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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Platz für eine professionelle Arbeitszeile und auf der anderen Seite für ein erstaunlich gut erhaltenes Küchenbuffet samt Sitzgruppe. Genauso sah Trude Haydens Stil aus: Das Geschäftliche verband sie stets mit dem Privaten und schaffte dadurch eine gemütliche Atmosphäre, in der man sich sofort heimisch fühlte – jedoch nicht so heimisch, dass man sich selbst bediente. So unauffällig wie möglich schaute Greta zum Kühlschrank hinüber, in dem man ohne Probleme Vorräte für ein ganzes Bataillon unterbringen konnte. Wobei ihr ein gut gefüllter Teller schon gereicht hätte.
    Trude verstand den Wink. »Na, los. Gehen Sie ruhig an den Kühlschrank, und holen Sie raus, worauf Sie Hunger haben. Ihr Großvater ist nicht der Einzige, den seine Erkrankung mitgenommen hat. Sie müssen aufpassen, sonst verlieren Sie noch Ihre hübschen Kurven. Oder gehören Sie etwa auch zu den jungen Frauen, die glauben, es wäre schick, wenn überall an ihnen die Knochen hervorstechen?«
    »Ehrlich gesagt, habe ich noch nicht darüber nachgedacht«, antwortete Greta wahrheitsgemäß. Sie war nicht sonderlich eitel veranlagt, und mit Mode kam sie nur im Wartezimmer ihrer Frauenärztin in Berührung, wenn sie vor Langeweile in den ausliegenden Magazinen blätterte. Davon einmal abgesehen hätte sie angesichts des prächtig gefüllten Kühlschranks ohnehin sofort alles vergessen, was sie jemals über Diäten und schlanke Silhouetten gelesen hatte. Seit Trude ihr versichert hatte, dass Arjens Fieber besiegt war, knurrte ihr Magen unüberhörbar, sodass sie nicht einmal der Holzschachtel mit dem Räucherfisch widerstehen konnte. Eifrig breitete sie ihre Beute auf dem Tisch aus und probierte umgehend ein Stück von dem geräucherten Heilbutt.
    Bei dem Anblick des Räucherfischs schlug Trude sich vor die Stirn. »Das hatte ich ja ganz vergessen: Ich soll Ihnen schöne Grüße von Mattes ausrichten, er wünscht Ihrem Großvater gute Besserung. Vermutlich kann er mehr als jeder andere verstehen, wie das ist, wenn ein hochbetagtes Großelternteil, dem man eng verbunden ist, krank wird. Schließlich lebt Mattes in einem Haus mit seiner Großmutter Adele, die ihn mehr oder weniger aufgezogen hat.«
    »Mattes lebt mit seiner Großmutter zusammen?« Greta konnte selbst nicht sagen, warum sie das so überraschte, denn er war ja offensichtlich ein Familienmensch, wie man schon an seinem Umgang mit seiner Tante gesehen hatte. Es war nur …
    Auf Trudes Lippen erschien ein wissendes Lächeln. »Unser Mattes wirkt mehr wie ein Kerl, der eine Frau und einen Stall voll Kinder zuhause hat, anstelle der eigenbrötlerischen Adele Ennenhof, die lieber die Möwen beobachtet, anstatt ihre Nachbaren zu grüßen. Wäre ja auch im besten Alter dafür – und er könnte es auch längst haben, wenn er nicht so ein elend sturer Brocken wäre.«
    »A-ha, so ist das also.« Einen Moment lang hoffte Greta, Trude würde von sich aus weiter über ihren Neffen erzählen, doch allem Anschein nach wollte sie in diesem Fall gern gebeten werden. Greta zupfte an ihrem Pullover, wohl wissend, dass ein neugieriges Paar Augen jede ihrer Gesten verfolgte. Dann gab sie klein bei, schließlich wollte sie unbedingt erfahren, was Mattes Ennenhof angestellt hatte, um noch alleinstehend zu sein. »Ist Mattes Single, weil er jede Frau, die sich in seine Nähe wagt, mit seiner Art sofort vor den Kopf stößt, oder ist ihm eine ernsthafte Beziehung zerbrochen?«
    »Letzteres!«, schoss es aus Trude heraus, als hätte sie ihr Schweigen keine Sekunde länger ausgehalten. »Als Mattes Anfang zwanzig war, hat er sich ordentlich die Hörner abgestoßen, wenn man dem Gerede trauen darf. Warum auch nicht? Er war blutjung und viel unterwegs, allein schon weil er eine Schwäche fürs Segeln hat. Sie müssen sich bei Gelegenheit unbedingt seine Jolle ansehen, ein schnuckliges Ding! Ich wette, so ein Segelausflug würde Ihnen gefallen, allerdings müssten Sie dafür bis zum Frühjahr warten, es sei denn, Sie mögen es ein wenig ruppig. Gleiches gilt ja auch für Mattes, aber ich komme vom Thema ab.« Trudes unschuldiges Blinzeln überzeugte Greta nicht wirklich. »Jedenfalls hat Mattes sogar eine Zeit lang in Neuseeland gelebt, wobei ich nie so richtig verstanden habe, was er dort genau gemacht hat. Wohl alles Mögliche, seitdem weiß er jedenfalls nicht nur, wie man hart am Wind segelt, sondern auch, wie man einen alten Kasten wie mein Sturmwind aufmöbelt. Ein nützlicher Junge.«
    »Die

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