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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Lebensunterhalt zu verdienen?«
    »Mein Gott, nein!«
    »Weshalb machen Sie sich dann Gedanken
darüber?« Er ging in die Mitte des Raums und prüfte das einfallende Licht.
»Kommen Sie her. Ich möchte ein paar Aufnahmen von Ihnen machen. Sie haben eine
interessante Physiognomie.«
    Ich stellte mich neben ihn, und er
betätigte noch einmal den Belichtungsmesser. »Setzen Sie sich auf den Hocker.
Und bitte keine Posen, sonst macht es bei mir nicht klick.«
    Ich setzte mich auf den Hocker und
Snelling ging um mich herum, und seine Bewegungen waren leicht und routiniert.
Der Hocker ließ sich drehen, und ich drehte mich mit ihm, um Snelling
zuzusehen. »Sie benutzen nur natürliches Licht?«
    »Ja.«
    »Und kein Stativ?«
    »Manchmal. Kommt darauf an, was ich
aufnehmen will.« Er ging immer noch hin und her und beobachtete mich durch den
Sucher der Kamera. »Wie gesagt, Sie haben eine interessante Physiognomie. Haben
Sie indianische Vorfahren?«
    »Nur zu einem Achtel.«
    »Und der Rest?«
    »Schottisch-irisch.«
    »Was sagen Sie zur Mannschaft von
Stanford diese Saison?«
    »Was?«
    Klick.
    Ich lachte. »Sie haben mich
überlistet.«
    Klick.
    »Ich mußte. Sie haben mich sehr
argwöhnisch angeschaut, so, als ob sie erwarteten, ich würde Ihnen einen
Revolver vor die Nase halten.«
    »Entschuldigung.« Ich breitete die
Hände aus. »Ich hab’ es nicht gern, wenn ich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
stehe.«
    Klick.
    »In Ihrem Beruf ist das vermutlich auch
nicht wünschenswert.«
    »Sicher nicht.«
    »Erzählen Sie von Ihrem Beruf.«
    Verdammt, es klappte nicht! Ich hatte
ihn aushorchen wollen, und statt dessen drehte er den Spieß um und ließ sich
von mir über meinen Beruf erzählen. Immerhin war ein Gespräch über meine Arbeit
als Detektiv vielleicht eine Überleitung zum Thema Jane Anthony. Also begann
ich mit meinen Anfangstagen als Detektivin im Warenhaus.
    Während der ganzen Zeit schlich
Snelling um mich herum, geschmeidig wie eine Katze, fast auf Zehenspitzen. Es
gelang ihm immer wieder, mich zu knipsen, wenn ich nicht auf der Hut war. Das
Ganze kam mir vor, als würde ich von einem spielerisch aufgelegten Löwen
beschlichen. Und obwohl Snelling nichts Böses beabsichtigte, wurde mir
allmählich unbehaglich zumute. Zuletzt sagte ich: »Können wir jetzt aufhören?
Es ist mir irgendwie unangenehm.«
    Er lächelte und senkte die Kamera.
»Jetzt schauen Sie mich schon wieder so argwöhnisch an.«
    »Ich habe das Gefühl, als ob Sie um
mich herumpirschen.«
    Ein seltsamer Ausdruck war auf seinem
Gesicht zu sehen, und er legte die Kamera wieder auf das Regal. — »Ich glaube,
das ist der Stil meiner Photos — ich gehe auf die Pirsch nach meinen Motiven.«
    »Und empfinden das die anderen auch so
unangenehm wie ich?«
    »Manche. Aber Sie würden sich wundern,
wie vielen das richtig Spaß macht. Gehen wir in meine Dunkelkammer.« Er öffnete
die Tür neben den Regalen.
    Ich stand auf und folgte ihm. Hinter
der Tür lag ein kleiner Raum; Snelling knipste die rote Lampe an der Decke an.
Ich erblickte eine Reihe von Stahlbecken, eine große Trockenpresse und eines
der raffiniertesten Vergrößerungsgeräte, das ich je gesehen hatte.
    »Das ist fabelhaft«, sagte ich.
    »Gehen Sie ruhig rein.« Snelling
betätigte einen anderen Schalter, und weißes Licht leuchtete auf.
    Ich trat hinein und betrachtete das
Vergrößerungsgerät. Snelling lehnte an der Theke mit den Becken und schaute
mich amüsiert an.
    Ich sagte: »Ich hätte gedacht, ich bin
die einzige, die die Abzüge mit dem Bild nach unten wäscht, damit die anderen,
die die Dunkelkammer benutzen, nicht sehen, wie schrecklich die Photos sind.«
    »Wenn ich mit ihnen fertig bin, kommen
die nächsten dran, und ich will mich nicht mehr an die Vergangenheit erinnern.«
    »Wie bei Jane?« Die Worte waren heraus,
bevor ich sie aufhalten konnte.
    Snelling zog die Mundwinkel nach unten.
»Was wollen Sie damit sagen? Ist das ein Vorwurf, weil ich Ihre Untersuchung
gestoppt habe?«
    »Nein«, antwortete ich rasch und
fürchtete, ich könnte unser gutes Einvernehmen zerstört haben. »Natürlich
nicht. Es ist nur eine ähnliche Situation. Ich nehme an, ein jeder behandelt
seine Arbeit ganz ähnlich wie die Menschen, mit denen er es im Leben zu tun
hat.«
    Snelling verschränkte die Arme vor der
Brust. »Kann sein. Aber vergessen Sie nicht: Jane und ich waren keine besonders
nahen Freunde. Es tut mir leid, daß sie tot ist, aber ich kann mir keinen
Privatdetektiv

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