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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Titel: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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unseren Wanderern! Ann dachte daran,
wie ihre ältere Schwester von einem Sturmwind ins Zauberland getragen worden war
und in die Smaragdenstadt zum Zauberer Goodwin zog. Sie wurde von der seltsamsten
Gesellschaft begleitet, die man sich nur vorstellen kann, einem Strohmann namens
Scheuch, einem Holzfäller aus Eisen und einem Feigen Löwen. Jeder von ihnen hatte
einen sehnlichen Wunsch: Der Scheuch wünschte sich ein kluges Gehirn, der Eiserne
Holzfäller ein gütiges Herz und der Feige Löwe Mut. Goodwin erwies sich zwar nicht
als Zauberer, vermochte es aber trotzdem, all ihre Wünsche zu erfüllen. Elli kehrte mit
den silbernen Zauberschuhen von Gingema i n die Heimat zurück.
Dieselbe Straße benutzte der Knabe Fred, als es ihm gelungen war, aus der Höhle* ans
Tageslicht zu entkommen: Er ging in die Smaragdenstadt, um zu melden, daß Ann in
die Gewalt der unterirdischen Könige geraten war, welche das Mädchen
gefangenhielten und von ihr forderten, ihnen das Schlafwasser, das durch die Schuld des
Verräters Ruf Bilan verschwunden war, zurückzugeben.
Hier unterbrach Alfred ihre Gedanken:
„Hör zu, Ann, heute Nacht mußt du die Mäuse rufen. Verstanden?”
Ann nickte erfreut. „Oh, Alfred, natürlich. Endlich werde ich Ramina wiedersehen!”
Alfred und Tim, die in der Ferne einen Hügel bemerkt hatten, dessen Gestein vielleicht
die notwendigen Mineralien enthielt, beschleunigten, mit geologischen Hämmern und
Rucksäcken ausgerüstet, ihre Schritte. Ann blieb auf der Wiese zurück, um Blumen zu
pflücken.
Da zog in den Lüften ein schwarzer Schatten auf, lautes Surren ertönte, und unweit von
dem Mädchen landete auf der Waldwiese ein Helikopter. Aus der Pilotenkanzel sprang
ein hochgewachsener Flieger. Mit ein paar Sprüngen war er bei Ann. Das Mädchen
schrie verzweifelt und versuchte zu fliehen. Doch umsonst: Der Flieger hatte sie mit
eisernem Griff gepackt. Ann konnte sich nicht losreißen, obwohl sie für ihre zwölf Jahre
kräftig und flink war. Der Unbekannte nahm Ann wie eine Puppe in den Arm. Sie
konnte vor Schreck nicht einmal die Augen zukneifen.
Mit geschwungenen Äxten rannten Alfred und Tim zum Unglücksort. Doch da hing der
Helikopter bereits wieder in der Luft. Sie waren zu spät gekommen.
Als der Flugapparat überm Wald entschwunden war, standen Tim und Fred noch immer
wie betäubt und starrten dem schwarzen Punkt nach. Nachdem sie sich von ihrem
Schreck einwenig erholt hatten, machten sie sich hastig auf in die Stadt.
Zu Tode erschrocken, bemerkte Ann gar nicht, wie sie in die Kabine des Helikopters
gelangte, wie die Tür fest verschlossen wurde und die Maschine in die Lüfte aufstieg.
*Siehe die Märchenerzählung „Die sieben unterirdischen Könige”
    Sie flog über die Wälder und Felder des Zauberlandes. Noch ein Weilchen sah man die
funkelnden Türme der Smaragdenstadt, dann verschwanden auch sie. Kleine Farmen
und Gärten, in denen die Menschen werkten, glitten unter ihnen dahin. Neugierig
verfolgten sie mit den Blicken den fliegenden Apparat und ahnten nicht, daß er den Gast
aus der Großen Welt entführte, der ihnen helfen wollte und nun selbst in Not geraten
war.
Es wäre sinnlos und auch nicht ungefährlich gewesen, laut zu schreien oder gar um
Hilfe zu rufen. Unwillkürlich hätte Ann dabei den Namen ihrer Freunde preisgeben
können. Das erkannte sie sofort.
Der Flieger drehte sich um, betrachtete Ann aufmerksam und sagte etwas. Seine Stimme
klang nicht böse. Vielleicht wollte der Menvite sie beruhigen. Jedenfalls war der Blick
aus seinen schlitzförmigen, leicht zusammengekniffenen Augen nicht unfreundlich.
Ann bedauerte, daß sie den Silberreif nicht bei sich hatte. Was für einen Dienst hätte ihr
jetzt das Geschenk von König Nasefein XVI. erweisen können! Das Wunder hätte sich
vollzogen, wenn sie aus dem Helikopter gelassen oder irgendwohin geführt worden
wäre. Sie hätte sich schnell losgerissen und wäre im nächsten Augenblick unsichtbar
gewesen. Dann hätten ihre Entführer sie lange suchen können!
Da träume ich vor mich hin, als lebte ich im Märchen, dachte Ann betroffen. Was nicht
ist, ist halt nicht. Sie senkte den Kopf und spürte miteins, wie etwas Kaltes, Metallenes
ihre Hand berührte. Ann sprang wie elektrisiert auf. Wie hatte sie das nur vergessen
können! Das war doch Raminas silbernes Pfeiflein. Da war er, der Schlüssel zu ihrer
Rettung!
Verstohlen betrachtete Ann den breiten Rücken des Fliegers, ob er ihre

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