilen.« Sie ging zur Tür und hielt sie mir auf. »Und
nun, Ms. McCone, muß ich Sie bitten, dieses Haus zu verlassen.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.« Verärgert folgte ich der Aufforderung. Hinter mir fiel die Tür ins Schloß.
    »Eingebildetes Luder«, sagte ich laut,
aber niemand konnte mich hören, nur eine Möwe stolzierte über den Rasen. Ich
schaute sie wütend an, während ich zu meinem Wagen ging. Allen Keller hatte
vielleicht eine Nummer, die nicht im Telephonbuch stand, dachte ich, aber es
gab Mittel und Wege, seine Adresse herauszufinden.
     
     
     

Kapitel
6
     
    Nachdem ich mein Zimmer in dem Motel
aufgesucht hatte, blätterte ich im Branchenverzeichnis und suchte die Nummern
der exklusiv klingenden Herrenausstatter heraus. Offenbar war Allen Keller bei
den zwei ersten, die ich anrief, unbekannt, aber die Buchhalterin beim dritten
reagierte mit Betroffenheit, als ich mich als Kellers Sekretärin ausgab und
fragte, warum er seine letzte Monatsabrechnung nicht erhalten habe.
    Sie überprüfte ihre Unterlagen und
meldete sich ein paar Minuten später wieder am Apparat. »Die Rechnung ist am
achtundzwanzigsten abgeschickt worden, Ma’am.«
    »Wie seltsam. Haben Sie die Rechnung an
die Beach-Walk-Adresse geschickt?« Beach Walk war einer der wenigen
Straßennamen von Port San Marco, an den ich mich erinnerte.
    »Nein, sondern an den Sea View Drive.«
    »Sea View Drive sechsundneunzig?«
    »Nein, siebenundsiebzig.«
    »Jetzt ist mir alles klar.« Ich
notierte mir die Adresse und fügte mit einer Spur schlechten Gewissens hinzu:
»Das hätte geändert werden müssen. Die Adresse lautet jetzt Beach Walk
sechsundneunzig. Kümmern Sie sich darum, daß das berücksichtigt wird.«
    »Selbstverständlich, Ma’am.«
Erleichterung klang aus ihrer Stimme.
    Ich kannte mich nicht gut genug in Port
San Marco aus, um zu wissen, wo sich der Sea View Drive befand. Auf der Karte
der Umgebung im Büro des Motels fand ich die Adresse in einer offenbar neu
errichteten Wohnanlage südöstlich des Ortszentrums. Ich suchte mir die
günstigste Route dorthin aus und machte mich dann auf den Weg zu Dr. Keller.
    Die Wohnanlage war ein Labyrinth aus
neu angelegten Straßen, die sich in Spiralen um die mit kalifornischen Eichen
bewachsenen Hügel wanden. Ich folgte dem Sea View Drive hinauf. Von der Höhe
aus konnte ich einen herrlichen Blick auf den gesamten Küstenstreifen genießen.
Kellers Haus glich einem Arrangement von einzelnen Würfeln aus Glas und Holz,
die in verschiedenen Ebenen zueinander standen; die Holzschindeln waren noch nicht
verwittert, und das Ganze erinnerte mich an ein etwas aufwendiges Kartenhaus,
das im nächsten Augenblick einstürzen konnte.
    Der stattliche blonde Mann, der an die
Tür kam, trug einen blauen Bademantel und Pantoffeln. Er war um die Vierzig und
hatte mindestens dreißig Pfund Übergewicht. Sein aufgeschwemmtes Gesicht und
die blutunterlaufenen Augen verrieten, daß er dem Alkohol ebenso wenig
abgeneigt

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