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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Leiter herauf und packte mich am Haar, riß mich zurück, daß ich
aufschrie. Er drehte mir einen Arm auf den Rücken und schaute mich dann wütend
an, wobei mir seine Gin-Fahne ins Gesicht wehte.
    »Das war also wieder mal einer von
Ihren raffinierten Tricks, wie?«
    Ich versuchte mich freizumachen, aber
er hielt mich fest.
    »Sie haben gewußt, daß Jane hier
gewohnt hat«, meinte er. »Na und?«
    »Die Polizei wird sich bestimmt dafür
interessieren.«
    »Nicht, wenn sie feststellt, daß es
keinen Hinweis auf ihre Anwesenheit gibt. Und wem wird man glauben — Ihnen oder
mir?«
    Ich versuchte mit aller Kraft, mich aus
seinem Griff zu befreien, aber er hielt beide Arme hinter meinem Rücken fest
und zerrte mich hoch.
    »Sie wissen, daß Sie hier unerlaubt
eingedrungen sind«, drohte er. »Eigentlich sollte ich die Polizei verständigen
und ihr die Sache übergeben.«
    »Warum tun Sie’s dann nicht? Wenn sie
erscheint, können wir uns ja über die Personalakten von ›The Tidepools‹
unterhalten, die da unten in dem Karton verpackt sind.«
    »Warum sollten sie nicht hier sein? Ich
wollte sie durchgehen, und hier ist es ruhiger als in meinem Büro.«
    »Natürlich.«
    »Wie gesagt, wer würde Ihren
Hirngespinsten Glauben schenken?«
    Er hatte recht; es waren schließlich
seine Akten, und die Polizei würde ihm glauben, vor allem, wenn Ann Bates seine
Aussagen bestätigte, und das war mehr als wahrscheinlich. Dennoch ließ ich es
auf einen Bluff ankommen. »Also nehmen Sie den Hörer ab und rufen Sie
Lieutenant Barrow an.«
    Er schwieg einen Moment und atmete
schwer. Dann kicherte er. »Nein, mit Ihnen hab’ ich was Besseres vor.«
    »Nämlich?«
    Er drehte meinen Körper seitwärts,
einer seiner Arme hakte sich unter meine Knie, den anderen legte er um meine
Schultern. Ich versuchte mich freizumachen, aber er hob mich hoch und trat an
die Reling.
    »Behaupten Sie nicht, ich hätte Sie
nicht gewarnt«, sagte er.
    Und dann flog ich durch die Luft und
klatschte flach auf das Wasser. Ich wollte schreien, schloß aber gerade noch
den Mund, bevor ich unterging. Das Wasser war kalt und ölig. Als ich wieder
auftauchte, mußte ich die Haare erst aus der Stirn streichen, um überhaupt
etwas sehen zu können. Keller lehnte an der Reling und lachte brüllend.
    »Das wird Ihnen eine Lehre sein.
Vielleicht sind Sie das nächstemal nicht mehr so neugierig.«
    »Lecken Sie mich am Arsch!« Es war
eines der wenigen Male in meinem Leben, wo ich diesen wenig damenhaften Ausdruck
benützte.
    Dann begann ich in die entgegengesetzte
Richtung zu schwimmen, auf den Hauptpier zu. Kellers Lachen folgte mir.
Irgendwann im Lauf des Kampfes hatte ich beide Schuhe verloren, aber mein Rock
hinderte mich am Schwimmen. Noch immer hörte ich Keller lachen, als ich endlich
aus dem Wasser stieg und triefnaß auf meinen Wagen zulief.
    Dafür wirst du mir büßen, schwor ich
mir. Dafür wirst du mir büßen. Wenn ich diesen Fall abgeschlossen habe, hast du
nichts mehr zu lachen, Allen Keller!

Kapitel
14
     
    Sobald ich zurück war im Motel, rief
ich Lieutenant Barrow an und berichtete ihm, was ich auf der Princess Jane herausgefunden hatte, wobei ich allerdings meine unfreiwillige Schwimmeinlage
verschwieg. Er berichtete, sie hätten bereits mit Keller gesprochen — der
behauptet habe, nicht zu wissen, wo sich Jane in der Woche vor ihrem Tod
aufgehalten habe — , aber er beabsichtige, noch einmal mit ihm zu reden. Ich
versprach Barrow, mich später wieder zu melden, dann legte ich auf und freute
mich auf eine heiße Dusche. Bis ich angezogen war und das Haar fönte, war es
nach vier.
    Eines stand fest: Ich würde keinen
Blick mehr in die Akten von ›The Tidepools‹ werfen können. Ich setzte mich aufs
Bett und dachte über das Problem nach. Dann entschloß ich mich, die Sache anders
anzugehen.
    In der öffentlichen Bibliothek ließ ich
mir noch einmal den Mikrofilm von der Woche geben, in der Barbara Smith ums
Leben gekommen war. Ich las alle Ausgaben der Lokalpresse noch einmal
gründlich, für den Fall, daß ich beim erstenmal etwas übersehen hatte, dann
nahm ich mir die Todesanzeige vor. Dort wurde eine Schwester der Verstorbenen,
Mrs. Susan Tellenberg aus Port San Marco, als nächststehende Angehörige
genannt. Ich suchte im Telephonbuch, fand ihre Nummer und Adresse und rief an.
Es klingelte zehnmal, ohne daß sich jemand meldete.
    Als ich die Bibliothek verließ, war es
schon dämmrig. Ich wollte nach Salmon Bay fahren und versuchen, mit

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