Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
Vom Netzwerk:
Sitz.
    Schnelle Schritte erklangen im Dunkel, kamen immer näher. Schützend stellte Jasper sich vor die Frauen und machte sich auf einen Angriff gefasst.
    „Mylord!" Pynchs rundes Gesicht tauchte am Schlag der Kutsche auf. „Alles in Ordnung, Mylord? Sind die Frauen ..."
    „Ja, so weit alles in Ordnung." Jasper drehte sich nach Melisande um und strich ihr im Dunkeln über Haare und Gesicht. „Alles in Ordnung, meine Liebste?"
    „J...ja." Sogleich setzte sie sich auf, kerzengerade wie immer. Es wollte ihm schier das Herz zerreißen. Sollte ihr jemals etwas zustoßen und er sie nicht beschützen können ...
    Die kleine Zofe zitterte am ganzen Leib. Melisande ließ den Hund los und zog das Mädchen in ihre Arme, tätschelte ihm tröstend den Rücken. „Jetzt ist alles gut. Lord Vale und Mr Pynch haben uns gerettet."
    Mouse sprang auf den Kutschenboden und knurrte den toten Räuber an.
    Pynch räusperte sich. „Einen haben wir erwischt und gefangen genommen. Der andere ist uns entkommen."
    Jasper sah sich den Toten genauer an. Schießpulver hatte eine Hälfte seines Gesichts geschwärzt. Jasper grinste. Sein Kammerdiener war schon immer ein hervorragender Schütze gewesen.
    „Packen Sie mal kurz mit an und helfen Sie mir, den Vagabunden hier aus der Kutsche zu bekommen", wies er Pynch an. „Melisande bleib bitte hier, bis wir uns vergewissert haben, dass die Luft rein ist."
    Sie nickte und hob tapfer das Kinn.
    Und obwohl Pynch und das Mädchen zuschauten, konnte er nicht anders, als sich über sie zu beugen und zu küssen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was alles hätte passieren können. Wäre es nur ein wenig anders gekommen, hätte er sie verlieren können.
    Eilig kletterte Jasper aus der Kutsche. Es juckte ihn in den Fingern, mit dem Mann Bekanntschaft zu machen, der seine liebste Gemahlin in Gefahr gebracht hatte. Zunächst jedoch half er Pynch, den toten Räuber aus dem Wagen zu schleifen. Hoffentlich hatte Melisande nicht zu genau hingeschaut. Dem Mann waren Schläfe und Wangenbein zertrümmert. Kein schöner Anblick.
    Mouse sprang hinter ihnen aus der Kutsche.
    Nachdem der Räuber abgelegt war, richtete Jasper sich auf. „So, wo ist er?"
    „Da drüben, Mylord." Pynch deutete zu einem Baum am Wegesrand, wo sich mehrere Diener über eine zusammengesunkene Gestalt beugten. Mouse folgte ihnen, die Nase laut schnüffelnd am Boden.
    „Irgendjemand verletzt?", erkundigte Jasper sich derweil.
    „Der Lakai Bob hat einen Streifschuss am Arm, kaum der Rede wert", erstattete Pynch Bericht. „Sonst niemand."
    „Sind Sie sicher?" Im Dunkeln und inmitten all des Durcheinanders konnte es schnell passieren, dass leichtere Verletzungen zunächst unbemerkt blieben. „Haben Sie nachgesehen?"
    Doch wem sagte er das? Pynch war ja selbst in der Armee gewesen. „Ja, Mylord."
    Jasper nickte. „Gut gemacht. Sagen Sie einem der Lakaien, er soll mehr Laternen anzünden. Licht hat noch jedes Ungeziefer vertrieben."
    „Jawohl, Mylord." Pynch marschierte zurück zur Kutsche.
    „So, und wen haben wir da?”, fragte Jasper, als er bei der kleinen Gruppe angekommen war.
    „Einen der Räuber, Mylord", sagte Bob.
    Er hielt sich ein blutbeflecktes Tuch an den rechten Oberarm gepresst, doch seine Hand war ruhig und die Pistole darin zielsicher auf den Gefangenen gerichtet. Pynch kam mit einer Laterne zurück, und sie betrachteten den am Boden liegenden Räuber. Jung war er, fast noch ein Kind, und blutete heftig aus der Brust. Mouse schnupperte an dem Jungen, verlor dann das Interesse und pinkelte an den Baum.
    „Lebt er noch?", fragte Jasper.
    „Gerade so", sagte Pynch ohne jede Gefühlsregung. Es dürfte sein Schuss gewesen sein, der den Jungen vom Pferd geholt hatte, doch er zeigte kein Bedauern.
    Man musste indes bedenken, dass dieser Junge seinerseits eine Pistole auf sie gerichtet hatte. Er hätte Melisande treffen können. Jasper sah ein grausiges Bild vor sich, das Melisande zeigte, die anstelle des Jungen hier auf dem Boden lag. Melisande mit zerfetzter, blutender Brust. Melisande, die qualvoll keuchend in den letzten Zügen lag.
    Er wandte sich ab. „Lasst ihn liegen."
    „Nein."
    Er blickte auf und sah Melisande von der Kutsche herbeikommen — obwohl er sie ausdrücklich gebeten hatte, im Wagen zu warten.
    „Wie bitte?"
    Sein Ton war eisig, doch sie ließ sich nicht einschüchtern. „Lass ihn uns mitnehmen, Jasper."
    Ungläubig starrte er sie an. Im Schein der Laternen sah sie noch unwirklicher und

Weitere Kostenlose Bücher