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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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weißes Bettlaken auszusehen.«
    Endlich ließ Greta die Türklinke los und trat mit weichen Knien neben Mattes’ Bett. »Ich bin kein Stück verschreckt, ich sehe nur so mitgenommen aus, weil ich mit deinem Jeep gefahren bin.« Als Mattes vor Überraschung die Augen aufriss, hob Greta beschwichtigend die Hände. »Die Verbindungsstraße stand unter Wasser, das wäre für Arjens Coupé zu viel gewesen.«
    »Du bist über die Verbindungsstraße gefahren, obwohl sie unter Wasser stand?« Unglaube und ein Funke Wut standen Mattes ins Gesicht geschrieben.
    »Deinem Jeep ist nichts passiert. Außerdem hat Mathilde gesagt, du sollst lieb zu mir sein, das würde ich nämlich verdienen. Besser, du hörst auf sie.«
    »Mathilde?«
    Mehr fiel Greta nicht zu ihrer Verteidigung ein. Das brauchte ihr auch gar nicht, denn Mattes langte mit dem heilen Arm nach ihr und zog sie an seine Brust. »Vorsicht!«, ermahnte sie ihn.
    »Das sagst ausgerechnet du.«
    Dann fanden seine spröden Lippen ihren Mund, und Greta vergaß augenblicklich die tausend Dinge, die sie noch hatte sagen wollen.
    »Und diese endgültige Trennung von Erik hat sich ganz eindeutig richtig für dich angefühlt?«, hakte Mattes nach.
    »Hm-hm. Es stand schon länger schlecht um unsere Beziehung … Vermutlich brauchte ich deshalb nicht einmal eine heiße Affäre, um über ihn hinwegzukommen.«
    »Brauchtest du nicht?« Mattes spielte mit einer von Gretas Haarsträhnen, die sich dank der Feuchtigkeit lockte. Sie hatte es sich, so gut es ging, neben ihm auf dem Bett bequem gemacht und genoss die Wärme, die von seinem Körper ausging.
    »Nein, als ich auf Beekensiel ankam, war ich zweifellos bereit für eine neue Liebe, obwohl ich immer noch nicht glauben kann, dass die Wahl unbedingt auf einen Insulaner fallen musste, der alle Klischees über das eigenbrötlerische Inselvolk erfüllt.«
    Während Mattes zu lachen versuchte, ohne seine Gesichtsmuskeln dabei allzu stark zu bewegen, betastete Greta vorsichtig die Kanüle, die in seinem Handrücken steckte. Seltsamerweise beruhigte es sie, jede einzelne seiner Blessuren genau zu begutachten. So grässlich sie aussehen mochten, und gewiss auch schmerzhaft waren, lieferten sie doch den Beweis dafür, dass die Gefahr überstanden war. Und auch sonst kam es ihr vor, als seien sämtliche Barrieren zwischen Mattes und ihr mit einem Schlag beiseitegeräumt worden. Alle – bis auf eine. Als Greta kurz im Schwesternzimmer gewesen war, um im Sturmwind wegen Mattes’ Zustand Bescheid zu geben, war Adele an den Apparat gekommen. »Erzähl es ihm«, hatte Mattes’ Großmutter mit ihrer kurz angebundenen und leicht herrischen Art gefordert. »Nachdem dieser Kindskopf dem Teufel von der Schippe gesprungen ist, wird er eine solche Nachricht am besten verdauen. Dann kann er nicht nur darüber nachdenken, was er um ein Haar verloren hätte. Und sagen Sie ihm, er hat kein Recht darauf, auf mich wütend zu sein, weil ich ihm nie von Ruben erzählt habe. Nicht nachdem er mir einen solchen Schrecken eingejagt hat.« Und damit hatte Adele den Hörer einfach aufgelegt und Greta mit dieser schwierigen Aufgabe alleingelassen.
    »Es gibt da noch eine Sache, über die ich mit dir sprechen möchte … oder vielmehr: muss«, wagte sie nun den Vorstoß.
    »Du meinst über die Zukunft?«, fragte Mattes erwartungsvoll.
    »Nein, eher über die Vergangenheit … Obwohl es möglicherweise einiges verändern wird, wenn ich es dir erzählt habe.«
    »Nur zu, pack alle Leichen aus, die du im Keller hast. Die haben mich dermaßen mit Schmerzmitteln vollgepumpt, dass ich bestimmt die größten Skandale problemlos wegstecke. Also keine falschen Hemmungen und raus mit der Sprache.«
    Es fiel Greta schwer, Mattes’ gut gelaunten Blick zu ertragen. Wie würde sich sein Gesichtsausdruck wohl verändern, nachdem sie Adeles Auftrag erfüllt hatte? Bedrückt sah sie zum Fenster, an dem Regentropfen hafteten wie Perlen an einem bestickten Tuch. »Es geht nicht um einen Skandal, sondern um Liebe, eine schon längst vergangene Liebe, wobei ich nicht weiß, warum sie ein Ende gefunden hat.« Greta nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Adeles Tränen, als sie die alten Fotos betrachtet hat, rührten daher, dass sie darauf jemanden gesehen hat, der ihr einmal sehr viel bedeutet hat … Und es immer noch tut. Sie war heute in der Früh im Sturmwind, um mir davon zu erzählen – und sie hat mich gebeten, dich einzuweihen.«
    Greta warf Mattes einen Blick aus den

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