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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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anderen Ausweg. „Manche Soldaten schlafen nicht mehr so gut, wie sie noch vor dem Krieg geschlafen haben. Lord Vale ... nun, er hat gern Gesellschaft. Vor allem nachts, wenn es dunkel ist."
    „Er fürchtet sich vor der Dunkelheit?"
    Pynch richtete sich zu seiner ganzen, stattlichen Größe auf und zog düster die Brauen zusammen. „Ich habe während des Krieges eine Kugel ins Bein bekommen."
    Melisande blinzelte verwirrt über diesen plötzlichen Themenwechsel. „Das tut mir leid."
    Der Kammerdiener winkte ab. „War nicht so schlimm. Macht mir manchmal Probleme, wenn es regnet, aber damit kann ich leben. Damals, mitten in der Schlacht, sah das anders aus. Ich lag da und kam nicht mehr hoch, und über mir stand ein Franzose und wollte mir mit seinem Bajonett den Rest geben. Da kam Lord Vale herangeprescht. Zwischen ihm und mir stand eine Reihe Franzosen in Stellung, ihre Gewehre im Anschlag. Sie haben auf ihn geschossen, und ich weiß bis heute nicht, wie er sich im Sattel hat halten können, aber Lord Vale war nicht aufzuhalten. Er hat sie alle niedergemacht, Mylady. Als er mit ihnen fertig war, stand kein Mann mehr."
    Schaudernd rang Melisande nach Atem.
    „Und da war es für mich entschiedene Sache, Mylady", fuhr Pynch fort. „Für Lord Vale würde ich durch die Hölle gehen, wenn er mich darum bitten würde."
    „Ich danke Ihnen, dass Sie mir das erzählt haben, Mr Pynch", sagte Melisande und öffnete die Tür. „Bitte richten Sie Lord Vale aus, dass ich morgen früh um acht zur Abreise bereit sein werde."
    Pynch verneigte sich. „Jawohl, Mylady."
    Melisande nickte kurz und ging hinaus, doch ein Gedanke wollte sie nicht loslassen. Die ganze Zeit, während Pynch ihr seine Geschichte erzählt hatte, hatte er zwischen ihr und der Tür des Ankleideraums gestanden — fast so, als würde er Wache halten.

Kapitel 12
Als Jack nun ins Schloss zurückkehrte, tat er etwas sehr Sonderbares. Er schlüpfte wieder in sein Narrenkostüm und ging hinunter in die Schlossküche. Dort herrschte reges Treiben, denn das königliche Nachtmahl wurde gerade bereitet. Der Küchenmeister tobte, die Diener huschten umher, die Küchenmädchen polierten Teller, Gabeln und Gläser, die Köche und Küchenjungen schnitten und hackten, rührten und buken. Niemand bemerkte Jack, als er sich zu einem Jungen schlich, der am Feuer in einem Suppentopf rührte.
    „Pssst", flüsterte Jack. „Ich gebe dir einen Silbertaler, wenn du mich die Suppe der Prinzessin rühren lässt."
    Dieser Tausch gefiel dem Jungen natürlich sehr. Sowie er dem Topf den Rücken gekehrt hatte, ließ Jack den bronzenen Ring in die Suppe fallen ...
    aus Lachender Jack
    D ie Kutsche rumpelte durch eine tiefe Spurrille und schwankte. Melisande schwankte mit. Gleich am ersten Tag hatte sie gelernt, dass es die Reise weitaus erträglicher machte, wenn sie den Tücken der Landstraße nachgab, statt sich ihr zu widersetzen. Mittlerweile waren sie den dritten Tag unterwegs, und sie war schon recht geübt im Schwanken. Ganz sacht nur stieß ihre Schulter gegen Sally, die neben ihr eingenickt war. Mouse hatte sich auf ihrer anderen Seite zusammengerollt und schlief ebenfalls. Ab und an ließ der Hund ein leises Schnarchen vernehmen.
    Melisande schaute zum Fenster hinaus. Sie schienen mitten im Nirgendwo zu sein. Blaugrüne Hügel erstreckten sich vor ihnen, zerteilt nur von Hecken und Bruchsteinmauern. Das Licht des Tages begann langsam zu schwinden.
    „Sollten wir nicht längst da sein?", fragte sie ihren Gatten.
    Jasper lümmelte auf dem Sitz ihr gegenüber, die Beine quer durch den Kutschenraum gestreckt, sodass seine Füße beinah die ihren berührten. Er hielt die Augen geschlossen, antwortete aber prompt, womit sich ihre Vermutung bestätigte, dass er überhaupt nicht geschlafen hatte.
    „Da hast du recht. In Birkham sollten wir zur Nacht absteigen, doch der Kutscher meinte, der Gasthof hätte geschlossen. Er wollte uns abseits der großen Fuhrstraße eine andere Bleibe suchen. Gute Idee, aber ich vermute, dass er sich verfahren hat."
    Jasper öffnete ein Auge und spähte zum Fenster hinaus. Ihm schien es herzlich wenig auszumachen, dass es allmählich dunkel wurde und sie sich allem Anschein nach verfahren hatten.
    „Er ist eindeutig vom Weg abgekommen", befand er. „Es sei denn, der Gasthof liegt mitten auf einer Kuhweide."
    Melisande seufzte und legte das Märchen beiseite, das sie gerade übersetzt hatte. Fast war es fertig. Eine wunderliche Geschichte war es,

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