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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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frischen, freundlichen Gesicht, seine Haltung militärisch.
    Als sie wieder zu Lord Vale sah, hatte dieser sich schon auf den Weg zu dem jungen Mann gemacht, der sich, sowie er Vale kommen sah, bei Lady Eddings entschuldigte, Vale entgegenging und ihm die Hand zum Gruß reichte. Seine Miene indes war ernst, um nicht zu sagen düster. Melisande sah ihren Verlobten die Hand des Mannes ergreifen und ihm etwas zuflüstern. Dann schaute er sich kurz im Salon um, wobei ihre Blicke sich flüchtig trafen. Das Lächeln war aus seinem Gesicht gewichen, seine Miene völlig ausdruckslos. So, als hätte er sie nicht gesehen, kehrte er ihr den Rücken zu und zog den jungen Mann mit sich. Just in diesem Augenblick warf sein Begleiter mit der weißen Perücke noch einmal einen Blick über die Schulter, und Melisande stockte der Atem, denn plötzlich wusste sie wieder, woher sie ihn kannte.
    Es war der junge Mann, den sie sechs Jahre zuvor hatte weinen sehen.

Kapitel 3
Als auch der letzte Bissen verzehrt war, stand der alte Mann auf, und etwas sehr Sonderbares geschah. Seine Lumpen fielen von ihm ab, und vor Jack stand auf einmal ein schöner junger Mann in schimmernd weißen Gewändern.
    „Du warst so gut zu mir", sagte der Engel, denn nur ein Engel konnte es sein. „Dafür will ich dich belohnen."
    Der Engel zauberte eine kleine Blechdose aus seinen Gewändern hervor und drückte sie Jack in die Hand. „Hierin wirst du finden, was immer du brauchst."
    Jack spähte in die Dose. Dann lachte er, denn nichts war darin außer ein wenig alten Schnupftabaks. Nachdem er die Tabakdose in seinem Beutel verstaut hatte, machte er sich wieder auf den Weg ...
    aus Lachender Jack
    D rei Wochen später versteckte Melisande ihre zitternden Hände in den weiten Röcken ihres Hochzeitskleides. Hinter ihr legte Sally, ihre neue Kammerzofe, letzte Hand an.
    „Sie sehen wirklich umwerfend aus, Miss", befand Sally und raschelte angelegentlich mit dem Faltenfall.
    Sie standen im Vestibül der Kirche, die Orgel hatte schon angestimmt, und bald würde Melisande das lange Mittelschiff hinab zum Altar gehen müssen. Es kam ihr vor wie ein Spießrutenlauf. Obwohl man die Hochzeit recht kurzfristig angesetzt hatte, waren fast alle Plätze besetzt.
    „Ich fand Grau ja erst etwas langweilig, als Sie es sich ausgesucht hatten, Miss", schnatterte Sally weiter, „aber jetzt schimmert es richtig, fast wie Silber."
    „Es ist doch nicht zu auffällig?" Besorgt sah Melisande an sich hinab. Das Kleid war längst nicht so schlicht, wie sie es sich ursprünglich gewünscht hatte. Blassgelbe, zu winzigen Schleifen gebundene Bänder bekränzten den Ausschnitt, und der Überrock war kunstvoll gerafft, sodass das in Grau, Rot und Gelb bestickte Unterkleid prächtig zur Geltung kam.
    „Aber nein, es ist sehr elegant", versicherte ihre Kammerzofe, trat vor Melisande, runzelte kritisch die Stirn und inspizierte sie wie eine Köchin eine Schinkenkeule. Schließlich lächelte sie. „Lord Vale wird hingerissen sein. Ist ja auch Ewigkeiten her, dass er Sie zuletzt gesehen hat."
    Nun, das ist wohl ein wenig übertrieben, dachte Melisande bei sich, aber es war tatsächlich einige Wochen her, dass sie ihn zuletzt gesehen hatte. Am Tag nach Lady Eddings' musikalischer Soiree hatte Lord Vale die Stadt verlassen und war erst gestern nach London zurückgekehrt. Irgendwann hatte sie sich zu fragen begonnen, ob er so lange fortblieb, um ihr aus dem Weg zu gehen. Nachdem er an besagtem Nachmittag mit seinem Freund gesprochen hatte, war er ihr ziemlich zerstreut erschienen. Er hatte ihr den jungen Mann nicht einmal vorgestellt, der kurz nach seiner Unterredung mit Lord Vale wieder gegangen war. Aber darauf kommt es nun wahrlich nicht an, wies sie sich im Stillen zurecht. Letztlich war er ja wieder da, stand vorne am Altar und wartete auf sie.
    „Und, alles bereit?", rief Gertrude, die aus der Kirche ins Vestibül geeilt kam und prompt an Melisandes Röcken herumzuzupfen begann. „Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich diesen Tag noch einmal erleben würde! Du, verheiratet, noch dazu mit einem Viscount! Und die Renshaws sind eine so gute Familie, nicht die Spur von bösem Blut. Oh, Melisande!"
    Verwundert sah Melisande, dass die sonst so phlegmatische Gertrude Tränen in den Augen hatte.
    „Ich freue mich so für dich." Gertrude umarmte sie umständlich und drückte kurz ihre Wange an Melisandes. „Bist du so weit?"
    Melisande straffte den Rücken und atmete tief durch. Doch

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