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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Code … den Greta nicht verstand. Und das, wo sie ohnehin schon überfordert war. Entnervt trat sie auf die Bremse und legte den Rückwärtsgang ein. Dann würde sie sich halt eine seitliche Nische suchen, ehe der Jeep vor ihrer Stoßstange klebte und sie gewaltsam zurückdrängte.
    »Kind, was machst du denn? Wir müssen da vorne links abbiegen, um zum Hotel Sturmwind zu gelangen. Der Jeep lässt dich bestimmt durch, anders geht es ja auch gar nicht. Außerdem ist Rückwärtsfahren nicht gerade eine deiner Stärken.« Den letzten Satz beendete Arjen mit einem leisen Aufschrei, als Greta mit dem Außenspiegel eine Papiertonne streifte.
    Fluchend legte sie eine Vollbremsung hin. »Nichts passiert, also zumindest der Tonne, der Spiegel hat einen winzigen Sprung. Wie geht es deinem Nacken?«
    Arjen blinzelte sie an. »Alles bestens«, versicherte er in dem Ton, den man Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs gegenüber anschlägt. »Und nun fahr zu, in dieser Gasse findest du doch nirgendwo eine Lücke zum Ausweichen.«
    Leichter gesagt als getan, der Fahrer des Geländewagens hatte in der Zwischenzeit offenbar beschlossen, dass Greta schon eine passende Nische finden würde, und bog deshalb in die Gasse ein. In ihrer Verzweiflung trat sie aufs Gaspedal, und das Coupé machte einen mächtigen Sprung nach vorne, als wolle es den Jeep angreifen.
    »Nicht so stürmisch!«, rief Arjen.
    »Was soll ich denn sonst tun? Angriff ist immer noch die beste Form der Verteidigung.«
    Um ihren Entschluss zu untermauern, haute Greta mit dem Handballen auf die Hupe, dass es schmerzte. Zu ihrer Erleichterung setzte der Geländewagen zurück, bevor sie gegen ihn prallte. Kaum war die Lücke auf der Kreuzung groß genug, damit sie abbiegen konnte, quetschte Greta sich hinein, nur um festzustellen, dass die Lücke doch nicht groß genug war: Ihr Heck streifte den Jeep, wenn auch nur leicht.
    »Höchstens ein Lackschaden«, versicherte Greta ihrem Großvater. Dann blickte sie in den Rückspiegel und sah den Gesichtsausdruck des Fahrers, der zwischen Verblüffung und Ärger schwankte. Zu allem Überfluss handelte es sich auch noch um einen Mann in ihrem Alter, mit breiten Schultern und dunklem Haar, was ihn nicht gerade wie einen leicht zu handelnden Gegner wirken ließ. Sie beschloss, dass dieser Mensch ihr genug Aufregung bereitet hatte, und fuhr weiter. Arjen, der sich immer noch an der Sitzkante festhielt, war zu geschockt, um sie zum Anhalten zu bewegen. Erst als sie auf dem Parkplatz ihres Hotels hielt, fand er seine Sprache wieder.
    »Mädchen, das eben war Fahrerflucht. Wir hätten sofort stoppen und nachschauen müssen, ob dem Fahrer oder seinem Wagen etwas passiert ist.«
    Greta löste einzeln ihre verkrampften Finger vom Lenkrad. »Unsinn, es ist ja nichts passiert. Und wenn doch, dann hat dieser Chaot mindestens genauso viel Schuld an der Misere wie ich. Mich zuerst mit dem Fernlicht blenden und dann Gas geben, sobald ich anfahre. Der hat mich mit seiner Riesenklitsche ganz nervös gemacht, solche Autos gehören verboten.«
    Ihr Großvater ließ jedoch nicht locker, ihre Fahrkünste hatten seine sonstige Gelassenheit allem Anschein nach massiv erschüttert. »Der Mann hat doch nichts falsch gemacht, der wollte dir die Vorfahrt geben, deshalb das Lichtzeichen. Und als er dann zugefahren ist, hast du ihn bedrängt. Gehupt hast du. Ich habe in den vierzig Jahren, die mir das Coupé gehört, nicht ein einziges Mal gehupt!«
    »Arjen«, unterbrach Greta seinen Sermon. »Können wir jetzt bitte im Hotel einchecken, bevor es dunkel wird? Für alles andere fehlen mir momentan einfach die Nerven. Und falls es dich beruhigt: Ich werde den Kratzer an deinem heißgeliebten Wagen ausbessern lassen und in Zukunft nett zu allen Fahrern sein, unabhängig davon, ob ihre Autos meinen Fluchtinstinkt wecken oder nicht. Ich will ja gar nicht abstreiten, dass mein Verhalten unglücklich gewesen ist, aber ich bin nun mal keine besonders gute Autofahrerin, und die Situation hat mich einfach überfordert.«
    Mit einem Nicken beendete Arjen das Gespräch, und als sie ihr Gepäck aus dem Kofferraum holten, drückte er kurz, aber fest ihre Hand. »Kaum sind wir auf Beekensiel, geht das Abenteuer auch schon los. Nichts anderes habe ich erwartet.«
    Das Hotel Sturmwind war ein dreistöckiges Gründerzeitgebäude mit einer cremefarbenen Fassade und hohen weißen Sprossenfenstern, vor denen in Holzkästen Heidekraut wucherte, und einer obersten Reihe mit

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