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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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genau dem richtigen Maß an Nervenkitzel«, erklärte sie. »Es ist diese grauenhafte Straßenführung um den Hafen herum, die mir übel zugesetzt hat. Und – entschuldigen Sie, wenn ich das so offen sage – einige Einheimische fahren wie die Verrückten, als handele es sich bei den schmalen Gassen um Rennstrecken.« Obwohl sie aus den Augenwinkeln mitbekam, wie Arjen sich bei ihren Worten versteifte, konnte sie das Thema nicht fallenlassen. Dabei war ihr durchaus bewusst, dass sie an dem Malheur keineswegs unschuldig gewesen war und dass möglicherweise sogar die Hauptschuld bei ihr lag. In diesem Moment war ihr das jedoch herzlich egal, da ihr Nacken schmerzte und sie sich wie durchs Wasser gezogen fühlte. »Man sollte meinen, dass man auf Fahrer, die ein Kennzeichen von außerhalb haben, ein wenig Rücksicht nimmt. Aber nein, es wird gedrängelt und, wo es geht, geschnitten. Und warum, zur Hölle, muss man bei so verflixt engen Straßen auch noch in Monsterautos herumfahren?«
    »Das ist leicht zu erklären: Weil uns Einheimische die Touristen, die ihr Gehirn beim Betreten der Insel auto matisch auf Ausspannmodus stellen, ansonsten gnadenlos überrollen würden.«
    Die Stimme, die diese Anschuldigung vom Stapel ließ, erklang hinter Gretas Rücken. Sie fuhr herum und trat instinktiv einen Schritt zurück – nicht nur weil der Mann mindestens einen Kopf größer war als sie und eine Kiste vor sich hertrug, gegen die Greta fast stieß, sondern weil sie ihn als den Fahrer des Jeeps wiedererkannte. Er hatte das gleiche dunkle Haar und vor allem den gleichen Gesichtsausdruck, irgendwo zwischen verärgert und verwundert. Aus der Nähe betrachtet erkannte sie, dass er einige Jahre älter war als zuerst geschätzt, vermutlich Mitte dreißig, denn um seine Augen zeichneten sich bereits die ersten feinen Linien ab.
    Einige Sekunden lang maßen sie einander, und zu Gretas Ärger fand er die Sprache als Erster wieder. Eine kühle, tiefe Stimme. »Sie schulden mir eine neue Stoßstange für mein Monsterauto.« Die Stiefel an seinen Füßen machten ein knarzendes Geräusch, als er das Gleichgewicht verlagerte. Greta rechnete fast damit, dass eine Ladung Salzwasser hervorschwappen würde – ein Wassermann in Parka mit einem dicken Wollschal um den Hals. »Nicht dass es wichtig wäre, aber hier auf der Insel brauchen wir keine Geländewagen, um unsere Mitmenschen zu beeindrucken, sondern weil die meisten Wege auf Beekensiel unbefestigt sind und wir vieles transportieren müssen, um die Gäste satt und glücklich zu bekommen. Im Gegensatz zu Urlaubern wie Ihnen tollen wir nicht kopflos umher, sondern leben und arbeiten hier.«
    »Mattes, was bist du nur für ein unhöflicher Mensch?«, fuhr Trude Hayden den Mann an, der die sichtlich schwere Kiste weiterhin vor seinen Oberkörper hielt, als sei sie ein Bollwerk zwischen Greta und ihm. »Die Rosenbooms sind meine Gäste, und ganz gleich, was sie dir auch schulden mögen, du hast sie zuvorkommend zu behandeln, wenn Gastfreundschaft schon ein Fremdwort für dich ist. Ich frage mich ohnehin, warum du mit den Fischen einmal quer durch meinen Eingangsbereich marschierst, anstatt den Lieferanteneingang zu benutzen.«
    »Weil man ungefähr hundert Mal im Kreis fahren muss, bis man dort ankommt. Außerdem bin ich bei Wuddels & Appel vorbeigefahren, um deine Gemüsekiste mitzubringen, dann musst du bei diesem Wind nicht mehr mit dem Fahrrad los. Habe mir nämlich gedacht, dass du die Abholung wegen der Zimmer noch nicht geschafft hast. Wie ich gehört habe, ist Birte mal wieder aufs Gesicht gefallen. Dabei dachte ich, damit sei endlich Schluss, seit sie mit Frank zusammengezogen ist und er ihr ihren rabiaten Vater vom Hals hält. Das tollpatschigste Zimmermädchen der Insel – sollte man nicht denken, wenn man die Birte so sieht«, erklärte er sachlich, während er die Kiste hinter den Tresen brachte.
    »Also, wirklich, das ist so typisch, dass du Frank die Schuld dafür in die Schuhe schiebst. Was soll der Junge denn machen, wenn Birte immer wieder zu ihrem alten Herrn läuft, ganz egal, was der anstellt? Und dann parkt mein feiner Herr Neffe auch noch mitten auf dem Marktplatz, was das wieder an Gerede gibt. Frede aus dem Haushaltswarengeschäft ist bestimmt schon wieder auf hundertachtzig, und das bei seinem Blutdruck.« Trude seufzte – es machte ganz den Eindruck, als habe sie schon unzählige Male auf diese Weise über Mattes geseufzt. »Wenn ich vorstellen darf: Greta und

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