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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Köpfe zusammenzustecken, und ein jeder fragte sich, wer wohl den silbernen Ring errungen hatte.
    Nur Prinzessin Immerschön saß schweigend da. Nachdenklich betrachtete sie ihren Hofnarren ...
    aus Lachender Jack
    A m nächsten Morgen wachte Melisande davon auf, dass Mouse an der Tür kratzte. Sie drehte sich um und sah Jasper an. Er hatte einen Arm über den Kopf gelegt, die Decke halb zurückgeworfen. Während der letzten Nächte hatte sie festgestellt, dass er sehr unruhig schlief. Oft schlang er im Schlaf einen Arm oder ein Bein um sie, und manchmal wachte sie davon auf, dass er sein Gesicht an ihrem Hals barg. Dann wieder drehte er sich im Schlaf um und zog die Decke mit sich. Doch es kümmerte sie nicht. Gern verzichtete sie auf eine Decke, wenn sie nur an seiner Seite sein konnte.
    Aber nach dem quälenden Geständnis der letzten Nacht brauchte er Ruhe. Vorsichtig schlüpfte Melisande unter der Decke hervor und stand auf. Sie suchte ein schlichtes Kleid heraus, das sie ohne Sallys Hilfe anziehen konnte, warf sich einen Umhang über die Schultern und verließ mit Mouse leise das Zimmer. Sie trippelten die schmalen Stufen der Wendeltreppe hinunter und gingen durch dunkle Korridore zur Küche.
    Überrascht blieb Melisande stehen. Die Küche war von einer hohen Gewölbedecke überspannt, von der die weiße Farbe blätterte. Doch nicht die Decke hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. In der Ecke lagen zwei Strohsäcke nebeneinander. Auf dem einen schlief Sally tief und fest, von dem anderen hob Mr Pynch den Kopf. Melisande nickte dem Kammerdiener kurz zu, ehe sie leise zur Hintertür hinausschlüpfte.
    Draußen rannte Mouse eine Weile hellauf begeistert im Kreis herum, ehe er sich dazu bequemte, sein Geschäft zu machen. Der Garten bestand aus einer sanft abfallenden Rasenfläche, die seit Ewigkeiten nicht geschnitten worden war und nun wild ins Kraut schoss, etwas entfernt waren Terrassengärten angelegt, die einst prächtig gewesen sein mussten. Melisande schlenderte in diese Richtung. Es war ein herrlicher Tag. Die strahlende Morgensonne löste langsam die Nebelschleier auf, die tief über dem grünen Hügelland hingen. Melisande blieb stehen und schaute zur Burg zurück. Bei Tageslicht war sie längst nicht so Furcht einflößend. Aus hellem, grauen Stein erbaut, ragte sie stolz empor und ward von verwitterten, verwinkelten Giebeldächern gekrönt. Schornsteine ragten hier und da auf. An allen vier Seiten standen kleine Ecktürme hervor, was den mittelalterlichen Bau sehr trutzig wirken ließ. Melisande mochte sich gar nicht vorstellen, wie kalt und zugig dieses Gemäuer im Winter sein musste.
    „Seit einem halben Jahrtausend steht sie schon hier oben", sagte eine tiefe, heisere Stimme hinter ihr.
    Melisande drehte sich um; Mouse wetzte los.
    Sie Alistair war in Begleitung eines riesigen Hundes gekommen, dessen Kopf ihm bis an die Hüfte reichte. Das Fell des Tieres war zottelig und grau. Mouse baute sich vor ihm auf und bellte wie verrückt. Der große Hund rührte sich nicht, schaute den Kleinen nur an, als frage er sich, was dieses kleine, kläffende Wesen wohl sei.
    Sir Alistair bedachte den Terrier mit einem leisen Stirnrunzeln. An diesem Morgen trug er das Haar ordentlich zu einem Zopf zurückgebunden und eine schwarze Augenklappe über dem vernarbten Auge.
    „Ganz ruhig, Kleiner", sagte er in breiter schottischer Mundart. „Reg dich ab."
    Er hockte sich hin und hielt Mouse die zur Faust geschlossene Hand hin. Mouse schnüffelte vorsichtig. Mit leisem Grauen sah Melisande, dass Sir Alistairs rechter Hand der kleine und der Zeigefinger fehlten.
    „Wackeres kleines Kerlchen", meinte Sir Alistair. „Wie heißt er?"
    „Mouse."
    Er nickte, stand wieder auf und ließ seinen Blick über die weite Rasenfläche schweifen. Der große Hund ließ sich seufzend zu seinen Füßen nieder. „Ich wollte Ihnen gestern Abend keinen Schrecken einjagen, Ma'am."
    Sie schaute ihn an. Von der Seite, wo man seine Narben nicht sah, hätte man ihn fast attraktiv finden können. Er hatte eine gerade, recht noble Nase und ein festes, etwas störrisch wirkendes Kinn. „Das haben Sie nicht", versicherte sie ihm. „Nur Ihr plötzliches Auftauchen hat mich erschreckt."
    Er wandte ihr sein Gesicht zu und schien nur darauf zu warten, dass sie zurückzuckte.
    Doch den Gefallen würde sie ihm nicht tun. Sie reckte das Kinn und erwiderte ungerührt seinen herausfordernden Blick. „Jasper glaubt übrigens, dass Sie ihm die Schuld für

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