Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
Schloß…”
Mentacho erriet, daß man ihn nach dem Besitzer des Schlosses fragte. Aber er wußte
nichts von Hurrikap. Dennoch verlor er nicht seine Geistesgegenwart.
„Ach … so”, er machte eine vage Handbewegung, „der Erbauer des Schlosses ist
Hurrikap.”
„Gibt es in Goodwinien Riesen?” Klopfenden Herzens stellte Baan-Nu die Frage, die
ihn am meisten beschäftigte.
„Wo sollten sie bleiben? Natürlich gibt es sie noch …… sagte Mentacho, als sei es das
Selbstverständlichste von der Welt.
Dem Ramerier brach der kalte Schweiß aus. Dennoch setzte er die Unterhaltung fort.
„Besitzen die Riesen ein eigenes Königreich?” fragte er so kaltblütig, wie er vermochte.
Mentacho erwiderte
„Nein, jeder Riese lebt für sich allein. Sie sind nämlich so ungebärdig, daß sie nicht
miteinander auskommen würden. Wenn sie einander treffen, beginnen sie sofort eine
große Schlacht. Sie bewerfen sich mit Steinbrocken, die so groß sind wie das Haus, in
dem wir uns jetzt befinden.” Wenn König Mentacho sich unter dem Einfluß des
Schlafwassers auch in einen Weber verwandelt hatte, so hatte sich sein Charakter nicht
allzu sehr verändert. Er log mit Begeisterung das Blaue vom Himmel und blickte dabei
seinem Gesprächspartner fest in die finsteren, schlitzförmigen Augen, die unter dem
Eindruck der Erzählung kugelrund vor Verwunderung wurden. Mentacho log eben königlich!
Der Menvitenführer schwieg. In seiner Verblüffung vergaß er völlig die Zaubergewalt
seines Blicks. Denn er hätte Mentacho ja auch befehlen können, die reine Wahrheit zu
sagen.
Als Baan-Nu am nächsten Tag wieder mit Mentacho sprach, stellte er ihm die selben
Fragen wie am Vortag, nur in einer anderen Reihenfolge. Doch der Weber nannte ausnahmslos Namen, die Baan-Nu bereits kannte.
Der General überlegte: Nein, unmöglich, daß dieser leichtfertige Kerl, dieser
Windbeutel lügt. Er übertreibt natürlich, er ist ein Angeber. Aber ich glaube, er
übertreibt nicht mal allzu stark.
Seit der Landung dachte Baan-Nu ständig daran, daß der Oberste Gebieter von Rameria,
Guan-Lo darauf wartete, die Nachricht von der völligen Unterwerfung der Bellioren zu
erhalten. Baan-Nu mußte sich sputen.
Die Außerirdischen hatten inzwischen begonnen, Goodwinien mit einer Kette von
Radaranlagen zu umschließen.
Baan-Nu befahl, diese Anlagen in Abständen von 50 Kilometern aufzustellen. Das
gewährleistete seiner Auffassung nach die absolute Sicherheit der Grenzen zwischen
Goodwinien und der Großen Welt.
Während die Radaranlagen montiert wurden, wurden die Kanonen, die ebenfalls zum
Grenzschutz bestimmt waren, aus der „Diavona” ausgeladen.
Die Arsaken montierten die Anlagen, die Menviten flogen mit ihren Helikoptern zu den
höchsten Gipfeln der Weltumspannenden Berge, richteten Plattformen her und stellten
die Drehscheiben für die Kanonen auf. Die Drehantenne der Radaranlagen würde das
Näherkommen jedes Lebewesens sofort signalisieren, die Elektronenanlage entsprechende Funksignale nach Ranavir aussenden und automatisch die Selbstladekanone
auf jedes Ziel richten, das sich bewegte.
Als die Montagearbeiten beendet waren, wurden die Radaranlagen jedoch nicht sofort
eingeschaltet. Sie blieben noch eine Stunde lang gesperrt, damit die Helikopter
ungehindert ins Lager zurückfliegen konnten.
Einem Flieger war es beschieden, die Zuverlässigkeit des Systems am eigenen Leibe
auszuprobieren. Eine Tür seines Helikopters hing plötzlich schief in den Angeln, und er
brauchte über eine Stunde, um den Schaden zu beheben. Der Pilot schaute nicht auf die
Uhr, vergaß die Sperrzeit, und als er den anderen nachjagen wollte, erdröhnte in seinem
Rücken ein Schuß. Glücklicherweise wurde der Flieger nur leicht verwundet und
landete mühsam mit seinem Helikopter in der Schlucht. Als er dann verbunden im Zelt
lag, erschien zu seiner größten Verwunderung ein Abgesandter Baan-Nus selbstverständlich war das Ilsor - und überbrachte ihm statt eines Verweises den
Mondorden für bewiesene Tapferkeit.
Baan-Nu lag nichts ferner, als die Fahrlässigkeit des Piloten zu belohnen. Aber sie
beruhigte ihn. Er wußte nun zumindest, daß keiner unbemerkt in das Land, in dem sich
die Abgesandten von Rameria niedergelassen hatten, eindringen konnte, ebenso wie
keiner aus Goodwinien über die Grenze in die Große Welt entkommen würde, um von
dort Hilfe für die Einwohner von Goodwinien zu holen.
GORIEKS ZWEIKAMPF
Mentacho, der die
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