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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Ihre Narben geben. Tun Sie das?"
    Gespannt hielt sie den Atem an. Ginge es nur um sie, hätte sie niemals gewagt, so offen zu ihm zu sprechen. Aber sie musste wissen, ob dieser Mann Jasper womöglich noch weiteres Leid zufügen würde.
    Eine Weile sah er sie einfach nur an. Vielleicht erstaunten ihre Worte ihn ebenso wie sie selbst. Wahrscheinlich wagten die meisten Menschen nicht, ihm gegenüber von seinen Narben zu sprechen.
    Schließlich wandte er den Blick wieder ab, richtete ihn auf die dem Zerfall anheimgegebenen Terrassengärten. „Wenn Sie wünschen, Mylady, werde ich mit Ihrem Gatten über meine Narben sprechen."
    Jasper war auf seinem Lager allein, als er aufwachte. Obwohl er erst wenige Nächte neben ihr verbracht hatte, war es ein seltsames Gefühl. Ein ungutes Gefühl. Es fühlte sich geradezu falsch an. Hier sollte sie sein, seine liebliche Gattin, an seiner Seite, ihre sanften Rundungen an seinen harten Körper schmiegen, ihn mit dem Duft ihrer Haut und ihres Haars umfangen. An ihrer Seite zu schlafen war wie ein Lebenselixier, das ihn davon hatte genesen lassen, sich Nacht für Nacht schlaflos auf seinem Lager zu wälzen. Verdammt! Wo war sie hingegangen?
    Er stand auf, zog sich rasch an und haderte fluchend mit den Knöpfen seines Hemdes. Weste und Krawatte sparte er sich gleich ganz und warf sich nur einen Rock über, ehe er aus dem Zimmer eilte.
    „Melisande!", rief er und kam sich wie ein Idiot vor. Es war ein großes, altes Gemäuer. Wenn sie nicht gerade in der Nähe war, würde sie ihn nicht hören. Egal. Er rief trotzdem nach ihr. „Melisande!"
    Unten angekommen schlug er den Weg zur Küche ein, wo er auf Pynch traf, der das Herdfeuer schürte. Hinter ihm schlief Melisandes Kammerzofe auf einem Strohsack. Jasper sah es und hob die Brauen. Es waren zwei Strohsäcke, aber trotzdem. Pynch deutete schweigend zur Hintertür.
    Jasper ging nach draußen und wurde von der hellen Morgensonne geblendet. Blinzelnd schaute er sich um. Dann entdeckte er Melisande. Sie unterhielt sich mit Munroe, und der Anblick weckte Eifersucht in ihm. Munroe mochte von Narben entstellt sein und ein kauziger Einsiedler noch dazu, aber einst war er ein stattlicher Mann gewesen und hatte ein ziemliches Händchen für Frauen gehabt. Und überhaupt stand Melisande viel zu dicht bei ihm.
    Grimmig marschierte Jasper zu den beiden hinüber. Mouse bemerkte ihn als Erster, tat, sein Kommen mit einem Bellen kund und rannte ihm entgegen.
    Munroe drehte sich um. „Auch schon wach, Renshaw?"
    „Vale", knurrte Jasper und legte Melisande den Arm um die Taille.
    Munroe entging die besitzergreifende Geste nicht. Belustigt hob er eine Braue, jene über der Augenklappe. „Gewiss doch — Vale."
    „Habt Ihr schon gefrühstückt, liebste Gemahlin?", fragte Jasper an Melisande gewandt.
    „Noch nicht, Mylord. Soll ich nachsehen, was sich in der Küche findet?"
    „Ich habe Wiggins losgeschickt, dass er Brot und Eier von einem der Höfe holt", ließ Munroe sich vernehmen. Seine Wangen hatten sich gerötet, als wäre seine mangelnde Gastfreundschaft ihm nun doch ein wenig peinlich. Umso unwirscher fügte er hinzu: „Nach dem Frühstück kann ich Sie beide hinauf auf den Turm führen. Die Aussicht von dort oben ist fantastisch."
    Jasper spürte Melisande leise erschauern und musste daran denken, wie krampfhaft sie die Lehne seines Phaetons umklammert hatte. „Vielleicht ein andermal", meinte er.
    Melisande räusperte sich und entwand sich behutsam Jaspers Griff."Wenn die Herren mich nun bitte entschuldigen würden. Ich will mal schauen, ob sich in der Küche ein paar Bröckchen für Mouse finden."
    Jasper nahm es hin und verneigte sich höflich, als seine Gemahlin sich mit einem kurzen Nicken verabschiedete und zurück zur Burg ging.
    Nachdenklich schaute Munroe ihr nach. „Ihre Frau ist sehr charmant. Und klug."
    „Mmmm", machte Jasper. „Aber sie fürchtet sich vor der Höhe."
    „Ah, verstehe." Munroe wandte sich nun Jasper zu. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie Ihr Typ ist."
    Jasper hob die Brauen. „Was wissen Sie denn schon von meinem Typ?"
    „Einiges. Vor sechs Jahren hatten Sie eine Schwäche für vollbusige Weiber von minderer Intelligenz und noch minderer Moral."
    „Das war vor sechs Jahren. Seitdem hat sich vieles verändert."
    „Allerdings", murmelte Munroe und schlenderte in Richtung eines wild überwucherten Terrassengartens davon. Jasper folgte ihm. „Sie sind Viscount, St Aubyn ist tot, und ich habe eine

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