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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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zusammengefasst. Sie saß unbehaglich auf der Stuhlkante, beugte sich vor und nickte eifrig zu allem, was Melisande sagte. Die Köchin lächelte nicht — ihr Gesicht schien dazu nicht gemacht —, aber der strenge Zug um ihren Mund entspannte sich ein wenig, als Melisande ihre pochierten Eier und die heiße Schokolade lobte. Tatsächlich hatte Melisande eben das Gefühl, mit der Frau zu einem gewissen Einverständnis gelangt zu sein, als lauter Aufruhr auf dem Korridor ihrer Unterredung jäh ein Ende machte. Beide Frauen sahen auf. Melisande hörte laut erhobene Männerstimmen, dazwischen das unverkennbare Kläffen eines Hundes.
    Oh je . Sie bedachte die Köchin mit einem höflichen Lächeln. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden?"
    Ohne sichtliche Eile stand sie auf und ging zum Frühstückszimmer, in dem sich ihr ein kleines Drama bot: Sprat stand in stummem Entsetzen, Oaks' prächtige weiße Perücke saß ihm schief auf dem Kopf, und er redete wie ein Wasserfall, nur leider war kein Wort zu verstehen, denn ihr frisch angetrauter Gatte schrie und fuchtelte mit den Armen, als wolle er pantomimisch eine Windmühle darstellen. Der Grund seiner Raserei stand zu Lord Vales Füßen, knurrte und kläffte ihn an.
    „Wo kommt dieser Köter her?", verlangte Jasper zu wissen. „Wer hat ihn ins Haus gelassen? Kann man hier nicht mal mehr in Ruhe frühstücken, ohne dass einem der Speck vom Teller stibitzt wird?"
    „Mouse", sagte Melisande leise, doch für die scharfen Ohren des Terriers war es laut genug. Mit einem letzten triumphierenden Wuff ! kam Mouse herübergetrottet, platzierte sich auf ihre Schuhe und hechelte.
    „Du kennst diesen Köter?", fragte Jasper und starrte sie an.
    Oaks rückte seine Perücke zurecht und brummelte Unverständliches, Sprat stand verlegen auf einem Bein und wäre wohl am liebsten im Erdboden versunken.
    Melisande maß ihren Gatten mit ungnädigem Blick. Also wirklich! Sie eine Stunde warten zu lassen und dann das. „Mouse ist mein Hund."
    Jasper blinzelte, und sie musste sich eingestehen, dass seine blauen Augen selbst dann wunderschön waren, wenn er verwirrt und verdrießlich war. Er hat letzte Nacht bei mir gelegen, dachte sie und spürte, wie Hitze in ihren Leib strömte. Sein Körper hat sich mit meinem vereint. Endlich ist er mein Mann.
    „Es hat einfach meinen Speck gefressen."
    Melisande blickte auf Mouse hinab, der mit verzücktem Hecheln zu ihr aufsah. Fast schien es, als grinse er. „Er", sagte sie ruhig.
    Jasper fuhr sich mit der Hand durchs Haar und brachte seinen Zopf in Unordnung. „Was?"
    „Er" ; sagte Melisande deutlich, dann lächelte sie. „Sir Mouse ist ein Gentleman, ein Hund von Stand. Und für Speck hatte er schon immer eine Schwäche, weshalb man ihn besser nicht in Versuchung führen sollte."
    Sie schnippte kurz mit den Fingern und rauschte aus dem Frühstückszimmer, Mouse dicht auf den Fersen.
    „Ein Gentleman?” Jasper starrte seiner Gemahlin hinterher. Für eine Frau, der ein fieser kleiner Kläffer auf den Fersen war, hielt sie sich bemerkenswert elegant. „Ein Hund von Stand? Hat man so etwas schon mal gehört?", fragte er die im Raum verbliebenen Männer.
    Der Lakai, ein großer, schlaksiger Junge, dessen Namen Jasper sich nie merken konnte, kratzte sich unter seiner Perücke. „Mylady scheint dem Hund sehr zugetan."
    Oaks hatte sich mittlerweile wieder gefasst und warf seinem Herrn einen unergründlichen Blick zu. „Die Viscountess hat spezielle Anweisungen für den Hund gegeben, als sie vor einer Stunde zum Frühstück herunterkam."
    Spätestens jetzt dämmerte es Jasper, dass er sich wie ein Idiot aufgeführt hatte. Fairerweise musste man sagen, dass er so früh am Morgen stets schwer von Begriff war. Aber selbst für seine Verhältnisse war es schon ein starkes Stück, seine Gattin gerade mal einen Tag nach der Hochzeit so anzuherrschen.
    „Ich werde der Köchin sagen, dass sie Ihnen ein neues Frühstück bereiten soll, Mylord", sagt Oaks.
    „Nein." Jasper seufzte. „Mir ist der Appetit vergangen." Einen Moment erwog er, ihr zu folgen, kam dann aber zu dem Schluss, dass ihm augenblicklich Feingefühl und Eloquenz fehlten, sich bei seiner Frau zu entschuldigen. Manch einer würde ihn einen Feigling nennen, doch was Frauen anging, war Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. „Lassen Sie mein Pferd bereit machen."
    „Mylord." Oaks verbeugte sich und huschte aus dem Zimmer. Erstaunlich, auf welch leisen Sohlen der Mann sich bewegen

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