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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Luft, um den Zorn zu bezwingen, der in ihm aufstieg. Er verdankte Munroe viel — Dinge, für die er sich niemals revanchieren könnte —, aber hier ging es nicht nur um ihn. „Leider komme ich in einer Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet. Wir müssen über Spinner's Falls reden."
    Munroe zuckte zurück, als habe man ihn geschlagen. Er starrte Jasper an, der Blick seines gesunden, hellbraunen Auges unergründlich.
    Schließlich nickte er knapp. „Na schön. Aber es ist spät und Ihre Frau zweifellos müde. Wiggins wird Ihnen die Zimmer zeigen. Mit Komfort kann ich nicht dienen, aber sie lassen sich zumindest heizen. Morgen reden wir. Dann können Sie wieder gehen."
    „Auf Ihr Wort?", fragte Jasper. Munroe war es zuzutrauen, einfach zu verschwinden und sich erst wieder blicken zu lassen, nachdem sie abgereist waren.
    Spöttisch zog Munroe einen Mundwinkel nach oben. „Auf mein Wort. Morgen reden wir."
    Jasper nickte. „Ich bin Ihnen sehr dankbar."
    Munroe zuckte mit den Schultern und verließ das Zimmer. Der kleine Rothaarige — vermutlich Wiggins — lauerte an der Tür und murrte: „Wenn's sein muss, mach ich eben Feuer in den Zimmern."
    Ohne ein weiteres Wort verschwand er wieder.
    Laut atmete Jasper aus und schaute Pynch an. „Kümmern Sie sich um die anderen? Schauen Sie, ob sich in der Küche etwas zu essen findet, und dass jeder einen Platz zum Schlafen hat."
    „Jawohl, Mylord", sagte Pynch und entfernte sich.
    Nun war Jasper mit seiner Gattin allein. Zögernd drehte er sich um und sah sie an. Sie stand noch immer vor dem Kamin. Jede andere Frau hätte längst Zustände bekommen. Nicht so Melisande.
    Mit kühlem, klarem Blick sah sie ihn an. „Was ist bei Spinner's Falls geschehen?"
    Vorsichtig stocherte Sally Suchlike mit dem Schürhaken in den glühenden Kohlen, dann hängte sie den Kessel an den großen Haken über dem Feuer. So einen riesigen Kamin hatte sie ihr Lebtag noch nicht gesehen. Groß genug, dass ein ausgewachsener Mann gut darin stehen könnte. Wozu jemand eine so riesige Feuerstelle brauchte, konnte sie sich beim besten Willen nicht erklären. Zumal es sich längst nicht so gut darin hantieren ließ wie an einem kleineren Herdfeuer.
    Als endlich das Wasser kochte, warf sie das Kaninchenklein in den Topf, das Mr Pynch in der Speisekammer gefunden hatte. Eine Kammerzofe war kein Dienstmädchen, und Kochen gehörte nun wahrlich nicht zu ihren Pflichten, aber sonst war ja niemand da, sich um das Abendessen zu kümmern. Wahrscheinlich wusste der allwissende Mr Pynch auch, wie man einen Kanincheneintopf zubereitete — und würde es natürlich viel besser machen als sie —, aber er musste ja Gemächer für die Herrschaften finden.
    Sally warf noch ein paar klein geschnittene Karotten hinterher. Sie waren schon ein wenig schrumpelig gewesen, aber besser als nichts. Dazu kamen ein paar kleine Zwiebeln, dann wurde alles kräftig umgerührt. Im Augenblick sah es noch nicht sonderlich verlockend aus, aber vielleicht würde es noch besser, wenn der Eintopf ein bisschen vor sich hinschmorte. Seufzend ließ sie sich auf einen Stuhl sinken und zog ihr Schultertuch fester um sich. Eigentlich konnte sie überhaupt nicht kochen. Als sie noch Küchenmädchen gewesen war, hatte sie immer nur das Geschirr abgewaschen und die Böden geschrubbt. Mr Pynch hatte ihr einfach Kaninchen, Möhren und Zwiebeln hingelegt und gesagt, sie solle alles kochen. Und das tat sie nun. Von Wiggins, dem grässlichen, rothaarigen Mann, war keine Hilfe zu erwarten. Er erinnerte sie an einen bösen Kobold aus einem Märchen. Und kaum hatte Mr Pynch ihm den Rücken zugewandt, war er auch schon wieder wie vom Erdboden verschwunden und hatte die Dienstboten der Renshaws im fremden Haus sich selbst überlassen, was ja nun wirklich keine Art war.
    Sally wagte einen Blick in den brodelnden Topf. Irgendetwas fehlte noch. Salz vielleicht? Genau, Salz! Wie konnte sie nur das Salz vergessen? Mr Pynch müsste sie wahrlich für eine dumme Gans halten, wenn sie nicht einmal wusste, dass man einen Eintopf salzen musste. Also ging sie zu dem großen Eckschrank und kramte darin herum. Viel war nicht darin, aber Salz fand sich immerhin, und auch ein wenig Mehl — was sie auf eine weitere Idee brachte.
    Zehn Minuten später versuchte sie gerade, in einer irdenen Schüssel Mehl mit Butter, Salz und Wasser zu verkneten, als Mr Pynch zurück in die Küche kam. Er stellte die Laterne auf den Tisch und kam zu ihr herüber, die sie sich,

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