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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Erschießungskommando treten. „Ich war mit ihm verlobt."
    Er sah sie an. Hatte er es doch gewusst. Er hatte gewusst, dass etwas — irgendetwas — gewesen sein musste, aber von einer Verlobung hatte sie nie erzählt. Dumm von ihm, eigentlich. Da hätte er selbst drauf kommen können. Und nun, da er es wusste Irritiert stellte er fest, dass er eifersüchtig war. Sie hatte einst einen anderen — Timothy Holden — heiraten wollen. Ob sie ihn geliebt hatte, den hübschen Timothy mit seinen roten Lippen und den flaumigen Wangen?
    „Hast du ihn geliebt?", fragte er.
    Nun sah sie ihn an, beugte sich dann wieder über die Bettstatt. „Es ist über zehn Jahre her. Ich war gerade mal achtzehn."
    Bedächtig neigte er den Kopf zur Seite. Das war keine Antwort auf seine Frage. „Wo habt ihr euch kennengelernt?"
    „Bei einer Tischgesellschaft, so wie heute Abend." Sie strich den Bezug des Kissens glatt. „Er saß neben mir und war sehr nett. Anders als andere Gentlemen hat er sich nicht von mir abgewandt, als ich nicht gleich mit ihm ins Gespräch kam."
    Jasper zog sich sein Hemd über den Kopf. Zu diesen anderen Gentlemen zählte sie gewiss auch ihn.
    Melisande legte das Kissen aufs Nachtlager. „Er ist mit mir im Park ausgefahren, hat auf Bällen mit mir getanzt — all das, was ein Gentleman so tut, wenn er einer Dame den Hof macht. Mehrere Monate hat er mich umworben, dann bei meinem Vater um meine Hand angehalten. Vater hat natürlich Ja gesagt."
    Jasper setzte sich und zog sich Schuhe und Strümpfe aus. „Warum bist du dann nicht mit ihm verheiratet?"
    Sie zuckte mit den Schultern. „Im Oktober hat er um mich angehalten, im Juni wollten wir heiraten."
    Jasper merkte auf. Sie hatten auch im Juni geheiratet. Er erhob sich, trat zu ihr und streifte ihr das Tuch von den Schultern. Dann nahm er sie bei der Hand und legte sich mit ihr aufs Matratzenlager. Sie schmiegte sich an ihn und ließ ihren Kopf an seiner Schulter ruhen. Gedankenverloren fuhr er mit den Fingern durch ihr Haar. Komisch, wie viel komfortabler so ein spartanisches Lager war, wenn sie es mit ihm teilte.
    „Ich hatte schon für meine Aussteuer eingekauft", sagte sie ruhig, und ihr Atem strich leicht über seine bloße Brust. „Die Einladungen waren verschickt, die Hochzeit geplant. Dann kam Timothy eines Tages zu mir und meinte, er würde eine andere Frau lieben. Natürlich habe ich ihn gehen lassen."
    „Natürlich", knurrte Jasper.
    Holden war ein mieses Schwein. Ein junges, verletzliches Mädchen zu betören und dann kurz vor der Hochzeit sitzen zu lassen, war eines Mannes unwürdig. Jasper streichelte seiner süßen Frau tröstend das Haar, als könne er so den Schmerz lindern, der ihr vor über zehn Jahren zugefügt worden war. Dann sann er über ihre Ehe nach, über ihr so unerwartet erfreuliches Ehebett.
    Schließlich seufzte er. „Er war dein Liebhaber."
    Er machte sich nicht die Mühe, es als Frage zu formulieren. Er wusste es. Dennoch überraschte es ihn, dass sie nicht versuchte, es abzustreiten.
    „Ja, für eine Weile."
    Ihm fiel sofort auf, dass ihre Stimme seltsam tonlos klang. Das wollte ihm nicht gefallen. „Er hat dich aber nicht genötigt, oder?"
    „Nein."
    „Oder dir auf andere Weise Gewalt angetan?"
    „Nein, er war sehr zärtlich."
    Jasper schloss die Augen. Mein Gott, es war kaum auszuhalten. Er hatte aufgehört, sie zu streicheln, und merkte, wie seine Hand sich in ihr Haar krallte.
    Tief atmete er durch und ließ wieder locker. „Was ist es dann? Da ist doch noch etwas, das du mir nicht erzählst."
    Sie schwieg so lange, dass er schon meinte, sich in blinder Eifersucht alles nur eingebildet zu haben. Vielleicht war ja nichts weiter gewesen.
    Doch dann seufzte sie tief, ein abgrundtief verloren klingender Laut, und sagte: „Kurz nachdem er die Verlobung gelöst hatte, stellte ich fest, dass ich schwanger war."

Kapitel 15
Als Jack mit dem silbernen Ring zurückkehrte, schlüpfte er rasch in sein Narrenkostüm und schlich sich dann hinunter in die Schlossküche. Wieder stand der Junge am Feuer und rührte die Suppe der Prinzessin. Wieder fragte Jack ihn, ob er den Rührlöffel gegen einen Silbertaler eintauschen wolle. Und plopp! landete der silberne Ring in der Suppe, und ehe der Küchenmeister ihn hätte sehen können, war Jack auch schon wieder verschwunden. Er eilte die Treppe hinauf und fand sich an der Seite der Prinzessin ein.
    „Oh Jack!", rief sie. „Wo bist du nur den ganzen Tag gewesen?"
    „Hier und dort,

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